Teil75

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An dem Abend zog ich mir ein weißes Kleid, mit einem tiefen Ausschnitt an und kaschierte meine Narbe über dem Herzen mit einer Abdeckcreme. Es war riskant, aber ich hatte keine großartige Wahl. Ich musste auftauchen und die anderen Kleider zeigten meinen vernarbten Rücken und bis ich den vollständig abgedeckt habe.... Dazu noch eine silberne Kette und ein silbernes Armband. zwei vordere Strähnen von jeweils einer Seite nahm ich und steckte sie mit einer Spange hinten zusammen. Danach klingelte schon Josh an der Tür und holte mich ab. Mein herz schlug schmerzhaft schnell und ich konnte nicht aufhören nervös mit meinen Händen rumzuspielen. Ich wollte wieder zurück und das obwohl ich noch nie das Bedürfniss hatte den Rückzug anzutreten.

"Noch können wir einfach abhauen." meinte Josh auf einmal "Wir können zum Flughafen."

Ich begann zu lächeln: "Und dann nach Europa oder Australien." sponn ich den Faden seufzend weiter.

"Du wirst trotzdem da reingehen oder?"

"Noch einen Monat und dann gehe ich." legte ich mich spontan fest und sah zu ihm.

"Sicher?"

Ich nickte: "Ich kann das nicht mehr." sagte ich und stieg aus dem Wagen, um direkt in den Saal zu steuern.

Die Feier hatte schon angefangen, daher bemerkte man es nicht wirklich als Josh und ich reinkamen. Nur Mr. Clark, Lexi und natürlich Cole bemerkten uns. Gott stehe mir bei. Sobald ich diesen Abend überlebt habe würde ich sagen brauche ich dringend eine Pause, aber ich bitte euch, wer würde die mir geben?

Glücklicherweise begrüßten sie uns relativ freundlich, naja bis auf Cole, der schwieg und sah mich nur noch immer stinksauer an. Ich kann das wirklich nicht mehr lange aushalten.

"Du hast vielleicht nerven." hörte ich Cole hinter mir brummen, woraufhin ich mich anspannte.

"Ich sollte doch hierher." flüsterte ich zurück und wagte es, so stur ich nun mal war mit meiner letzten Kraft mich umzudrehen.

Kalt sah er zu mir runter und wurde von einer Welle Reportern aufgehalten mein Herz erneut zu brechen. Mit ihnen kamen auch die Kinder. Sie schienen wirklich süß. Einige von ihnen waren noch Kinder, aber andere waren Teenager. Von jedem alter war etwas dabei. Ein Mädchen viel mir aber besonders auf. Ich weiß nicht ob es nur ihr strahlendes Lächeln war oder ihr Aladin T-Shirt. Meine kleine Schwester zwang mich diesen Film tausende Male zu gucken. Ich kannte jeden Song auswendig und das hat sie immer gründlich ausgenutzt. Und dann stockte ich als ich meine alte Erzieherin sah.

"Oh Gott.", die haben nicht irgendein Waisenhaus hergebeten, sie haben mein altes hier hergebracht!

"Mrs. Robinson, es ist uns eine Ehre sie begrüßen zu dürfen." begrüßte Mr. Clark die alte Hexe.

"Es freut uns auch sehr, bitte entschuldigen sie das aufziehen der Kinder." sagte Mrs. Robinson.

Sie machte nicht einmal anstalten die Kids zu beschützen. Einige Menschen änderte sich wirklich nicht. Dann sah sie mich an und erkannte mich Gott sei Dank nicht mehr. Uf.... Sie konnte mich wirklich nicht leiden. Zum Teil auch zurecht, ich war nicht das was man als einfaches Kind bezeichnen würden. Trotzdem wurde ich das nur, weil sie auch nicht einfach war.

"Guten Abend!" begrüßten wir uns gegenseitig und dann ging sie mit Mr. Clark weiter zu irgendwelchen Investment-Männern.

"und? Raus damit, woher kennst du sie?" fragte mich Josh offen am Tisch mit Cole und grinste dabei wie ein Verrückter.

"Das ist Mrs. trom-laighe." sagte ich schrill, was übersetzt so viel heißt wie Mrs. Albtraum.

"Was? Wie jetzt? Das ist..."

"Meine alte Erzieherin, ja!" flüsterte ich so laut wie noch nie.

"Alex!" schnitt Coles Stimme die Luft "Was geht hier vor?" fragte er.

"Ich bin auch Waise, schon vergessen!" zischte ich stärker als beabsichtigt, was ihn zurückweichen ließ "Und das Heim das ihr hierher gebeten habt, war mal meins!"

Und dann drehte ich um und sah mir nochmal die Kids an und dann einen Mann. Er war in meinem alter und hatte sich im Laufe der Jahre wirklich stark verändert. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Aaron!

Er hielt die Reporter irgendwie in Schach.

"Singst du uns was vor?" fragte mich auf einmal ein kleines Mädchen mit großen Reh Augen und auf einmal lag die ganze Aufmerksamkeit der Reporter und aller anderen auf mir.

"Tut mir ehrlich leid, aber ich.... ich kann nicht." sagte ich reuevoll, weil mir die Ärztin ausdrücklich davon abgeraten hat. Sie meinte, dass der Druck besonders schmerzhaft werden würde... Allerdings waren die Reporter nicht der Meinung das es eine schlechte idee ist. Sie fingen an sachen zu sagen wie: "Mr. Clark was halten sie davon, dass ihre neuste Angestelltin nicht nur Schlagwütend ist sondern auch noch kleinen Kindern das Herz bricht?" oder "Wie ist es kleine Kinder zu enttäuschen?". Na ganz toll, noch ein negativer Mediensturm.

Gleich darauf fingen Cole und Mr. Clark an sich einzumischen. Sie zu beruhigen, aber es fing an sich hochzusteigern. Irgendwann mischten sich die Gäste auch ein und gingen indirekt auf mich los, obwohl ich am Rand stand und alles mitbekam hielt ich mich lieber raus. Egal was ich sage es würde alles verschlimmern. Aber dann wollten die Erzieher oder viel mehr Mrs. Albtraum mit den Kindern verschwinden und dann sah ich sie wieder. Das kleine Mädchen mit dem Aladin T-Shirt.

Ich seufzte und setzte mich an das Piano und begann das einzige Stück zu spielen das mir in dem Moment einfiel (siehe unten). Langsam begann ich auf den Tasten zu spielen und zu erst bemerkte es keiner. Das kleine Mädchen bemerkte es als erstes. Ich nickte ihr zu und deutete ihr an sich neben mich zu setzen, was sie auch gleich tat. 

Je weiter ich singte, desto mehr Kinder kamen und als es schneller wurde kamen sogar die Jugendlichen und es ist kein Zufall, dass ich Klavier spielen kann, denn jeder im Heim war auf irgendeiner Art Musikbegabt. So kam es, dass einige anfingen mit Geigen, Gitarren  oder Schlagzeugen einzustimmen. Die kleinen standen rund ums Klavier und tanzten oder hörten einfach nur zu. Stetig hörten die Reporter auf sich mit den anderen zu streiten. Alle sahen sie nun zu uns. Einige lächelten, andere nahmen das Geschehene nur mit ihren Kameras auf.

Ich sang mir die Seele aus den Leib und auch wenn es verdammt gut tat mal wieder zu singen, zu spielen, hatte die Ärztin recht. Es tat höllisch weh. Meine Lungen brannten, aber mein Herz fühlte sich leichter. Ich begann sogar zu lächeln. Ein ehrliches und glückliches lächeln.


Am Ende lösten wir uns nicht sofort auf. Wir Waisen blieben rumd um die Instrumente, aber Aaron kam dazu.

"Ich kenne nur eine Person die solche Töne trifft." erkannte er mich endlich.

"Und ich kenne nur eine Person die verrückt genug ist es mit zwanzig Reportern aufzunehmen." sagte ich lächelnd und wir umarmten uns. War nicht die angenehmste Situation, aber ich war froh ihn wiederzusehen.

Dann sah er mich verschwörerisch lächelnd an: "Du hast was angefangen..." 

Ich musste lachen: "Traditionen sind wichtig." stimmte ich zu und sah wie Aaron sich rückwärts in die Mitte des Raumes stellte.

Ein Kampf ums LebenWhere stories live. Discover now