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LILLIAN

Meine Hände streichen das Kleid an meinem Körper hinab glatt. Das enge schwarze Stück mit kantigen Ausschnitt und kurzen Ärmeln, die gerade so die Hälfte meiner Oberarme bedecken, hing einfach so in meinem Schrank. Ich weiß weder, ob es von Santino ist, oder ein Geschenk des Hauses. Nur das schmale Etikett verrät mir, dass es aus einer teuren Londoner Boutique stammen muss. Der Stoff ist dick und weich, reibt wie eine warme Bettdecke über meine frisch geduschte Haut. Vor dem Spiegel im Badezimmer stehend beiße ich mir auf die Lippe und betrachte mich skeptisch. Hinter mir plätschert die Dusche, unter die Santino vor einer Weile gestiegen ist. Je länger ich mich ansehe, desto größer werden meine Zweifel, ob dieses Outfit wirklich das richtige für ein Dinner mit James ist. Ich trage selten solche Kleider, schon gar keine so teuren. Aber das Hotel, in dem wir uns befinden, schreit zu jeder Ecke, wie pompös und luxuriös es ist. Vermutlich bin ich durchschnittlich gekleidet für die Gäste, die hier residieren.

Ich bin gespannt darauf, mehr von dem McLeod Hotel zu sehen. Es wirkt so prächtig und gleichzeitig einschüchtern auf mich. Mysteriös allemal. Es ist wunderschön hier. Die Gemälde, vielen Blumenarrangements, Teppiche und Tapeten. Vom Stuck und den Kronleuchtern ganz zu schweigen. Man sieht an jeder Ecke, wie viel Liebe und Geld in die Einrichtung des Hotels gesteckt wurde.
»Bist du schon fertig?«, fragt Santino, nachdem er die Dusche abgestellt hat und mit einem Handtuch um den Hüften hinter der Wand hervorspaziert kommt. Mit einem zweiten Handtuch wuschelt er sich über die Haare, die sich in nassem Zustand locken wie Engelshaar. Er sieht jungenhaft damit aus. Ich kann nicht anders, als hinzusehen. Die letzten Tropfen Wasser Perlen über seine Muskeln, er wirft das Handtuch galant in den Wäschekorb und kommt am Waschtisch zum Stehen. »Was?«, frage ich und entlocke dem Italiener ein wissendes Grinsen. Er weiß genau, dass ich gestarrt habe. Amüsiert langt er nach dem Föhn in der ersten Schublade und steckt den Stecker kopfschüttelnd in die Steckdose neben dem Spiegel. »Ich wollte wissen, ob du schon fertig bist?«, wiederholt er sich und nun macht es klick bei mir. »Oh! Ja...ja ich brauche nur noch meine Schuhe. Du willst sicher allein sein, oder? Ich bin schon weg«, murmle ich hastig und eile aus dem Badezimmer. Er lacht lauthals und ich knalle die Tür hinter mir zu. Fuck, das war peinlich.

Fünfzehn Minuten später spaziert Santino in einer Anzughose und einem weißen Hemd aus dem Badezimmer. Er fummelt an seinen Manschettenknöpfen, die oberen Knöpfe seines Hemdes stehen locker offen. Unter dem weißen Stoff glitzert seine goldene Kette hervor. Ein Schwung seines herben Parfüms schwingt mit ihm mit und hüllt mich ein wie in einem Kokon. Ich kann nichts gegen das Herzflattern tun, dass in meiner Brust aufkeimt. Er sieht verdammt gut aus. Seine Haare sind mehr oder weniger geglättet und nach hinten gekämmt, die teure Uhr an seinem Handgelenk glänzt im Schein der Lichter und die Schuhe sind geschnürt - er ist bereit zu gehen.
Auch ich schlüpfe in meine schwarzen Heels mit der roten Sohle, die passend zum Kleid im Schrank standen. Ich hoffe ich mache keinen Kratzer hinein...
»Du siehst umwerfend aus«, holt Santino mich aus meinen Gedanken und studiert mich schräggelegtem Kopf. Unter dem zarten Make-Up das ich aufgetragen habe, erröte ich ein wenig auf seine Worte hin. »Danke, du auch.«
Er lächelt charmant und deutet mit flacher Hand auf die offene Flügeltür. Es ist eine stille Aufforderung zu gehen. Er folgt mir als ich mich in Bewegung setzte. Vom Tisch im Wohnzimmer schnappt er sich noch die orangene Tüte, in der das Gekaufte von vorhin ist. Ein Gürtel war es, glaube ich.
Vor der Suite warten bereits drei Security Männer. Ich bezweifle, dass uns in diesem Hotel etwas passiert, aber Santino scheint auf Nummer sicher gehen zu wollen. An seiner Seite laufe ich den Flur hinab, folge ihm wohin er auch geht, er scheint zu wissen, wohin wir müssen. Zwei Etagen hinab, drei Flure später finden wir uns in einem hübschen Restaurant mit edlen Flair wieder. Weiße Tischdecken, polierte Gläser und Porzellanteller. Die Wände sind dunkel vertäfelt und die vielen Kerzen auf den Tischen verleihen dem Ganzen ein heimisches Gefühl. Auf einem schwarzen Piano spielt ein Pianist sanfte Klänge. Ein Mann begrüßt uns und führt uns an den anderen Gästen vorbei in ein separates Zimmer mit gedeckten Tisch und großen Fenstern.

Mafia King | 18+Where stories live. Discover now