Teil62

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Wir sind gerade so pünktlich angekommen. Cole lud ich im Wartezimmer ab und ging dann selbst mit Dr. Rose in ihr Büro.

„Heute scheint ihr Glückstag zu sein." Meinte sie schließlich, als sie auf ihre Akte von mir sah „Ihre Werte haben sich stabilisiert. Die Anfälle sollten damit auch langsam wieder auf null sinken. Ich rate ihnen trotzdem weiterhin sich von jeglicher Art von Stress und Sport fernzuhalten. Gehen sie es langsam an. Auch wenn sie dem Tod nun erstmal von der Schippe gesprungen sind, könnte es jeder Zeit passieren. Erwarten sie nicht, dass ihre Symptome von heute auf morgen verschwinden, es wird eine Weile dauern, bis sich ihr Körper wieder an ... die Umstände gewöhnt hat. Nehmen sie weiterhin die Tabletten und dann sehen wir weiter."

Ein Stein fiel mir vom Herzen. Ich sterbe also vielleicht nicht: „Und die Organtransplantation?" fragte ich und fing an nervös mit meinen Händen rumzuspielen, die schon total verschwitzt waren. Im Auto schon war ich bis auf den Zahn angespannt.

„Nun, sie sind weiter aufgestiegen in der Liste, aber freuen sie sich nicht zu früh. Es könnte immer noch Jahre dauern, bis wir ein kompatibles Herz für sie gefunden haben." sagte sie und auch wenn ich wusste, dass ich mir nicht so viele Hoffnungen machen sollte, bekam ich langsam immer mehr davon.

Danach erklärte sie mir noch das ein oder andere worauf ich achten sollte und dann wurde ich entlassen, natürlich mit dem gleichen Spruch wie immer: „Mir wäre es natürlich lieber, wenn sie hier im Krankenhaus blieben, unter Ärztlicher Beobachtung damit falls etwas passiert wir sofort eingreifen könnten."

Darauf ich das gleiche wie immer: „Mein Leben ist aber da draußen.", sie seufzt und ich gehe, dieses Mal aber glücklich. Und als ich Cole sah überkam mich das Glück einfach und ich sprang ihn um den Hals. Ohne zu zögern erwiderte er die Umarmung: „Ich nehme an es gab gute Nachrichten?" vermutete er.

„Eh... naja, irgendwie schon!" meinte ich. Das ich vermutlich nicht sterben werde und auf der Liste nach oben gerutscht bin ist zwar gut, aber ich habe immer noch einen Metallsplitter im Herzen. Doch die Hoffnung, dass wirklich alles gut werden würde stieg ins Unermessliche.

Nach so einer Minute löste ich mich mit einem breiten Lächeln wieder von Cole: „Gehen wir!"

Irgendwie schien ich einen Lauf zu haben. Erst bin ich meinen Onkel losgeworden, dann konnte ich endlich umziehen, die Sache mit meinem Herzen begann sich langsam wieder zu glätten und Ben schien noch für eine Weile zu bleiben. Auch Cole schien keine Stimmungsschwankungen mehr mir gegenüber zu haben und Kyle und ich wurden wirklich warm miteinander. Es stellte sich heraus, dass wir beide Harry Potter fans sind, was mich bei ihm wirklich überrascht. Aber mittlerweile begrüßte ich ihn schon mit dem Namen Snape, weil er ihm einfach so ähnlich sah. Er hatte schwarze kurze Haare und fast genau die gleichen Augen, außerdem war Snape auch sein Lieblingscharakter. Kyle hingegen nannte mich Hermine, auf Grund meiner Haarfarbe und das sich, seine Worte, eine Streberin war.  

Dennoch freuten sich die anderen aus irgendeinem Grund zu hören, warum ich sie mehr oder weniger angelogen habe. Ich beharre zwar immer noch darauf, dass ich zu keiner Zeit gelogen habe, aber sie meinen es sei anders. Tja und jetzt sind zwei Tage vergangen und sie fangen an zu fragen. Ben begann ebenfalls darauf zu drängen, aber ich hatte angst und aus irgendeinem Grund schien das dieses Mal, das erste Mal nur Cole zu verstehen, nicht Ben. Weitere zwei Tage später saßen wir alle bei mir und aßen Pizza.

„Ok, wie wäre es damit. Wir raten und wenn es richtig ist, dann sagst du einfach stopp?" schlug Stacy ungeduldig vor. Weshalb auch immer fand sie es witzig. Selbst Ben war der Apetid inzwischen vergangen und der beharrte auch schon seit zwei Tagen darauf, dass ich es ihnen sagen muss.

„So langsam verstehe ich, warum du es ihnen nicht sagen willst. Ich will mir gar nicht vorstellen wie viele Fragen sie haben, wenn sie es wissen." Brummte Ben neben mir.

„Ach wirklich?!" meinte ich sarkastisch und sha ihn böse an. Von wegen Mr. Spuck es endlich aus.

„Ich dachte du wärst auf unserer Seite!" schrie Stacy empört, aber Ben blieb ruhig.

„Bin ich auch gewesen, aber ihr denkt dass das irgendwie witzig ist, ist es aber nicht. Nichts an der Sache hat auch nur einen Fünkchen Spaß in sich. Stattdessen muss ich jedes Mal um ihr Leben fürchten." Meinte er und stand wie vom Blitz getroffen auf, um nach draußen zu gehen.

Mist! Manchmal vergesse ich auch, dass die Sache nicht nur mich betrifft... „Na danke auch, jetzt zufrieden?" fragte ich sie und folgte darauf Ben nach draußen in den Garten.

„Wenn du es ihnen sagst schmerzt es vielleicht weniger. Sie wüssten dann worauf sie achten müssten." Meinte Ben, nachdem wir eine Weile einfach nur nebeneinander standen und nach draußen starrten.

„Vielleicht.", daran hatte ich ja auch schon gedacht.

„Was hält dich dann zurück?" fragte er und drehte sich nun zu mir.

„Ich weiß nicht genau. Ich schätze ich habe einfach angst." sprach ich es nun aus "Wir haben uns früher nicht leiden können, was wenn das nur Show war? Du weißt, ich wurde schon öfters verraten und selbst, wenn sie mich nicht verraten würde sich dann alles ändern. Sie würden sich anders verhalten. Menschen sehen einen anders an, wenn sie es wissen. Außerdem wüsste ich nicht einmal wo ich anfangen sollte. Ich habe einfach angst davor was dann passiert. Sie könnten sich verplappern und als nächstes steht mein Onkel vor meiner Haustür."

„Ok, also zu erst einmal ist er nicht dein Onkel!" sagte Ben mit harter Stimme „Und zweitens denke ich nicht, dass sie dir schaden wollen." fügte er sanfter hinzu.

Ich schwieg. Er hatte recht, dass dachte ich auch nicht, aber ich habe trotzdem Angst.

„Wage es und wenn es schief geht hast du einen Ort an den du flüchten kannst und musst sie auch nie wiedersehen. Bald ist ja euer Abschluss." riet er mir.

„Und wie fange ich an?"

„So wie man jede Geschichte anfängt, am Anfang." Schlug er mitfühlend vor.

Ich seufzte und nickte schließlich: „ok."

Ben gab mir noch einen Kuss auf die Haare und ging dann. Gleichdarauf kam Cole raus und sah mich forschend an: „Worüber habt ihr geredet?"

Unsicher sah ich zu ihm auf: „Du meinst es ernst oder?" fragte ich nun offen, vielleicht würde es dann ja einfacher.

Stirnrunzelnd sah er zu mir durch seine blauen Augen runter: „Was meinst du?"

„Das alles. Mich in eure Gruppe aufzunehmen, all das! Denn weißt du, ich brauche wirklich nicht noch mehr Menschen die mir leid zu fügen!"

„Nein, niemals, Alex was ist los? Wer hat dir weh getan?" fragte er und klang auf einmal unendlich gefühlvoll.

Ich atmete einmal tief ein, nahm dann seine Hand, weil ich vermutlich anders mich nicht reingetraut hätte und zog ihn dann mit zu den anderen: „Das erzähle ich euch jetzt."

Ein Kampf ums LebenWhere stories live. Discover now