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LILLIAN

»Hier sind sie«, sage ich fünf Minuten später und reiche dem Mann auf meinem Sofa die Schachtel Tabletten und eine kleine Flasche Wasser. Mich machen diese Dinger müde und hoffentlich haben sie den gleichen Effekt auf ihn. Unsicher sinke ich in den Sessel ihm gegenüber und schaue zu, wie er eine der weißen Pillen ext und die Flasche halb leert. Erleichtert legt er den Kopf in den Nacken. Seine Hand liegt noch immer auf seiner verletzten Seite, die andere findet zur Waffe. Er traut mir nicht. Die Stille die sich zwischen uns breit macht, ist unerträglich. Der Druck, der auf meinen Lungen liegt, bringt sie fast zum Erliegen. Ich atme tief ein, doch mein Herz schlägt panisch auf, in der Hoffnung mehr Sauerstoff abzubekommen. Ich fühle mich wie in einem immer kleiner werdenden Raum.
»Bist du ein Feind der Vallians?«, traue ich mich erneut zu fragen. Ich erkenne ihn kaum im schummrigen Licht des Mondes das durch die Fenster fällt. Doch seine Augen, die stechen in der Dunkelheit hervor wie zwei glitzernde Saphire. Sie mustern nicht auffällig und bleiben stets ein wenig zusammengekniffen. Er traut mir genau so wenig wie ich ihm.
»Ich bin ein Benelli«, brummt er schroff. Also hatte ich recht. Wegen ihnen ist der Sohn der Vallians Tod. Diese Blut-Fehde wurde durch sie begonnen. Sie sind schuld, das die Stadt zum Erliegen kommen muss und alle Leute in Angst und Schrecken zuhause in ihren Wohnungen ausharren und hoffen den Clans nicht zum Opfer zu fallen.
»Das sagt dir doch sicher etwas, Lillian
Ich mag es nicht, wie er meinen Namen betont. Er klingt so entfremdet aus seinem Mund.

Ich streiche mir eine Haarsträhne hinter die Ohren. »Wollten die dich erschießen?«, frage ich unsicher und kann mir die Antwort denken. Natürlich wollten sie das, sonst wäre er nicht von ihnen davongelaufen. Sie haben gekämpft.
»Ist das ein Witz? Hast du nicht gerade gehört was ich gesagt habe?«, hakt er bitter nach. »Doch«, erwidere ich und hebe meinen Kopf um ihn anzusehen, »aber nur weil du angeblich ein Benelli bist, heißt es nicht dass sie dich ohne Grund angreifen. Hast du etwas mit dem Toten zutun?«
Ich sehe wie der Ausdruck auf seinem Gesicht sich von einer auf die andere Sekunde ändert. Verdammt, ich bin zu weit gegangen. »Pass auf was du sagst, Lillian. Denkst du wirklich, das ich nicht abknallen würde? Ich würde es tun, dich in den Teppich einwickeln und deinen ausblutenden Körper anschließend in den eiskalten Hudson werfen. Also halt deine verfickte Fresse«, blafft er mich an und knallt die Pistole lautstark auf den Couchtisch zwischen uns, sein Fuß landet daneben. »Jetzt verpiss dich in den Schlafzimmer oder so, ist mir egal, ich will meine Ruhe«, fordert er mich auf. Ich schnappe nach Luft. »Das ist meine Wohnung!«, protestiere ich mit verschränkten Armen. Zugegeben spiele ich einen Moment lang mit dem Gedanken, mir die Waffe zu schnappen, aber er wäre vermutlich schneller als ich und hätte mir eine Kugel zwischen die Augen gejagt bevor ich reagieren könnte. Nein, das will ich nicht riskieren, schließlich habe ich noch eine Aufgabe zu erledigen. Ich will meine biologischen Eltern finden, koste es was es wolle.
»Glaubst du das interessiert mich? Ich könnte mit dem Finger schnipsen und das ganze Viertel würde mir gehören. Geh, oder ich zwinge dich«, zischt er so gefährlich wie das Gift einer Schlange. Ich will nicht, dass er mich umbringt, also halte ich die Klappe und erhebe mich aus dem Sessel. Durch die Dunkelheit in der die Wohnung liegt, stiere ich dem Fremden Eindringling sauer in die Augen. Er soll wissen, das er nicht erwünscht ist. Mal ganz davon abgesehen, das er ein Benelli ist. Ein verdammter Gangster, mit dem ich nichts zutun haben will. Nein, sicher nicht. Mein einziges Ziel ist es, meine biologischen Eltern ausfindig zu machen. Ich möchte endlich wissen, wo meine Wurzeln liegen und was für Menschen die zwei sind. Das wünsche ich mir am allermeisten.

»Du bist morgen früh verschwunden?«, nehme ich an und der Benelli Sohn legt seinen zweiten Fuß ebenfalls auf meinen Tisch. Gott, wie ich das hasse. »Ich kann auch noch länger bleiben, wenn du willst«, schlägt er provozierend vor und ich schnaube. Die Arme verschränkend schaue ich ein letztes Mal zu ihm und mache auf der Stelle kehrt. Eine Antwort gebe ich ihm nicht mehr, als ich das Wohnzimmer in den Flur verlasse. Hoffentlich verreckt er heute Nacht an seiner Verletzung. »Vorsicht wie du mich anschaust, mia bella, du könntest dir damit eine Menge Ärger damit einhandeln«, rät er mir. Im Türrahmen stehend halte ich inne und sehe ihn über die Schulter hinweg an. »Größeren Ärger als einen Benelli auf meiner Couch? Ich denke nicht.«
»Was du denkst ist belanglos. Du solltest dir meine Worte zu Herzen nehmen, nicht alle sind so gnädig wie ich, mia bella.«
»Lass das«, murmle ich genervt. Bin ich etwa sein Püppchen? Gott, diese Italiener denken wunder wer sie sind mit ihrer gebräunten Haut, den hübschen Augen und den süßen Lock- nein Lillian, diese Gedanken sind bescheuert. Sie sind verboten, so wie die Frucht in der Bibel. Dabei bin ich nicht einmal gläubig.
»Ich weiß nicht wovon du sprichst, mia bella

Mafia King | 18+Where stories live. Discover now