Heathens

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Alle meine Freunde sind Heiden, pass gut auf.

Sie gehen nun schon seit Ewigkeiten mit mir durch diese grauen Gänge. Sie haben Waffen, ich habe keine. Ich trage Handschellen, sie tragen keine. Sie wollen, dass ich mich ihnen beuge. Doch das werde ich nicht. Ich laufe aufrecht weiter, egal wie oft sie mir noch mit dem Griff ihrer Waffen in den Rücken stoßen. Ich weiß genau was sie meinen. Ich sei verrückt. Nicht umsonst bringen sie mich in den Raum am Ende dieses Gefängnisses. Da stecken sie alle. Alle, die draußen als verrückt gelten. Doch ich bin es nicht. Dann wären es all meine Freunde auch. Sind sie vielleicht auch schon auf dem Weg hierher? Ich denke nicht. 

Wir standen vor einer eisernen Tür. Sie stellten sich im Halbkreis um mich auf, ich hatte die Tür im Rücken. »Umdrehen.« Ich tat es ohne Einwände. Ich wurde noch ein zweites mal auf Waffen abgesucht. Sie fanden den Dolch an meinem Unterarm. Komisch, dass sie das erst jetzt tun. Aufwendig versteckt war der ja nicht. Man sieht, dass an dieser Stelle etwas gesteckt hatte. Ich wurde an der Schulter gepackt und wieder zu den Wachen gedreht. Einer nahm mir die Handschellen ab, ein anderer öffnete parallel die Tür. Ich wurde achtlos hinein gestoßen. »Hab Spaß bei den Heiden.«

Ich drehte mich langsam herum, nachdem sie die Tür zugeschlagen hatten. Als erstes sah ich weißes Haar. Es stach mir förmlich ins Gesicht bei diesem dunklen Zimmer. »Du wirst dich in den Psychopathen verlieben, der neben dir sitzt«, hatten sie gesagt. Ich sah weiter. Eine ältere, kleine Dame mit rotem Haar. »Du wirst dich in den Mörder verlieben, der neben dir sitzt«, hatten sie angehängt. Es saßen so viele verschiedene Gestalten hier drin. Und ich war nun einer von ihnen. Ich setzte mich auf die Bank, direkt neben den Kerl mit dem weißen Haar. Es hatte mich sowieso niemand beachtet. Es war wohl ganz normal für sie, dass jemand neues dazu kam. 

Der Kerl neben mir lehnte sich zurück und fragte leise »Was hast du denn so verbrochen.« »Garnichts.« »Hah, klar doch. Haben wir alle. Alle sind unschuldig hier drin.« »Was glaubst du denn, hab ich verbrochen? Mord? Raub?« »Ich denke du warst du selbst. Wie wir alle.« Ich sah ihn erstaunt an. Eigentlich wollte ich ihn garnicht ansehen und ihm so wenig Beachtung schenken, wie möglich, doch das machte mich jetzt neugierig. »Was schaust du denn jetzt so? Sag schon, was hast du getan?« »Ich bin aufgewacht. Und habe nach meinem Drachen gefragt. Ich wollte wissen wo mein bester Freund steckt.« »Ein Drache?« »Genau. Ohnezahn. Weshalb bist du denn hier?« »Ich hab getan, was ich immer tue. Für den Winter gesorgt. Sie nahmen mir meinen Stab ab und steckten mich hier rein.« »Du hast für den Winter gesorgt?« »Durchaus«, er tat so, als würde er sich einen imaginären Zylinder vom Kopf heben, »Jack Frost höchstpersönlich.« »Hicks der Hüne der dritte«, gab ich zurück. »Soll ich dir mal sagen, was das hier ist und warum wir hier sind, Hicks?« Ich schwieg. »Gut. Das ist nicht einfach ein Hochsicherheitsgefängnis, in dessen Verrückten Trakt wir sitzen. Das ist das Gefängnis von Disney. Wir kommen von unseren Welten hier her, verhalten uns normal und sie können so tun, als seien wir durchgeknallt. Schwups bringen sie uns her.« »Und was bringt es denen?« »Keine Ahnung. Mehr lässt sich nicht herausfinden. Aber wir sind die verrückten, die sie nur liebend gerne benutzen würden. Sie warten förmlich darauf.« »Benutzen?« »Man merkt, dass du neu bist. Lass dir das nicht zu sehr anmerken. Die anderen spüren das. Neulinge haben einen bestimmten Geruch. Sie können deine Absichten riechen.« »Meine Absicht ist es hier wieder raus zu kommen.« »Eine davon ist es«, er tat so als würde er an mir riechen, »Eine andere Absicht von dir ist es herauszufinden, was du hier machst.« »Und deine nicht?!« »Ich hab es aufgegeben. Ich bin schon lange genug hier um zu wissen, dass ich es nicht herausfinden kann.« »Das ist das Gefängnis von Disney sagst du?« »Jap.« »Und du bist von?« »DreamWorks. Wie jeder andere hier drin.« »Da hast du schon deine Antwort. Bei Disney sind wir mit unseren eingeredeten Kräften nichts als verrückte. Hier existiert deine Kraft und mein bester Freund nicht. Also sind wir für sie verrückte. Denn nichts was wir sagen hat hier Hand und Fuß.« Jack sah an mir herunter. »Du ja sowieso nicht.« »Witzig!« »Aber ich muss zugeben, es klingt plausibel, was du sagst. Einen Sinn sehe ich zwar nicht dahinter, aber gut, den werden wir genauso wenig erfahren wie die Wahrheit.« »Die halten uns angeblich für verrückte. Für die wäre ich selbst verrückt, wenn ich ihnen von Ragnarök erzählen würde. Und das nutzen sie, Jack! DreamWorks und Disney sind Konkurrenz! Wenn wir hier sind, satt zuhause, läuft da alles drunter und drüber!« »Hey, ich hab denen erzählt, dass ich ein Hüter bin und auf der ganzen Welt für den Winter verantwortlich! Das heißt jetzt kein Winter, da wo ich herkomme!« »Jack, wir müssen hier raus!« »Jetzt ist nur die Frage; wie machen wir das?« »Wir sind hier die verrückten. Wir kriegen das schon hin.«

Oneshots (HTTYD)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt