verbotenerweise

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Sie ist so wunderschön. Was gäbe ich dafür mit ihr zu reden. Oder einfach nur in ihre Nähe zu kommen. Verträumt lugte ich hinter einem Felsen hervor und beobachtete das Mädchen meiner Träume. Sie kämpfte mit ihrer schwarzhaarigen Freundin am Strand. Die beiden waren sehr begabt, was das Kämpfen angeht. Und wenn sie so zusammen am Strand ihre Schwerter aneinander schlugen, und das klirren durch die ganze Bucht schallte, sahen die beiden so glücklich aus. Voller Freude kämpften sie immer. Die beiden hatten nicht nur ihre Schwerter. Nein, am ganzen Körper hatten sie Waffen. Während die Schwarzhaarige diese eher offen trug, hatte die Blonde ihre Waffen eher versteckt. Ich erinner mich noch an das erste mal, als ich die beiden sah. Da kämpften sie noch mit Holzschwertern. Inzwischen hatten sie richtige. Sie sahen wie richtige Kämpferinnen aus. Kämpferinnen, die so einigen Piraten noch Feuer unterm Hintern machen können. Die beiden könnten etwa in meinem Alter sein. Interessieren tut mich ja aber nur die Blonde. Sie sah extrem ehrgeizig und verbissen aus. Während ihre Freundin manchmal keine Lust hatte zu kämpfen, da sie etwas bedrückte, hatte sie selbst immer Lust zu kämpfen. Wenn ihre Freundin nicht wollte half sie ihr, aber sonst wurde nur gekämpft.

»HICKS!«, zischte eine wütende, raue Stimme hinter mir. Ich konnte, oder bessergesagt musste, mich nicht umdrehen, um zu erfahren wer das war. Eine große Hand packte mich bei der Schulter und zog mich weg von meinem Felsen. Hinunter ins Meer. Während ich weiterhin rückwärts durchs Wasser gezogen wurde bekam ich auch gleich meine wöchentliche Standpauke. »Was fällt dir ein dich schon wieder an diesem Felsen herumzulungern?! Ich habe es dir doch bereits oft genug verboten!! Dass du mit deinen 19 Jahren nichts gelernt hast!« »Aber Va-« »Nein!«, er blieb stehen, dass ich ihm jetzt in die Augen sehen musste, »Ich habe es dir oft genug gesagt. Grobian hat es dir oft genug gesagt. Die Geschichte hat es dir oft genug gesagt. Aber du hörst einfach auf niemanden!! Es ist dort oben nicht sicher!« »Du sollst mich nicht ständig beschützen!! Ich kann auf mich selbst aufpassen!« »Mit dem kleinen Dolch an deiner Hüfte?! Hicks, du weißt nicht wozu sie in der Lage sind. Ich musste es miterleben. Und ich lasse nicht zu, dass dir das selbe widerfährt wie deiner Mutter!« »Vater-« »Ende der Diskussion! Geh jetzt zu Grobian an die Arbeit.«

Mit verschränkten Armen schwamm ich zu Grobian, dem besten Freund meines Vaters. »Da bist du ja. Wo hat er dich jetzt wieder aufgegriffen? Bei dem Ungeheuer oder am Felsen?« »Geht dich rein Garnichts an!« »Wie du willst. Auf an die Arbeit.« Entnervt klopfte ich auf dem Metall herum. Warum wollen mich alle immer vor den Menschen beschützen?! Als ob die alle so gefährlich sind. Keiner kann mich hier unten halten. Ich werde mit ihr reden. Sie kennenlernen. Mich noch mehr in sie verlieben!

In der Werkstatt arbeitete ich heimlich immer an einer Kette. Aus den schönsten Muscheln die ich fand. Ich wollte sie ihr geben. Und das heute. Ich schlich mich aus dem Haus und schwamm zu dem Felsen. Komischerweise war heute nur sie da. Wo war ihre Freundin? Und warum sah sie so niedergeschlagen aus? Da sie alleine war traute ich mich auch etwas näher ran. Aber beim nächsten Felsen versteckte ich mich wieder. »Heidrun, warum tust du mir das an?«, ertönte ihre brüchige Stimme. Sie war kurz davor zu weinen. »Was ist da nur passiert?«, flüsterte ich vor mich hin. »Wer ist da?! Komm raus!« »Verdammt!« »Ich finde dich sowieso! Das ist MEINE Bucht. Ich kenne jedes Versteck. Also zeig dich. Dann bekommst du vielleicht noch Gnade!« Ich hatte gesehen wie sie kämpft. Es hatte keinen Zweck. Abhauen wollte ich nicht. Ich will sie doch kennenlernen. Daher hob ich meine Hand hinter dem Felsen hervor. »Hier bin ich. Ich hab nicht vor dir was zu tun. Ich habe nur einen kleinen Dolch bei mir.« Kaum hatte ich ausgeredet tauchte sie auf dem Felsen auf. Sie kniete und sah interessiert, aber drohend nach unten. »Wer bist du?!« Ihr Blick rief in mir eine gewisse Angst hervor und ich begann zu stottern. »I-i...nun j-ja i ich bin...äh...h...Hicks. Und dein Name?« Sie kniff die Augen zusammen und schien zu überprüfen, ob ich die Wahrheit sage. Dann ließ sie sich auf ihren Hintern fallen und meinte »Astrid. Was machst du in meiner Bucht?« Bei den Göttern, was sollte ich jetzt sagen?! "Ich wollte dich sehen." "Ich beobachte dich immer." "Ich wollte dir etwas schenken." »Bin zufällig hier vorbeigekommen.« »Zufällig? Es gibt nur einen Zugang. Und der ist versteckt. Hier gibt es kein "zufällig".« »Es gibt zwei Zugänge.« »Und wo?« Ich zeigte auf das Meer. »Du willst mir erzählen, dass du hier her geschwommen bist? Alleine? Ohne Boot und nur einem Dolch?« »Ja, genau das möchte ich dir sagen.« »Bist du bei der Meerjungfrauenjagd vom Kurs abgekommen?« »Meerjungfrauenjagd?« »Ja, gerngesehenes Hobby hier auf Berk.« »Hobby?!« Astrid sah mich verständnislos an. Das wollte mir Vater also sagen. Warum sagt er es nicht gleich so?! Warum immer diese Umformulierungen?! Ich starrte apathisch auf das Wasser. Wenn Astrid mich sieht, wie ich wirklich bin. Würde sie mich dann töten? »He! Piratin an Hicks!« »Erm...j-ja?« »Willst du aus dem Wasser kommen? Dir was anziehen? So wirst du Krank und kannst nicht auf die nächste Seereise mit.« »N-nein danke. Es passt so.« »Wenn du meinst. Kannst du dann wieder verschwinden? Wie gesagt, das ist meine Bucht. Und ich möchte alleine sein.« »K-klar. Bin sofort weg.« »Danke.« Sie sprang vom Felsen und lief zum Strand zurück. Ich tauchte ab und schwamm zu meinem eigentlichen Beobachtungsposten. Kaum war Astrid sich sicher, ich sei weg, setzte sie sich auf den Sand und vergrub ihr Gesicht in den Händen. »Sie weint wirklich.« Es war mir egal, ob sie mich töten könnte. Ihr ging es nicht gut. Sie brauchte Trost. Daher schwamm ich so nah es ging zu Astrid. »Hey...willst du vielleicht reden?«, fragte ich leise. Und doch hörte sie mich. »Ich dachte du seist weg. Was willst du noch hier?!«, ging sie mich wütend an. »Nur, nur dir helfen.« »Keiner kann mir helfen!« »Ich vielleicht schon.« »Und wie?« »Rede mit mir.« Astrid rang mit sich selbst, entschied sich letztendlich aber doch dafür mit mir zu reden. »Ich bin kein Mensch, der gerne mit anderen über sowas wie Gefühle redet. Also machen wir einen Deal. Ich erzähle, was los ist, und du sagst mir wer du bist.« »Einverstanden.« »Gut. Meine Freundin, Heidrun, wurde für die Seefahrt mitgenommen. Ich wurde hier gelassen. Jetzt hab ich erfahren, dass ihr Bruder mit ihr vom Schiff abgehauen ist. Keiner weiß wo die beiden sind. Ich hab totale Angst um sie. Ihr Bruder ist unberechenbar.« »Hey, das...das wird. So wie sie kämpfen kann schafft sie es da raus und wieder hier zurück.« »Woher weißt du wie sie kämpfen kann?!« Verdammt. »Sag schon. Du musst mir jetzt eh erklären wer du bist.« »Ich...i-ich hab...ich beobachte euch möglicherweise so ab und zu, ganz selten...« »Du...beobachtest uns?« »J-ja...« »Von wo?!« »Dem Felsen da«, ich zeigte nach hinten. »Warum?!« Astrid war außer sich. »Ich fand dich interessant.« »Sag mal geht's noch?! Du beobachtest uns, weil du mich interessant findest?! Kannst du mich denn nicht einfach ansprechen, wie jeder andere Junge, dass ich dich abservieren kann?! Warum stalkst du mich?!« »Hab ich doch garnicht. Ich könnte dich nicht ansprechen.« »Und wieso?!« »Weil ich nicht aus dem Wasser kann!!« »Bitte?! Was ist das für ein Humbug!« Ich seufzte und sah nach unten. »Ich muss gehen.« Mit gesenktem Blick wand ich mich von Astrid ab und wollte einfach nur noch weg. Sie hatte recht. Ich war nichts anderes als ein Stalker. Doch auf einmal packte mich etwas am Handgelenk. »Astrid lass mich los!« »Wohin willst du verschwinden?!« »Nach hause!« »Und wo ist das?« Ich sah sie an und kniff »Das wirst du nie erfahren.« Ich riss mich los und tauchte ab.

So schnell ich konnte schwamm ich zu meinem Zimmer. Keiner sollte wissen, wo ich war. Ich dachte lange nach, was ich denn tun sollte. Ich konnte sie nicht vergessen. Astrid hatte sich in meinen Kopf und in mein Herz gebrannt. Ohne den Anschein zu machen, dort wieder verschwinden zu wollen. Eine Woche später hatte ich einen Entschluss gefasst. Ich hinterließ die Kette, die ich Astrid eigentlich persönlich geben wollte, am Strand. Wieder eine Woche später stützte ich mich so auf den Felsen und beobachtete Astrid wieder. Mit dem Unterschied, dass sie mich sehen konnte. Aber sie beachtete mich nicht. Ich entdeckte die Kette um ihren Hals. »Wo hast du die her?«, rief ich über das Wasser. »Gefunden«, gab sie trocken zurück. »Bist du eingeschnappt?« »Ja. Du hast mir keine Antworten gegeben.« »Ich kann sie dir jetzt geben.« »Nein danke. Kein Interesse mehr.« »Ihr hattet Interesse an mir?« »Pff, nein?« »Ich...es tut mir leid, wie ich reagiert hab.« »Schon gut. Brauchst nichts zu sagen. Kannst auch ruhig weiter hier hocken und mich beobachten.« »Ich will dich aber nicht nur beobachten.« »Was dann?« »Komm her.« Astrid kam bis auf zwei Meter zum Stein heran. Ich kratzte mich verlegen am Kopf, bevor ich mich auf den Hintern setzte. Die waldgrüne Schwanzflosse nach vorne. Astrid lief mit entsetztem Gesichtsausdruck einige Schritte zurück. Weit kam sie aber nicht, denn sie fiel über ihre eigenen Beine und plumpste ins Wasser. Von dort starrte sie zu mir. Ihr Brustkorb hob und senkte sich so stark, wie ich es noch nie bei jemandem gesehen hatte. »Du...du...du...«, sie brach ab. Dann wanderte ihr Blick über das Meer bis zu ihren Füßen. Plötzlich sprang sie auf und zog ihr Schwert. »Observiert ihr eure Opfer denn jetzt auch noch?! He? HE?! Wolltest du mich umbringen, sobald ich dir nahe komme?! Wolltest du mir die Kehle durchschneiden?! Oder hätte dir Heidrun lieber gepasst?? Oder doch wir beide?!« »Was? Wovon redest du?« Statt einer Antwort zu geben kam Astrid bedrohlich einen Schritt auf mich zu. Die Schwertspitze voraus. Ich stützte mich auf, um von dem Felsen zu kommen, aber das Wasser hinter mir war zu flach. Ich würde mir das Genick brechen. Daher hob ich einfach die Hände nach vorne. »Wow, wow, wow! Was soll das?! Ich sagte doch ich tu dir nichts!« »Und?! So eine Meinung kann sich schnell ändern! Mit einem Dolch kann man immernoch töten!« Sehr langsam griff ich nach meinem Dolch und warf ihn so weit ich konnte in den Sand. »Jetzt bist du dran.« Astrid sah zu dem Dolch und wieder zu mir. Nach kurzem Bedenken steckte sie auch ihr Schwert weg. »Ich will dich sicher nicht töten, Astrid. Ich hab dir diese Kette gemacht. Ich möchte mehr über dich erfahren. Du gefällst mir. Und außerdem, wenn einer von uns Angst haben müsste getötet zu werden, dann ja wohl ich. Ihr habt ja die Meerjungfrauenjagd als Hobby.« »Ja, aber doch nicht alle. Nur die, die nicht von euch getötet werden wollen.« »Von uns?! Keiner von meinem Volk hat je einen Menschen getötet! Höchstens aus Rache, weil jemand von euch zuerst gemordet hat!« »Uns wird gesagt ihr seid die Mörder.« »Uns wird gesagt ihr seid es!« Astrid verschränkte die Arme vor der Brust. »Tja, und was machen wir jetzt? Den Vorurteilen gerecht werden und uns töten?« »Nein danke, ich will kein Blut an meinen Händen.« »Tja, ich auch nicht. Zumindest nicht von jemandem so gutaussehendem.« »Bitte?« »Nichts.« Grinsend ließ ich mich nach vorne ins Wasser rutschen. »Ich glaube das war der beginn einer guten Freundschaft, meine werte Astrid.« Während ich tiefer in die Bucht schwamm lief Astrid durch das Flache Wasser, den Blick zu mir. »Das kann ich nur bestätigen, Hicks.«
Ich glaube wir beide können noch viel von dem anderen lernen. Und auch so einiges in dieser Welt ändern.

Ja, ist strange geworden. Ich weiß xD

Oneshots (HTTYD)Where stories live. Discover now