Die Wunden der Vergangenheit

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Die Wunden der Vergangenheit

Astrid P.o.V.

Hicks' Hände fummelten gerade mein Top aus dem Rock, um es mir auszuziehen. Nach und nach fielen unsere Kleidungsstücke zu Boden. Sie waren im ganzen Raum verteilt. Hicks und ich saßen, nur mehr in Unterwäsche bekleidet, auf meinem Bett und küssten uns innig. Hicks begann an meinen linken Armbändern zu fummeln. Das bemerkte ich jedoch zunächst nicht. »Halt, Nein!«, rief ich, doch es war zu spät. Hicks starrte entgeistert auf meinen Unterarm. »Astrid...« Ich sah selbst auf meinen Arm, ehe ich diesen anzog und an meinen Oberkörper drückte. »Geh.« »A-Aber-« »GEH!« Hicks starrte mich weiterhin entgeistert an. Schnell stand ich auf und zog mir wieder Hose und Top an. Mit dem Rücken zu Hicks sagte ich leicht weinerlich »Bitte geh!« Ich senkte den Kopf und schloss die Augen, um die Tränen noch einige Sekunden zurückzuhalten, bis Hicks verschwunden war. Er widersetzte sich auch nicht weiter und zog sich an. Als er meine Hütte verlassen hatte schloss ich gleich alle Türen ab und sah, dass man wirklich nicht in meine Hütte gelangen konnte. Schwer atmend ging ich in Richtung Bett. Mein ganzer Körper zitterte, als ich meinen linken Arm umdrehte und mir die vielen Narben ansah. Alles kam wieder hoch und ich brach in Tränen aus. Es ging nicht zurückzuhalten. So stark ich auch war, so stark ich auch sein wollte. Es ging einfach nicht. Ich sank zu Boden, zog die Knie an und umarmte diese. Ich weinte die halbe Nacht durch. Zu tief waren die Wunden, die Hicks offengelegt hatte. Auch, wenn man es vielleicht nicht glauben mag.

Am morgen zog ich mich vollkommen an. Doch in meiner Spiegelung im Wasser sah ich, das deutlich zu erkennen war, dass ich geweint hatte. Früher hatte man das nicht gesehen. Warum sieht man es jetzt?! Ich hing einen Zettel an meine Tür, dass ich heute nicht zum Training erscheinen werde. Mit Sturmpfeil flog ich dann in den Wald. An ein einsames Fleckchen. Sie hatte genug platz sich auszutoben, ich ein Versteck vor den anderen und einen Platz zum nachdenken. Immer wieder sah ich auf meinen, inzwischen wieder mit Bändern überdeckten, Unterarm. Was hab ich mir gestern nur dabei gedacht? Es war doch klar, dass es sie findet! Er denkt jetzt bestimmt ich habe Probleme.

Auf einmal vernahm ich ein Quietschen. Aber nicht irgendein Quietschen. Das typische Quietschen von Hicks' Prothese. Er hauchte ein leises »Astrid...« bevor er sich neben mich auf den Boden setzte. Seine Hand ruhte auf meiner Schulter. Ich drehte meinen Blick von ihm weg. »Astrid ich weiß du hast geweint. Ich hab dich gehört. Was ist denn los? Warum hast du diese Narben?« »Ist doch egal! Eine Kriegerin hat nun mal Narben!« »Dort, wo sonst immer Stoff liegt? Das sind nicht die Narben einer Kriegerin. Das sind die Narben einer gebrochenen Person.« »Sind sie nicht! Du hast doch keine Ahnung!« »Und wenn ich sage, dass das nicht stimmt?« »Woher solltest du Ahnung haben?! Du hast keine Narben! Lass mich doch einfach in ruhe!« »Nein, Astrid. Ich will wissen warum du die hast. Vorher werde ich hier nicht verschwinden.« »Dann geh eben ich!« Ich wollte aufstehen, doch Hicks hielt mein Handgelenk fest und zog mich wieder auf den Boden. »Nein.« Ich sah von Hicks' grünen, besorgten Augen auf meinen linken Unterarm und wieder zu ihm.

»Gut. Die...die sind von früher. Bevor der Friede herrschte. Bevor du relevant für mich geworden bist. Bevor...ich eine Wahl hatte.« Hicks sah mich interessiert, besorgt und verwirrt zugleich an. Mischte sich aber nicht ein. Er hörte aufmerksam zu. »Die erste kam, als meine Mutter gestorben ist. Mir reichte das werfen von ihrer Axt auf Bäume nicht aus. Ich hörte davon. Ich hörte es täte gut. Und das tat es auch etwas. Aber ich hörte auf. Es...es fühlte sich nicht richtig an. Meine Mutter hätte das nicht gewollt. Dann begann das Drachentraining. Mein Vater meinte immerzu ich solle mein bestes geben. Die Beste werden. Es allen zeigen. Dem Namen Hofferson eine Ehre sein. Dann kamst du. Du mit deinen Tricks. Mein Vater bekam Wind davon, dass du, Hicks, der Tollpatsch, der Nichtsnutz, besser bist als ich. Besser ist als alle anderen. Daraufhin begann es. Er schrie mich an. Tag für Tag. Ich solle verdammt noch mal die Beste sein. Ich solle dich verdammt noch mal überbieten. Ich solle dich mit allen Mitteln schlagen. Aber ich konnte nicht. Du...hattest einfach die besseren Methoden. Das Geschrei meines Vaters verängstigte und verletzte mich. Diese Gefühle bin ich durch das Ritzen losgeworden. Ich kann dir nicht sagen warum. Es half einfach. Beinahe jeden Abend habe ich zu meinem Dolch gegriffen und die kalte Klinge an meinen Arm angesetzt. Entweder davor oder danach kamen mir die Tränen hoch. Nie viele, aber sie kamen. Das Blut tupfte ich immer ab und reinigte meinen Arm bevor ich die Bänder wieder darum band. Es sollte ja keiner merken, was ich tue. Ich hab auch erst diese riesige Wut auf dich bekommen, weil ich so zielstrebig war. Das wollte mein Vater ja. Daher wollte ich es auch. Kommt da jemand in den Weg wird dieser eben gehasst. Obwohl ich vorher eigentlich ganz andere Gefühle zu dir hatte. Und die hast du bei unserem Flug wieder hervorgerufen. Ab da...habe ich aufgehört. Du brachtest den Frieden. Nicht nur für das Dorf, sondern auch für mich. Du warst immer für mich da. Du hast beruhigend auf mich gewirkt. Dank dir konnte mein Vater nicht mehr verlangen die Beste im Drachentöten zu sein. Dank dir war ich wieder glücklich. Ich habe es seit dem nie wieder getan. Nie wieder daran gedacht. An diesen Schmerz, den ich damit loswerden wollte. Aber gestern....gestern hast du meine Wunden gesehen. Da kam es wieder hoch. Tut mir leid, wie ich reagiert habe.«

»Ist schon gut. Ich kann es dir nicht verübeln. Ich kann nur weiterhin für dich da sein, Milady.« Ich sah wieder zu Hicks. Er lächelte mich beruhigend an und rutschte noch näher zu mir. Ich drehte mich vollkommen zu ihm und nahm ihn in den Arm. Hicks streichelte mir über die Haare und murmelte mir ins Ohr. »Es sind die Narben einer Kriegerin. Der Krieg gegen etwas, das du nicht bekämpfen kannst. Doch diese Kriegerin war zu diesem Zeitpunkt auch eine gebrochene Person. Jetzt sieht aber alles anders aus. Sie ist eine starke, junge, wunderschöne Frau, die den Tag ihres Freundes mit nur einem einzigen Lächeln verbessern kann. Einem wahren Lächeln. Das sie nie wieder verlieren wird, weil ihr jemand wehtut.«

Ich kann echt nicht sagen, ob stimmt, was ich da beschrieben habe. Daher könnt ihr mich auch nicht verurteilen.

Oneshots (HTTYD)Where stories live. Discover now