Tanzunterricht

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In der Oberstufe ist es so üblich im Musikunterricht mindestens einen Standardtanz zu lernen. Wie jedes Jahr freuten sich die Schüler irrsinnig darüber *Achtung, Sarkasmus*. Besonders die Partnerwahl, denn man tanzt Junge-Mädchen, war besonders toll. Heute begann für einen Musiklehrer wieder dieser Spaß. Er teilte keine Paare ein, sondern überließ den Schülern die Wahl. Die meisten Jungs wollten mit dem beliebtesten Mädchen der Klassenstufe tanzen; Astrid. Andere erhofften sich garnicht erst eine Chance bei ihr und gingen gleich zu anderen Mädchen. Und wieder andere standen ratlos herum und sagten, es sei ihnen egal, mit wem sie tanzen; Hicks. Dass sich jetzt gerade Astrid für ihn entscheidet, damit hätte Hicks nie gerechnet. Denn er hat eigentlich nicht wirklich etwas mit Astrid zu tun. Die beiden gingen in die selbe Klasse seit die klein waren. Anfangs bestand eine Freundschaft, doch die ging mit der Zeit auseinander und befand sich sogar kurz in einer Hassphase. Aber eigentlich hatten die zwei eine neutrale Haltung zueinander. Alle Jungs, die mit Astrid tanzen wollten, sahen jetzt natürlich neidisch auf Hicks. Und diesen störten diese Blicke ganz schön.

Der Lehrer begann die Grundschritte zu erklären und stellte dann eine Musik ein. Die erste Tanzart war der Discofox. Dieser bestand aus einem Grundschritt, den die Paare jetzt fast eine halbe Stunde lang tanzten. Beim Discofox steht man sich relativ nah. Man kann aber auch Abstand hegen. Im Fall von Hicks und Astrid war es genug Abstand, um dem anderen nicht zu nahe zu treten, und vor allem genug Abstand, dass Hicks auf den Boden sehen konnte. Nach einer viertel Stunde Schweigen der beiden räusperte Astrid sich kurz und begann zu reden. »Du bist nicht sehr gesprächig, was?« Das brachte Hicks jetzt aus dem Konzept. Er hob seinen Kopf und fragte »Hm?« »Ich hab gesagt: Du bist nicht sehr gesprächig, was?« »Naja, tanzen ist nicht wirklich etwas, das ich zu meinen Stärken zählen kann. Ich wollte dir nicht auf die Füße treten. Und auf die Musik zählen und reden gleichzeitig kann ich auch nicht.« Astrid kicherte kurz. »Warum? Du tanzt doch einwandfrei. Und du redest mit mir. So macht man das ganze automatisch.« Hicks sah kurz auf den Boden. Er tanzte tatsächlich weiter. »Nicht darüber nachdenken, Hicks. Einfach machen.« Schnell hob Hicks seinen Blick wieder an. Doch jetzt wusste er nicht wohin mit diesem. Sollte er in Astrids Augen sehen? An ihr vorbei? Oder den Kopf gleich zur Seite drehen? Hicks entschied sich für letzteres. Aus irgendeinem Grund traute er sich nicht direkt in Astrids Augen zu sehen, während die beiden tanzten. Astrid kicherte wieder kurz und schob Hicks' Blick zu ihr. »Man sieht seiner Tanzpartnerin in die Augen«, sie sah kurz an Hicks herunter und wieder hoch, »Ich hätte nicht gedacht das zu dir sagen zu müssen.« »Warum?« »Naja jeder andere hätte beim Tanzen auf eine andere Stelle meines Körpers gesehen. Wahrscheinlich mit der Ausrede, sie sehen auf den Boden.« »Oh, äh, so-sowas mach ich nicht.« »Ich weiß. Ich kenn dich Hicks. Und trotzdem kenne ich dich nicht«, Astrid legte ihren Kopf schief, »Du bist eher der Denkertyp, oder? Der schüchterne Denkertyp.« »Was soll das heißen?« »Na du denkst über alles nach. Vor allem bevor du handelst. Und noch extremer, wenn es um ein Mädchen geht könnte ich wetten.« »So, so ähnlich.«

»Gut, Schüler, kurze Pause und dann folgt der nächste Schritt.«

Der nächste Schritt war nur das Auseinandertanzen. Die Jugendlichen tanzen also weiter. Aber die Stunde dauerte nicht mehr sehr lange, weshalb Astrid das Gespräch nicht weiterführte. Sie sprach dagegen über etwas anderes. Es fühlte sich für sie an, als würde sie Hicks gerade erst kennenlernen, obwohl sie sich schon so lange kennen. Hicks ging es dabei aber nicht anders.

Eine Woche später folgte die nächste Musikstunde. Diesmal wurden noch drei Drehungen hinzugefügt. Damit waren dann alle Grundschritte erlernt. Hicks und Astrid tanzten ziemlich gut. Währenddessen redeten die beiden wieder. »Also, weiter wo wir letzte Woche aufgehört haben«, begann Astrid. Hicks lenkte ein zum Auseinandertanzen. Immer wenn Astrid bei Hicks war redete sie ein paar Wörter. »Du bist ja - eher der Schüchterne Typ«, Hicks lenkte eine Drehung ein, von der der Schwung zum zurückdrehen genutzt wurde und noch die dritte Drehung angeschlossen wurde. Nach dieser zog Hicks Astrid wieder zu sich und die zwei tanzten wieder beieinander. Sogar etwas enger beieinander als letzte Woche. »Wie meinst du das?« »Na, wenn es um Mädchen geht. Du hattest bei der Partnerwahl gesagt, es sei dir egal. Hast du dich einfach nicht getraut ein Mädchen zu fragen?« »Ja, da bin ich eher der Schüchterne.« »Und wenn du auf ein Mädchen stehst?« »Du willst aber viel wissen«, Hicks lenkte wieder zum Auseinandertanzen. »Ich will doch meinen Tanzpartner kennen«, meinte Astrid verschmitzt. »Gut, ich hab keine großen Geheimnisse. Ja, da bin ich auch eher schüchtern. Ich kann nicht einfach zu einem Mädchen gehen, was ich mag.« »Weißt du-«, Hicks setzte zur Drehung an, zog Astrid dann aber gleich zu sich. Und wieder waren die beiden ein kleines Stückchen näher beieinander. »Ich finde es süß. Nicht so wie die, die letzte Woche alle um mich als Tanzpartnerin gebettelt haben. Die pöbeln ein Mädchen ja förmlich an, wenn sie etwas von ihr wollen.« »Das ist sowieso unter aller sau. Eine Frau verdient Respekt und man sieht bereits bei den ersten Worten wie viel Respekt ein Mann vor dieser Frau hat.« »Nach diesem Grundsatz hätte kaum jemand vor mir Respekt.« »Glaub mir, die Jungs haben vor dir Respekt. Nur eben nicht vor dir als Mädchen. Vor dir als Sportskanone, als Beliebte Schülerin, als Mensch, der so gut wie jeden verletzen kann. Aber nicht als Mädchen, welches man zur Freundin will. Was ich ehrlichgesagt traurig finde.« Astrid nickte, sah dabei aber grübelnd in Richtung Boden. Erst, als Hicks wieder zu einer Drehung lenkte, hob Astrid ihren Blick und tanzte wirklich aktiv mit. Nach den drei Drehungen wollten die beiden aber noch eine Drehung machen. Das endete darin, dass Astrid jetzt mit dem Rücken zu Hicks stand und ihre Arme vor ihr überkreuzt waren. Hicks hielt sie quasi im Arm. Doch statt aufzuhören wippten die beiden hin und her. Da kam Astrid auch schon eine neue Frage in den Kopf. »Hey, erm, wenn du der Schüchterne Typ bist, bist du dann auch noch jemand der Liebesbriefe schreibt?« »Haha, deine ganzen Fragen klingen ja, als würdest du jemanden suchen. Aber um die Frage gleich zu beantworten; Ja ich denke schon. Wenn ich mich nicht trauen würde, würde ich wohl einen Liebesbrief schreiben, wie früher.« »Früher?« Da war Hicks eine Information zu viel herausgerutscht. »Heh, eh, ja.« »Hast du wirklich mal einen Liebesbrief versendet?« »Versendet nicht. Aber geschrieben.« »Darf ich wissen, wer die glückliche war? Oder wer sie hätte sein können?« Mit der Frage geriet Hicks in einen gewissen Zwiespalt. Sollte er Astrid sagen, wem er mal einen Liebesbrief hat schreiben wollen? Oder es einfach für sich behalten? Naja, es war wirklich schon lange her und wirklich etwas bewirken konnte diese Aussage nicht, oder? Ach, sie würde es ja keinem sagen. Hicks tanzte etwas langsamer und neigte seinen Kopf nach vorne neben Astrids Ohr. »Der Liebesbrief damals war an dich.« Astrid blieb kurz stehen. Daher öffnete Hicks seine Arme und drehte Astrid so, dass die beiden normal weitertanzen konnten. »Hätte ich es dir nicht sagen sollen?« »Nein, nein, das....ist nicht schlimm. Es ist nur, ich weiß auch nicht... Ich hätte mich über den Brief sehr gefreut. Warum hattest du den nicht abgeschickt?« »Wie du vorhin selbst erkannt hast; ich bin schüchtern.« Astrid ging noch etwas näher zu Hicks, dass die beiden fast Brust an Brust standen, und gab Hicks ein Küsschen auf die Wange. Mit geröteten Wangen bei Hicks und einem Grinsen bei Astrid tanzten die beiden weiter.

Oneshots (HTTYD)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt