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SANTINO

Die kommenden Tage sind ereignislos.
Mein Vater hat mir quasi befohlen, das ich mich auskurieren soll, und hat einen seiner Leibwächter beauftragt, meine Zimmertür zu bewachen. Zugegeben, lag ich eh die ganzen lieben Tage flach. Der Streifschuss an meiner Seite hat mir einiges erschwert und hat höllisch geschmerzt. Erst jetzt - nach über einer Woche, schaffe ich es einigermaßen ohne starke Schmerzmittel durch den Tag. Bernardino, der meine Wunde täglich versorgt, versicherte mir, das es bald besser werden würde. Er hat mir ein Gel auf die Wunde aufgetragen, die ein kühles Gefühl unter dem dicken Verband hinterlässt, den er um meinen Bauch gewickelt hat. Nur schnaufend habe ich es geschafft mir das schwarze Shirt über den Kopf zu ziehen. Diese Verletzung kotzt mich dermaßen an. Ich fühle mich wie ein Krüppel, und vielleicht bin ich das gerade auch.

Fünf weitere Soldaten sind auf Seiten der Vallians wie Schachfiguren gefallen und ich fühle mich wie in diesem uralten Spiel, nur das beide Seiten schwarz sind und es keine weiße gibt. Nur böse gegen böse, nichts weiter. Es fühlt sich tatsächlich an wie ein Schachspiel, das wir spielen. Gestern Abend gab es keine Vorfälle in der Stadt, weil Julian seine Hunde zurückgepfiffen hat. Er plant etwas, und mich würde brennend interessieren, was genau. Sein nächster Zug wird etwas großes sein, das spüre ich.

Schnaufend richte ich mich auf und lege den Kopf einen Atemzug lang in den Nacken. Die frische Luft die durch das offene Fenster in meine Lungen strömt, fühlt sich wie eine Wiedergeburt an.
»Man, du siehst echt scheiße aus, Santo«, erklingt die amüsierte stimme meines besten Freundes aus dem nichts hinter mir. Er stößt ein kehliges Lachen aus, doch als ich meinen Kopf zu ihm drehe, schafft er es nicht, die Besorgtheit in seinen Augen vor mir zu verbergen. Er mustert mich bedrückt und klopft mir ehrenvoll auf die Schulter. »Kyle«, brumme ich überrascht und dennoch erfreut, ihn wiederzusehen. »Schottland hat dich blass wie eine Zwiebel gemacht, mein Freund«, merke ich an und er grinst breit. Kyle Johnston ist mein bester Freund, seit dem ich klein bin. Seine Eltern lebten einst in Littly Italy, bevor es sie zurück nach Schottland in ihre Heimat verschlug. Kyles Vater war ein enger Vertrauter meines Vaters und agierte als Zwischenmann für meine Familie und die schottischen Clans. Wir hegten schon immer eine enge Verbindung zu ihnen. Sagen wir, wir helfen uns gegenseitig mit Gütern und Problemen aus.
»New York scheint dir auch nicht gut bekommen zu sein, Santo. Sehe ich da graue Haare?«, fragt der Schotte und zupft an meiner Frisur. Ich gebe ihm einen ordentlichen Hieb mit dem Ellenbogen in die Seite und murmle ein leises »fick dich du Penner.«
»Du weist genau, das ich nicht auf Männer stehe.«
Ich verdrehe meine Augen und richte mein Gesicht wieder gen Himmel hinauf. »Wie war Inverness? Gutes Wetter? Konntest du alles erledigen?«, erkundige ich mich das Thema wechselnd. »Regnerisch wie immer zu dieser Jahreszeit. Meine Aufgaben sind alle abgearbeitet und es wird sich sicher freuen zu hören, das ich erstmal hierbleibe. Dein Vater hat ausgehandelt, mich für ein paar Monate in Beschlag zu nehmen. Ich glaube er kann mich gut im Kampf gegen Julian gebrauchen«, erzählt mein bester Freund mir. Ich schnaube. »Das ist nicht dein Kampf, Kyls«, erinnere ich ihn. »Und? Ihr seid genau so wie die Schotten meine Familie. Außerdem lasse ich meinen Bruder nicht im Stich«, stellt er klar. Kyle ist eine treue Seele, und ja, er hat recht, wir sind Familia, dennoch will ich ihn nicht mit in die scheiße ziehen, er hat genug eigene.
»Also, hast du Hunger? Im Flugzeug gab's nur vegane Würstchen und ich fürchte, das wird meinem Protein Haushalt nicht gerecht. Pizza, willst du welche?«
Ich hebe meine Augenbrauen und schaue ihn an. »Pizza hat aber mehr Kohlenhydrate«, merke ich an. Er stöhnt genervt auf und schließt das Flügelfenster vor meiner Nase. »Hauptsache richtig italienisch. In Inverness gibt es niemanden, der euch das Wasser reichen könnte in Sachen Essen«, gibt er zu und entlockt mir ein schmunzeln. Er hat mich überzeugt. »Also Gut«, gebe ich nach und setze mich langsam in Bewegung, »erzählst du mir dann, wie es war?«
»Logo.«

Mafia King | 18+Where stories live. Discover now