Teil18

1.7K 61 0
                                    

„Alex?"

„Hi, was gibt's?" fragte ich direkt.

„Wann hast du das letzte Mal geschlafen?" fragte sie mich besorgt.

Ich verdrehte meine Augen: „Kate, warum rufst du an?"

Ich hörte sie seufzen: „Na gut, du musst einen Laptop hacken!" spuckte sie es raus.

„Och man, Kate, ich bin in der Schule!" nörgelte ich, hat man in diesem Job denn gar keine Freizeit?

„Ich weiß!" sagte sie nachdrücklich "Aber es ist dringend!"

„Welcher Laptop?" seufzte ich nun.

„Wir schicken dir die Daten. Such alles nach dem Codenamen Lazarus ab!" forderte sie in ihrem üblichen Befehlston, wenn es um den Job geht.

„Lazarus? Wirklich?" fragte ich ein wenig spöttisch „Du suchst doch bitte nicht nach dem Jungbrunnen oder?" lachte ich.

„Alex!" mahnte sie mich, woraufhin ich gleich verstummte.

Ich räusperte mich: „Ja, sorry. Wie viel Zeit habe ich?"

„17 Uhr!"

„Gut!" meinte ich und legte auf.

Mist, ich hätte fragen müssen, wie viele Informationen ich durchsuchen muss.

„Wer war das?" fragte Stacy interessiert.

„Ist nicht so wichtig, aber ich muss Bio und Mathe schwänzen." Erklärte ich und stand auf.

„Wieso?"

Ich schnappte mir meinen Rucksack: „Weil mich eine Freundin um einen Gefallen gebeten hat! Tschau!" sagte ich knapp und ging.

Ich lief zu meinem Wagen und fuhr nachhause.

„Noch vier Stunden bis zu meiner Deadline!" redete ich mit mir selbst, wie immer, wenn ich anfing zu arbeiten. Ich mache mir dann immer ein wenig sorgen, um meine geistige Gesundheit, aber so schlimm kann es ja nicht sein oder?

Kate hatte mir schon die Daten gesendet. Leider hatte sie mir nicht gesagt, dass ich mich in den Server irgendeiner Internetfirma hacken sollte, was so viel heißt, dass sie Firewalls über Firewalls hatten. Betonung auf hatten. Ich kam rein, aber es hat noch einmal eine Stunde gedauert, bis ich den meisten Krempel entrümpelt hatte. Am Ende hatte ich dann einen ganzen Ordner gefunden. Es ging um vertuschte Umweltverseuchungen. Vergiftete Flüsse etc.

Ich packte alle Informationen in einen Ordner und schickte ihn Kate eine halbe Stunde vor Fristende. Ich bin richtig stolz auf mich. Leider war ich zu müde, um mir auf die Schulter zu klopfen und fiel gleich nach hinten auf mein Bett. Keine zwei Sekunden später war ich dann auch schon eingeschlafen.

Dank meines kleinen Nickerchens hatte ich am nächsten Tag genau sechs Stunden Schlaf! Das hört sich vielleicht nicht so viel an, aber das ist mehr als ich manchmal in vier Tagen kriege. Ich hatte zwar wieder Albträume, doch ich war einfach nur für die paar Stunden die ich hatte dankbar. Dementsprechend ging ich auch für meine Verhältnisse gutgelaunt zur Schule. Auf dem Hof waren wieder die Gruppen überall verstreut.

„Alex!" rief jemand plötzlich nach mir.

Stirnrunzelnd drehte ich mich nach der Stimme um und fand dann tatsächlich Stacy, die mich zu sich und den Jungs winkt. Scheiße, wenn ich jetzt so tun würde als hätte ich sie nicht gesehen würde Kyle wieder kommen und mich hinbringen oder?

Widerwillig ging ich auf sie zu. Wird das jetzt zur Angewohnheit von ihr?

„Alex, hi!" begrüßte mich das Mädchen und umarmte mich kurz. Warum kann ich nicht einen normalen, ruhigen Tag haben? Ist das wirklich zu viel verlangt?

Ich wurde seit Jahren nicht mehr so oft umarmt wie in den letzten drei Tagen! Ist das normal so? „Hi!" sagte ich und sah sie erwartungsvoll an.

„Was?" fragte sie mich.

„Naja, ist was passiert?"

„Nein, wieso?"

„Ich frag mich nur was ich hier soll!" erklärte ich mich.

Stacy lachte nur unglaubwürdig. Selbst die Jungs hörten auf zu reden: „Du gehörst jetzt zu uns!" was?!

sie schien meinen Blick bemerkt zu haben: „Jetzt guck nicht so, wir sind jetzt doch Freunde!" meinte sie.

Meine Maske verrutschte für einen Moment. Das tat weh. Ich wich vor ihr erschrocken zurück. Sie sah mich verwirrt an.

„Das ist keine gute Idee!" sagte ich mit belegter Stimme und wollte verschwinden, doch Stacy stellte sich mir in den Weg.

„Wieso?" fragte sie.

Wut, Trauer und Schmerz mischten sich in mir: „Was weißt du von mir?" fragte ich zähneknirschend.

„Was?" fragte sie verwirrt.

„Sag mir was du von mir weißt!" wiederholte ich fordernder.

Sie zögerte kurz: „Du lebst bei deinem Onkel, weil deine Eltern irgendwo in Australien aus beruflichen Gründen sind. Du bist Einzelkind und hast keine Freunde!" fasste sie zusammen.

Ich lachte hohl auf: „Siehst du, nichts von dem was du eben gesagt hast ist wahr! Du kennst mich nicht also sind wir keine Freunde!" sagte ich schärfer als beabsichtigt, aber sie musste es verstehen. 

Überrascht sah sie mich an, doch ich ignorierte sie einfach und ging in das Gebäude rein.

Nicht noch einmal. Ich bin noch nicht so weit jemanden neues wieder in mein Leben zu lassen, aus vielen Gründen nicht.

Im Klassenraum setzte ich mich dieses Mal nach vorne. Ich muss wieder Mal im Unterricht mitmachen, wenn ich meinen Notenschnitt behalten will. Allerdings setzten sich Cole und Logan rechts und links neben mich.

Argh... was soll der scheiß?

„Das war hart!" sprach Logan, nachdem die Lehrerin uns in Stillarbeit verwies.

Ich versuchte ihn zu ignorieren und konzentrierte mich auf die Aufgaben vor mir. Leider wollten sie es einfach nicht sein lassen.

„Wenn du meiner Schwester noch einmal weh tust..." Drohte mir Cole, doch da schaltete ich ab.

Hätte ich es nicht getan, wäre sie im Nachhinein noch stärker verletzt worden und ich hätte irgendwann panische Angst, dass sie mich verletzen oder selber .... Ich hatte eine beste Freundin. Ich kannte sie seit ich denken konnte und dann ... starb sie. Das ist nun drei Jahre her, dennoch tat es weh. Wir waren wie Zwillinge gewesen. Joe hatte selbst eine kleine Schwester und sie ist wie meine eigene, aber seit dem Autounfall ist sowohl ihr als auch mein Leben  zusammengebrochen. Ihre Eltern haben sich getrennt, ihre Mutter ist psychisch instabil und Jennifer, Joes kleine Schwester, muss jetzt bei ihrem Vater leben. Jen besucht ihre Mutter regelmäßig, so wie ich, aber es tut höllisch weh, wenn man die Frau, die wie eine zweite Mutter war, so sieht.

Ein Kampf ums LebenWhere stories live. Discover now