13. The Show Must Go On

1K 85 31
                                    

Meinen freien Tag, Montag, verbrachte ich damit, meine neue Wohnung zu beziehen, auch wenn es sich mehr anfühlte wie ein Hotelzimmer, denn für die zwei Wochen hatte ich nicht viel dabei. Es gab auch nicht viel mehr als in einem Hotelzimmer. Jedoch beinhaltete diese Wohnung noch eine Einbauküche und somit alles, was man zum Leben brauchte. Am Nachmittag bewegte ich meine Pferde und saß nachdem eine Weile im Pausenraum, am offenen Fenster, und sah den Menschen um mich herum beim Arbeiten zu. Mitarbeiter vom Park, die den Platz hier hinten unter anderem auch als Lagerraum verwendeten. Meine Kollegen, die stets damit beschäftigt waren, alles und jeden glücklich zu machen. Die Pferde, das Publikum und auch sich selbst. Es war ihre Aufgabe, dafür wurden sie bezahlt. In aller erster Linie für das glückliche Publikum. Charles alberte auf dem Hof ein wenig mit Loic herum, ebenfalls ein Reiter. So viel wusste ich nicht über ihn, ich musste auch nicht mit allen anfreunden, auch wenn das nicht hieß, dass sie nicht nett waren. Charles war allgemein ein ziemlicher Spaßvogel, jung und gut gelaunt.

Marion würde gut zu ihm passen.

Ich sah denen zwei nach, als sie sich entfernten und dabei sich gegenseitig spaßhaft schlägerten. Mit Reithandschuhen. Ohne sich zu verletzen. Ich stützte meine Ellenbogen auf das Fensterbrett und legte mein Kinn auf meine Hände, nachdenklich. Nevados Rücken verschlechterte sich weiterhin, ich hatte das Ludo gesagt und der Tierarzt würde die Tage mal vorbeikommen. Inzwischen reagierte er schon bei meinem Fliegengewicht ziemlich empfindlich mit Schmerzen, die ich mir nicht erklären konnte.

Irgendwann setzte sich Marion neben mich, lehnte den Kopf an meine Schulter und gähnte herzhaft. Ich schenkte ihr kurz meine Aufmerksamkeit. „Ist was?", fragte ich. Sie schüttelte leicht den Kopf. „Müde", murmelte sie. „Lena ist anstrengend", fügte sie noch hinzu, als ich nichts antwortete. „Wieso denn das?", wollte ich verwundert wissen. „Sie kann es einfach nicht und ist viel zu alt, das noch richtig zu lernen. Klar, nichts gegen ihre Stuntkünste, aber ihre Reitkünste sind eine wahre Katastrophe..." „Ich kann bis heute nicht mit dem Schwert umgehen", erwiderte ich gleichgültig und sah wieder nach draußen. „Bei dir ist das anders. Du bist auch in erster Linie da, um dich an das Publikum zu gewöhnen und deine Pferde darauf vorzubereiten. Stunts musst du nicht können, Mario hat dich als Dresseur eingestellt und nicht als Kämpfer", erklärte sie. „Ich mag Lena", meinte ich schlicht. Verwundert sah Marion auf, dann schüttelte sie verwirrt den Kopf und ließ diesen wieder auf meine Schulter sinken. „Wie geht es eigentlich mit Vito voran? War er dieses Jahr überhaupt schon vor Publikum?", wechselte sie das Thema. „Nein. Und ich traue mich auch nicht. Er ist nicht mehr derselbe und ich weiß nicht, was ich noch machen soll, um ihn wieder zu mir zu holen. Freilassen kommt auf gar keinen Fall mehr in Frage. Er wäre dann für immer weg. Auch wenn ich ihm zu gerne eine Auszeit draußen gönnen würde, damit er sich etwas abregt" Traurig seufzte ich. „Ich habe keine Kontrolle mehr über ihn, er verhält sich teilweise wie ein Wildpferd... Und vor allem", ich senkte meine Stimme ein wenig, „Er hat sich zurückgezogen. Ich fühle ihn kaum noch und das, was von ihm noch da drin ist", ich deutete auf meine Brust, „hält er gut vor mir versteckt. Irgendetwas ist geschehen und ich weiß nicht, was"

Marion legte mir tröstend einen Arm um die Schultern. „Das wird wieder. Auch wenn es schnell passieren muss. In vier Wochen müssen wir nach Kaltenberg zum Training, das weißt du, oder? Und ich weiß nicht, wie Mario darauf reagieren wird, wenn er das mit euch mitbekommt" Ich schlug die Augen nieder und starrte auf das Fensterbrett. „Ich weiß es, Marion, ich weiß... Ich setzte meine Hoffnungen auf Nevado, aber der macht mir auch mehr Sorgen, als er sollte. Aber ihn kriege ich bis Kaltenberg auf jeden Fall soweit, dass ich mir keine Sorgen machen muss und wir fangen ja nicht umsonst so früh mit dem Training an, ich denke nicht, dass ich meine Show bis Mai schon können muss" Marion nickte und sah plötzlich interessiert nach draußen. Ich sah, dass Charles wieder vorbeilief, als ich ihrem Blick folgte. Er bemerkte uns ebenfalls und hob grüßend die Hand. „Hallo, Ladys", grinste er und kam zu uns. „Hi", sagte ich ebenfalls und gab Marion einen Stoß, die ihn beinahe verträumt anhimmelte. „Hallo", meinte sie schließlich etwas gefasster und lächelte. Er stützte einen Arm an der Wand ab und sah zu mir. „Wie siehst du denn aus? Du machst ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter", bemerkte er und nickte zu mir. „Lange Geschichte..." erwiderte ich ausweichend, „Aber sag mal, hast du heute Abend was vor?" Der Einfall kam so plötzlich, dass selbst Marion mich verwundert ansah und mich dann mit wütenden Blicken beschoss. Er schüttelte den Kopf. „Nö, wieso?" „Marion und ich wollten heute Abend Pizza essen gehen. Ein bisschen plaudern und so, willst du mitkommen?" Meiner Freundin fiel beinahe die Kinnlade herunter und sie wollte irgendetwas widersprechen, dann besann sie sich und nickte nur eifrig. „Klar, man kommt hier ja sonst wenig raus... Gute Idee, habe ich schon lange nicht mehr gemacht", sagte er zu und ich lächelte. „Sehr gut, die Pizzeria hier in Rust ist super, vielleicht gegen 19 oder 20 Uhr, was meinst du?", fuhr ich fort. „19 Uhr ist gut, so zum Feierabend... Aber, was ich eigentlich wollte. Ihr habt nicht zufälligerweise die Decke von Sentido gesehen?" Marion fand auch ihre Sprache wieder. „Die hängt hinten, bei Morendo, glaube ich. Keine Ahnung, wie sie dahin gekommen ist, aber da habe ich sie zuletzt gesehen", erklärte sie freundlich und scheuchte ihn damit wieder davon.

Moondancer - Pferdeträumerजहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें