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LILLIAN

Meine Finger streifen Santinos, die unter dem Tisch auf meinem Oberschenkel ruhen und mir ein gewissen Gleichgewicht verschaffen. Ich fühle mich geerdet, als wäre er der Ruhepol in mir, dabei habe ich schon zwei Gläser Wein intus und kichere wie ein Schulmädchen.
Weihnachten ist wunderschön.
Wir sitzen mit meinen Eltern zusammen, lachen, reden, genießen den Abend. Sogar Santino ist etwas lockerer geworden und hat meine Mutter mit seinem teuren Wein abgefüllt. Sie kichert ebenso wie ich und auch mein Vater scheint angetrunken zu sein. Was ein Abend. Der nüchternste von uns ist vermutlich der Italiener. Ich genieße die Wärme, die seine Hand abgibt und sich wie ein Lauffeuer in meinem Körper breitmacht. Heimlich verschränke ich unsere Finger ineinander und er streichelt mit seinem Daumen über meinen Handrücken. »Alles in Ordnung bei dir?«, hakt er wispernd nach und ich schenke ihm ein nickendes von Herzen kommendes Lächeln. »Ja, alles bestens«, bestätige ich ihm zufrieden. Meine Eltern hier zu haben ist wie ein Traum, der in Erfüllung geht. Plötzlich scheinen die grauen Tage viel bunter. Ich habe den Schmerz, den die vergangenen Wochen bei mir hinterlassen haben noch nicht überwunden und sicherlich dauert dies auch noch etwas, aber ich befinde mich auf einem guten Weg. Santino ist an meiner Seite und meine Eltern sind zu Besuch. Was könnte es Schöneres geben? Palermo ist eine atemberaubende Stadt an Siziliens Nordküste und langsam beginne ich mich in Santinos Heimat wohlzufühlen. Ich beginne zu verstehen, was so besonders an diesem Ort ist.

Trotz allem vermisse ich New York City. Wäre Maya nicht gewesen, hätten wir dortbleiben können, aber sie hat uns verraten. Sie hat erneut die Seiten gewechselt, oder uns für einen Deal verpfiffen. Wo auch immer sie nun sein mag, ich hoffe sie schmort in der Hölle. All die Dinge, die ich ihr erzählt habe, hat sie weiter geplaudert als wäre es belangloses Zeug, als würde es mir nicht viel bedeuten. Die Fehlgeburt war so intim und sie verriet sie Julian. Dort unten im Keller habe ich mich machtlos und mickrig gefühlt. Sie haben mit meinen Ängsten gespielt und die paar Tage werde ich nie vergessen können, sie verfolgen mich noch heute in meinen Träumen, wenn Santo nicht wäre, und mich immer weckt, wenn es brenzlich wird. Ich liebe ihn von ganzem Herzen, und ich könnte mir kein Leben mehr ohne ihn vorstellen. Egal ob wir den Rest unseres Lebens hier verbringen müssen, ich genieße es an seiner Seite zu sein.

Müde gähnend hält Mom sich eine Hand vor der Mund. »Ich denke ich sollte langsam ins Bett gehen«, meint sie und mein Vater nickt zustimmend. »Ja, danke für das Essen und den tollen Abend«, bedankt er sich und hilft seiner Frau auf. Wir beide erheben uns ebenfalls und Santino gibt uns ein paar Minuten allein, nachdem er ihnen eine Gute Nacht gewünscht hat. Nach fünf Minuten folge ich ihm nach oben, während meine Eltern das Gästezimmer im Erdgeschoss beziehen.
Santino hat sich im Schlafzimmer auf der Terrasse verkrümelt und schaut gedankenverloren in die Nacht hinaus. Der Mond spiegelt sich im funkelnden Meer. Von hier oben ist der Ozean unendlich weit. Die Aussicht ist eine der schönsten auf ganz Sizilien, und die Bucht von Palermo ein Traum. Santino und ich waren vor ein paar Tagen unten am Strand und haben die warmen Wellen genossen. Ich braucht Tage wie diese, an denen ich mich ablenken kann. Heute war auch einer dieser Tage. Der Weihnachtsabend war traumhaft, ich hätte mir keinen besseren vorstellen können. Wir aßen leckeren Braten, tranken und lachten so viel, dass mir meine Wangen bereits wehtun. Ich bin froh, dass Santino mich überzeugen konnte, sie einzuladen. Zuerst war ich mir unsicher, doch nun bereue ich es keine Sekunde lang.

»Hey«, wispere ich und schmiege mich an seine Seite. Ein kühles Lüftchen weht über meine nackten Arme und lässt mich fröstelnd die Arme um seinen linken Bizeps schlingen. »Sind die beiden schlafen?«, fragt er und schielt auf mich hinunter. Nickend reibe ich meine Wange über sein Hemd und schließe meine Augen. Seine rauen Fingerkuppen kitzeln meine Schläfe und formen meine Mundwinkel hinauf zum Himmel. »Ich habe noch ein Geschenk für dich«, gesteht er und erregt meine Aufmerksamkeit. »Für mich?«, frage ich und betrachte ihn mit großen Augen. »Ja«, bestätigt er und umschließt meine Hand mit seiner viel zu großen. Er führt mich schlendernd zurück ins Zimmer, sinkt auf seine Bettseite und zieht mich auf seinen Schoß. »Das wollte ich dir schon lange geben«, gesteht er und öffnet die obere Schublade seines schwarzen Nachttisches. »Ach ja? Du musst mir doch nichts schenken«, stelle ich klar und lehne mich seitlich an ihn. Einen Arm hat er um meinen Rücken geschlungen, mit dem anderen zückt er ein kleines orangenes Hermès Schächtelchen hervor. Meine Augen weiten sich, da ich an London denken muss, und unseren Besuch im Laden. »Das ist aber kein Gürtel, oder?«, frage ich amüsiert nach und der Italiener schüttelt grinsend seinen Kopf. »Nein, schau schon nach«, ermutigt er mich und ich löse die schwarz-weiße Schleife sanft von der Verpackung. Gespannt öffne ich die Schachtel und es verschlägt mir die Sprache. Es ist das Armband, welches mir damals so gut gefallen hat. Dass, dessen goldenes Kettchen verknotet ist. Das, was Schweineteuer war. »Du bist verrückt«, hauche ich überwältigt und berühre den Schmuck vorsichtig mit dem Zeigefinger. Er lächelt, so wie ich es selten bei ihm sehe, nur wenn wir zusammen sind. »Nein, ich liebe dich nur, Lillian. Ich hoffe es gefällt dir, mia bella«, wispert er an meine Wange und nähert sich mir, um sie zu küssen. Kurz bevor seine Lippen meine Wange berühren und ich bereits die Wärme seines Mundes an mir fühle, drehe ich meinen Kopf ruckartig um und Presse meine Lippen gierig auf seine. Überschwänglich klettere ich richtig auf seinen Schoß und lege die Schachtel mit dem Armband blind auf dem Nachttisch ab. Wild machen sich meine Hände an seinem Hemd zu schaffen, und er hält mich nicht mal auf. »Sag das nochmal«, fordere ich keuchend und öffne sein Hemd. Wie auf Kommando packt er mich, presst meine Hüften so eng wie nur möglich gegen seine und raunt mir die Worte zwischen die Lippen.
»Ich liebe dich, Lillian Jones.«

Es ist wie Musik in meinen Ohren. Genüsslich küsse ich ihn, schiebe meine Zunge zwischen seine Lippen und ziepe spielerisch an seinen Haaren. In mir wallt die Lust auf und ich fühle bereits an meinem Schritt, was ich in ihm auslöse. Es ist nicht zu übersehen. »Sag jetzt ja nicht, dass ich noch nicht bereit bin«, komme ich ihm zuvor und ziehe ihm den Gürtel mit einem Ruck von der Hose, er landet achtlos auf dem Parkettboden der Villa. »Würde ich nie wagen«, stöhnt Santino und nimmt mein Gesicht in seine Hände. Seine Finger wandern über meinen gerammten Körper, ich fühle seine heißen Berührungen überall wie Feuer. Er streift mir die Hose von den Beinen, reißt die teure Bluse achtlos auf, sodass die Knöpfe lauthals in alle Richtungen springen. Gierig dreht er uns herum, beugt sich über mich und steckt mir die Zunge in den Hals, bis Sterne vor meinen Augen tanzen. Ich will ihn so sehr, dass es wehtut. Lustvoll seufze ich, Recke das Kinn in die Höhe und genieße die sinnlichen Küsse an meinem Hals, die er sorgfältig platziert. Es fühlt sich so gut an. Alles in mir lechzt nach seinen Berührungen und Bewegungen, von denen ich im letzten Monat nicht genug hatte. Seit London waren wir nicht mehr so eng beieinander, ohne Kleidung zu tragen. Langsam platzt mir der Geduldsfaden und ich bete innerlich, dass es auch ihm so geht. Auf ein langes Vorspiel habe ich heute keinerlei Lust. Ich will ihn jetzt.
»Komm schon, Santo«, wispere ich und beuge mich ihm entgegen. Er zieht sich seine Anzughose aus, wirft das offene Hemd zu meiner Kleidung auf den Boden und zieht mich an den Knöcheln bis zum Rand des hohen Bettes. »Sicher?«
Frustriert richte ich mich auf, packe seinen Nacken und ziehe sein Gesicht genau vor meines. »Fick mich endlich, Santino Benelli«, knurre ich kratzbürstig und entfache ein loderndes Höllenfeuer in seinen Augen. Es ist animalisch. Fordernd. Verlangend.
Er zögert keine Sekunde und drückt mich zurück in die Laken, um zu beginnen. Tausend Gefühle fluten meinen Körper und Kopf gleichzeitig.
Liebe. Lust. Gier.
Ich gebe mich ihnen allesamt hin und vereine unsere Lippen zu einem langen intensiven Kuss, während er sich in mir bewegt. Mein Bauch flattert als beherbergt er Millionen Schmetterlinge, und meine Mitte pocht so erregt wie schon lange nicht mehr. Mir ist heiß - so unsagbar heiß wie die langen Tage in der Sahara. Stöhnend schließe ich meine Augen und drifte immer tiefer in den Strudel aus Lust und Sinnlichkeit ab. Die Welt um uns verblasst und einstig Santino und ich bleiben. Wir sind eins, und mich erfüllt so viel liebe, dass ich fast anfangen könnte zu weinen. Verdammt, Santino Benelli ist alles für mich. Ich will nie wieder auch nur einen Tag ohne ihn verbringen, und seine liebkosenden Lippen sagen mir genau dasselbe. Wir sind füreinander geschaffen.
Wir sind Ying und Yang.
Wie Minus- und Pluspol.
Wie Seelenverwandte.

Mafia King | 18+Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt