Teil11

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„Bitte, letzte Nacht hatte ich keinen Albtraum und da warst du da!" flehte sie und ich seufzte. Super, dass hat man jetzt davon!

„Sicher!" ergab ich mich und stand dann kurz noch auf „Und ihr anderen, raus hier! Schlaft weiter." Sagte ich, doch sie zögerten. Ich rollte genervt mit den Augen: „Cole, du musst auch kurz raus."

„Nein, ich bleibe!" erklärte er mit fester Stimme.

Ich muss mein T-Shirt wechseln. Es klebt zum Teil an mir: „Du kannst gerne wiederkommen, nachdem ich mir ein anderes Shirt angezogen habe!" meinte ich nachdrücklich.

Auf einmal blickten alle Jungs auf mein T-Shirt was mich nun nervös machte. Sie schienen jetzt erst zu realisieren, dass mein Shirt nass war.

„Was ist mit dir passiert?" fragte Cole stirnrunzelnd.

Wie kommt er darauf, dass ich ihm antworte? „Das tut nichts zur Sache und jetzt raus! Ich ruf dich, wenn ich fertig bin, aber ich werde mich sicher nicht vor dir ausziehen!" sagte ich strenger als gewollt und schob ihn und die anderen Jungs raus.

Ich seufzte kurz genervt auf. Die Typen werden noch meine letzten Nerven rauben.

„Ich finde dich wirklich toll!" sagte Stacy auf einmal und strahlte breit.

Ich grinste: „Ok? Woher kommt das jetzt?" fragte ich halb am lachen und ging zu meinem Schrank. Ich holte ein neues Shirt raus und zog mein altes über meinem Kopf, achtete aber darauf, dass sie meine Verletzungen nicht sah. Keine Sekunde später hatte ich einen bequemen Hoodie an und warf das nasse Shirt in eine Ecke.

„Du bist die Einzige, die meinen Bruder aus ihrem Zimmer geschmissen hat!" antwortete Stacy und lächelte.

„Er hätte früher oder später eh einen Arschtritt bekommen, aber ich bin stolz darauf, dass ich die Erste sein durfte!" meinte ich grinsend und ging wieder zur Tür.

Schweren Herzens öffnete ich die Tür und ein grimmiger Cole stand mir entgegen. Ein paar Sekunden starrte er mich nur an und bewegte sich nicht.

„Willst du ewig da draußen stehen bleiben oder reinkommen?" provozierte ich ihn.

Er ging an mir vorbei aufs Bett zu: „Wie geht's dir?" fragte er Stacy sanft, woraufhin mir warm wurde und zu lächeln begann.

„Besser!" antwortete Stacy und Cole gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

Ein Schmerz breitete sich in meiner Brust aus. Der Schmerz, den ich seit Jahren versuchte zu unterdrücken. Automatisch sah ich weg und unterdrückte die aufkommenden Tränen. Einatmen, ausatmen....

„Alex?" fragte Stacy besorgt.

Ich sah wieder zu ihnen und lächelte: „Wir sollten schlafen! Cole, willst du bei Stacy schlafen oder auf der Couch?" fragte ich.

Er antwortete nicht direkt, sondern sah abwartend zu Stacy: „Ich kann auch auf der Couch schlafen?" bot er ihr an.

Sie sah ihn dankbar an und nickte. Cole stand wie auf Befehl auf, gab ihr noch einen Kuss auf den Kopf und stand auf. Ich ging auf Stacy zu. Sie machte mir platz auf dem Doppelbett und ich legte mich zu ihr.

Nach einer Weile lagen die beiden friedlich schlafend auf dem Bett und der Couch. Ich hatte mir vorgenommen nicht zu schlafen. Ein Albtraum wäre jetzt wirklich auf verdammt vielen Ebenen unpassend. Es war inzwischen eine Stunde vergangen und ich habe mich wieder aufgesetzt. Stacy hatte ihren Kopf auf meinen Schoss gelegt und ich begann geistesabwesend ihr über die Haare zu streichen, als sie wieder anfing zu wimmern. Einige Sekunden später hörte sie wieder auf. So ging das schon eine halbe Stunde.

„Wie geht's ihr?" flüsterte Cole auf einmal.

Ich sah zu ihm rüber: „Sie schlägt sich tapfer!" antwortete ich schmunzelnd.

Er stand auf und kam zu uns rüber: „Wie hast du sie beruhigt? Vorher als sie aufgewacht ist. Ich habe es nicht geschafft." Fragte er besorgt.

„Nimm sie in den Arm und dann schau ihr in die Augen. Der Augenkontakt einer bekannten Person wird ihr helfen. Sag ihr dann das alles wieder gut wird und mach die gleiche Atemübung mit ihr. Dadurch wird die Angst und das Adrenalin abgebaut, dem Körper wird damit signalisiert, dass er nicht in Gefahr schwebt!" erklärte ich sachlich, meinen Kopf aber starr auf Stacy gerichtet. Wieder begann mein Herz sich schmerzhaft zusammenzuziehen.

Bald würde sie weg sein und damit auch das Gefühl. Zumindest für eine Weile. Stacy brachte mehr hervor als mir lieb ist und das wird mir, wenn ich nicht aufpasse um die Ohren fliegen. Dafür erinnerte sie mich einfach zu sehr an sie.

„Du hattest einen Albtraum!" kam es von Cole, wobei es mehr eine Aussage als eine Frage war.

„Wie kommst du darauf?" fragte ich und wagte es nicht aufzublicken.

„Dein Shirt. Die anderen dachten du hättest Wasser verschüttet oder so, aber es war schweiß!"

Ich spürte seinen Blick auf mir: „Keine Sorge, es war nicht das was du denkst. Ich habe nicht von dem Tag geträumt an dem ich fast vergewaltigt wurde!"

Eine Weile schwieg er wieder: „Und wovon dann?" fragte er überraschend sanft.

„Ist nicht wichtig!"

„Ist es doch, wenn du deswegen Albträume hast!"

Ich seufzte und sah ihn an: „Es ist nichts worum du dir sorgen machen müsstest! Ich bin die kleine Prinzessin, schon vergessen? Bei mir ist immer alles gut!" meinte ich und benutzte den nervigen, von außen richtigen, Kosenamen, für den ich ihn am liebsten immer schlagen würde.

„Warum beunruhigt mich das nur mehr?"

„Gute Frage!" meinte ich und fragte mich das Gleiche. Warum beunruhigt ihn das? Ich sah ihn verwirrt an, doch er sah nur auf seine kleine Schwester.

Er würde alles tun um sie zu schützen... und wieder begann es zu schmerzen. Meine Finger verkrampften sich, woraufhin ich sie zurückzog. Plötzlich bekam ich nur noch schwer Luft und ich musste mich zusammenreißen um nicht zu hyperventilieren. Schwer atmete ich tief ein und dann wieder aus.

„Ist was?" fragte mich Cole

Ich schüttelte den Kopf und konzentrierte mich nur auf eine ruhige Atmung. Ich wusste was kommen würde, wenn ich mich nicht schnell in den Griff bekomme.

„Alex?" fragte Cole inzwischen sogar besorgt

„Geht gleich wieder!" sagte ich etwas außer Atem. In meinen Ohren hörte ich meinen schnellen Herzschlag und mein Oberkörper fühlte sich an, als ob jemand draufsitzen würde. Immer wieder tauchte ihr Gesicht vor meinen Augen auf.

Am Rande spürte ich wie zwei Hände sich auf meine Schultern legte, doch ich konzentrierte mich darauf das Bild vor meinen Augen zu verdrängen. Langsam bekam ich wieder Luft. Kalte Luft strömte in meine Lungen und ich machte wieder die Augen auf. Erleichtert lehnte ich mich gegen die Wand hinter mir. Das war knapp.

„Was war das?" fragte mich Cole.

„Nichts, nur... ich habe nur nicht aufgepasst!" meinte ich leichthin. Irgendwie war es ja auch die Wahrheit, naja, mehr oder weniger.... Ich kenne schließlich meine Trigger und wusste was passieren würde.

„Worauf?" hakte er weiter nach und klang ehrlich besorgt, doch ich machte wieder dicht.

„Nichts, es geht wieder!"

„Das sah nicht so aus!" sagte er und zwang mich ihn anzusehen.

Ich versuchte wegzusehen, weil ich wusste wie ich aussehen musste. Total aufgelöst und fast am Weinen: „Du solltest wieder schlafen. Ich kümmere mich um deine Schwester!" meinte ich total am Thema vorbei und hoffte er geht darauf ein, aber natürlich tat er das nicht.

„Was soll das?" fauchte er mich auf einmal wütend an und mein Ich aus der Schule kam zurück.

Ein Kampf ums LebenWhere stories live. Discover now