Teil9

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Kurz kreischend sprang sie mich wieder an. Ich war so überrascht, dass ich beinahe vergaß das ich meine Kaffeetasse in meiner Hand vergaß. Uh... glück gehabt. Nichts übergekippt und meiner Schulter ging es auch gut.

„Sorry!" entschuldigte sie sich, doch ich musste nur schmunzeln.

„Schon gut!" winkte ich ab und sah wie ein breites Lächeln ihre Lippen umspielte, doch mir persönlich war nicht nach lächeln. Ich war so müde, dass ich heute Nacht auf jeden Fall schlafen würde und das bedeutet ich werde schreiend in meinem Bett wieder aufwachen, so wie jedes Mal. Ich bin nicht scharf drauf, dass jeder hier erfährt das ich Albträume habe!

Wir schalteten den Fernseher wieder an, auch wenn ich mich nicht wirklich darauf konzentrieren konnte und dann bekam ich eine Nachricht von Kate. Ich las sie sofort, doch nur um wieder enttäuscht zu werden.

Keine Neuigkeiten. Wir hatten eine Spur, doch die verlief im Sand.

P.S.: Mach dir keine Sorgen, wir finden ihn. Ruh dich aus, nicht das deine Wunde wieder anfängt zu bluten!

Ich stand auf und ging nach draußen in den Garten. Scheiße verdammt. Jack war einer der wenigen die mir nahestehen ich kann und will ihn nicht verlieren. Wo bist du nur? Tu mir das nicht an.

Mir war klar, dass die anderen darüber tuscheln was jetzt wieder passiert ist und wer vermisst ist, aber das war mir Gott weiß gerade egal. Ich versuchte mir nämlich gerade einzureden, dass noch nichts verloren ist, so lange ich nicht an seinem Grab stehe. Doch dieser Gedanke hat mich dazu verleitet mir Jack tot in einer schmutzigen Gasse vorzustellen. Total verunstaltet und voller Blut. Gott bitte nicht!

Die kalte Nachtluft stieß mir entgegen, daher spürte ich wie hinter mir die Tür aufgemacht wurde, da ein Schwall warmer Luft hinten auf mich traf. Ich atmete noch einmal tief durch, um mich auf das zu wappnen, was jetzt kommen würde und dann drehte mich um.

„Ist etwas passiert?" fragte ich Cole bemüht neutral und versuchte Stacy zu Gesicht zu bekommen, ohne Erfolg jedoch.

„Nein!" sagte er mürrisch und knapp.

Was will er dann hier? Ich sah ihn erwartungsvoll an, doch er schwieg. Ich kann keine Gedanken lesen, Mann! Und ich bin gerade auch nicht in der Stimmung zu raten!

„Ich wollte nur danke sagen!" kam es plötzlich von ihm und sah dabei an mir vorbei.

Erst glaubte ich mich verhört zu haben: „Was?" fragte ich überrumpelt.

„Ich sagte danke!" brummte er erneut und mir fielen dabei die Augen raus. Das Wort habe ich noch nie von ihm gehört. Nicht das er es jemals zu mir gesagt hätte. Eigentlich verstehen wir uns echt schlecht, wie man vielleicht bemerkt hat, aber ich habe noch nie gehört das er das zu irgendjemanden gesagt hat und dann sagt er es ausgerechnet mir?! Wieso?

„Wofür?"

„Du hast meine Schwester vor diesen Wichsern gerettet und hierhergebracht. Du hast auf sie aufgepasst als ich es nicht getan habe, deshalb!" erklärte er und ich sah fast wie ihm der Rauch aus den Ohren schoss.

Ich nickte aber nur: „War selbstverständlich!" meinte ich.

„Nein war es nicht!" sagte er und stellte sich neben mich, um auf den Pool zu starren, welcher das Mondlicht reflektierte „Stacys Freunde wären einfach abgehauen und andere hätten eher die Polizei gerufen, die zu spät gekommen wären oder wären ganz abgehauen!"

Ich dachte an Stacys Klicke aus der Schule. Sie bestand aus der Schulschlampe und ihren drei Anhängseln, wobei eine immer mehr als die andere Haut zeigt und man sich irgendwann fragt, ob das überhaupt noch als Unterhose durchgehen würde.

„Ich hätte für sie da sein sollen!" durchbrach er plötzlich die Stille und klang voller Reue. Warum sagt er mir das? Was ist mit seinen Kumpels da drinnen?

„Du bist es jetzt, dass ist alles was zählt!" meinte ich und musterte ihn kurz von der Seite. Sein schwarzes Haar fiel ihm durcheinander in sein Gesicht und seine blauen Augen waren stur aufs Wasser vor ihm gerichtet. Er hatte ein blaues Sweatshirt an und eine schwarze Hose. Irgendwie verstehe ich jetzt warum die Mädchen auf ihn fliegen. ... Wow, was?! Schnell sah ich wieder weg. Was war das denn bitte?

„Ich hätte sie nicht alleine lassen dürfen, hätte auch nicht so viel trinken dürfen und hätte die Schlampen auch wegschicken sollen, aber das habe ich nicht. wäre da nicht zufällig dieses bescheuerte Schulprojekt gewesen..."

„War es aber!" unterbrach ich ihn sofort „Es war da und ich bin gekommen und deiner Schwester ist zum Glück nicht mehr passiert. Das was wäre wenn, fängst du besser gar nicht an. Es wird dich nur wahnsinnig mach und dann verlierst du dich darin und als nächstes realisierst du nicht einmal was um dich herum passiert und bist nicht das nächste Mal da, wenn sie dich braucht! Glaub mir, ich weiß wovon ich rede."

Nun war er es der mich von der Seite musterte, aber auch nach Minuten weder aufhörte noch etwas sagte und langsam wird es mir echt unheimlich: „Willst du ein Foto?" neckte ich ihn und schaffte es wirklich, dass er kopfschüttelnd lächelte. Ich dachte eigentlich, dass ihn das zur Weißglut treibt, aber dem war nicht so. Vielleicht ist er doch nicht so wie es den Anschein hat...

„Was ist mit deinem Freund?" wechselte er das Thema, sah aber nicht wirklich interessiert aus.

„Unverändert!" sagte ich knapp und bemüht distanziert „Wir sollten wieder rein!" meinte ich dann und ging auch gleich ohne mich umzusehen.

Ein Kampf ums LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt