Teil69

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Das Leben ist kein Märchen, dass habe ich auf schmerzliche Weise schon vor langer Zeit erfahren. Ich habe erfahren wie schlecht Menschen sein können. Wie schlimm ihre Taten sein können. Was es heißt schmerzen zu haben und schmerzen zu verursachen. Ich habe erfahren was es bedeutet alleine zu sein. Wie es sich anfühlt zu sterben und wie es sich anfühlt sich zu verlieben. Was es heißt von Erinnerungen und Toten verfolgt zu werden. Aber auch was es heißt geliebt zu werden. Wie es ist gerettet zu werden. Im Arm gehalten zu werden. Getröstet zu werden und aufgemuntert. Ich weiß wie es ist am Morgen neben der Person aufzuwachen von der man wünscht, dass man ihn jeden Morgen, für den Rest seines Lebens neben sich vorfindet.
Ich weiß all das. Und noch vieles mehr.
Ich habe gelitten, gelebt und geliebt. Ich bin gelaufen, geflüchtet und hab gearbeitet. Aber irgendwie scheint das Universum nicht genug zu haben. Irgendwie scheint das Universum mich weiter quälen zu wollen....

Kate und Steven waren die ersten die gingen. Die Zwillinge sind zwischen durch wach geworden und waren vollkommen fertig mit der Welt. Dementsprechend verabschiedeten sie sich als erstes. Sie blieben aber etwas länger, weil wir die glückliche Nachricht feiern wollten, dass ich ein Herz bekommen werde. Es wurde endlich ein passender Spender gefunden! Könnt ihr das glauben? Ich bin gerettet.
Danach folgten Jack und Liam. Ich war immer noch überrascht, dass wir uns so gut verstanden. Dabei sagt man ja immer das der Ex nicht wieder ein Freund sein kann. Zum Schluss blieben dann die Jungs und Stacy. Letztere war aber schon erleichtert in Logans Armen eingeschlafen. Scheinbar war nicht nur ich darüber froh ein neues Herz zu bekommen.  Matt und Max haben sich nachdem Kate, Steven und die Zwillinge weg waren vollaufen lassen, weshalb Matt jetzt noch auf der Couch pennt und Max oben ist und sich großzügig übergibt. Kyle beschloss schließlich die beiden Idioten nachhause zu bringen. Logan und Stacy landeten im Gästezimmer und Cole und ich blieben noch etwas im Garten.
Wir saßen auf einer Bank. Ich lehnte mich an ihn und er legte seine Arme um mich, gleichzeitig atmete ich tief ein und versuchte mir den Geruch des Abends genau einzuprägen.

„Weißt du ich hätte nie gedacht, dass wir einmal so sitzen würden. Ich dachte ich würde dich bis zum Ende hassen." gestand ich Cole lächelnd.

„Du kannst mich gerne ab und zu mal hassen. Du siehst richtig niedlich aus, wenn du sauer bist." meinte er, woraufhin ich rot wurde und ihm mit meinem Ellenbogen zwischen die Rippen schlug, was ihn auch zum Lachen brachte.

Danach schwiegen wir wieder, bis Cole die angenehme Stille durchbrach: „Was willst du eigentlich nach dem Abschluss machen, jetzt wo dir die Welt offen steht?"

„Ich wollte schon immer Jura studieren."

„Wirklich?"

„Hmhm" nickte ich „Meine Eltern waren Anwälte. Eigentlich hatten meine Eltern, meine Schwester und Brandon und ich vor eine eigene Kanzlei zu öffnen, aber nachdem Mum und Dad starben, Mia ihnen folgte und Brandon verschwand..."

„Du willst für sie den Traum weiterleben." schlussfolgerte Cole richtig.

Ich nickte wieder: „Aber nicht nur wegen ihnen, auch wegen dem was mir alles passiert ist. Ich will wissen wie ich mich wehren kann."

Coles Arme um mich drückten mich enger an ihn und er gab mir einen Kuss auf den Kopf: „Ich pass auf dich auf!"

Ich konnte nur schwach lächeln. Es wäre schön, aber was könnte er schon tun? Er war doch auch nur ein Junge...
„Was ist mit dir?"

„Meine Eltern wollen, dass ich ihr Geschäft übernehme."

„Und was willst du?"

„Ich denke mal ich werde wirtschaftlich irgendwas studieren und dann weiter sehen." meinte er, was mich lächeln ließ.

„Ganz locker, hast ja Zeit nh"

Ich spürte ihn an meinem Kopf auch lächeln und dann pickte er mich plötzlich in den Bauch, was mich kurz aufkreischen ließ.

„Als erstes kommt ja eh ne kleine Auszeit." sagte er.

„Stimmt. Schon irgendwas vor?" fragte ich und sah zu ihm hoch.

„Ich dachte ich könnte mit meiner neuen Freundin was unternehmen." antwortete er und sah mir intensiv in die Augen.

Mein Herz machte ein Hüpfer und ich begann breit zu lächeln. Hat er mich gerade Freundin genannt? Bin ich das? Seine Freundin?
Ich überbrückte unseren Abstand und legte meine Lippen auf seine.
Wir fingen an Pläne zu machen was wir alles machen wollen. Irgendwann artete das etwas aus und wir sprachen darüber was wir in fünf Jahren alles machen wollen und wohin wir reisen wollten.

„Und ich will unbedingt nach Mudanya." sagte ich aufgeregt, nachdem er seinen Wunsch äußerte mit mir nach Tokio zu fliegen.

„Wohin?" fragte er süß verdattert.

„Mudanya, das ist ein kleines Städtchen in der Türkei, am Meer. Es ist wirklich schön dort. Irgendwann will ich dort eine Wohnung kaufen." träumte ich glücklich, was Cole auch lächeln ließ.

„Ok, eine Wohnung in der Türkei geht klar." sagte er.

Ich sah zu ihm auf. Seine ozeanblauen Augen sahen mich mit so viel Zuneigung, Ehrlichkeit und liebe an, dass ich nur genauso zurückstrahlen konnte. Ich plante gerade meine Zukunft mit diesem Jungen. Dem Jungen den ich früher nur lächeln sah, wenn er jemanden runtermachte.
Ich wollte das dieser Moment nie zu Ende ging, doch das tat er. So wie der Tag. Wir landeten müde im Bett und kuschelten uns eng aneinander. Mit einem Lächeln schlief ich schließlich ein.

Bis um 6:37 h klingelte mein Handy. Um Cole nicht zu wecken schlich ich mich aus dem Zimmer und ging ran.

„Ja?"

„Alex?" schrie mich Ben plötzlich an. Er klang total aufgelöst. Ich glaube er weinte.

„Ben? Was ist los?"

Und dann kamen die zehn Worte die die schlimmsten Jahre meines Lebens einläuten sollten: „Ich brauch deine Hilfe, bitte. Ich.. sie darf nicht sterben."

Die Welt wird eines Tages mit einem großen lauten Knall verglühen. Mein Leben wird mit einem kleinen piepen enden...

Ein Kampf ums LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt