29. Vergänglich

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VORWEG! Diese Kapitel ist gefüllt mit Horror, Blut und Gewalt. Es ist das Final des ersten Teils.

Eine Übersetzung der vorkommenden Liedzeilen ist jetzt auch am Anfang, weil ich das Ende unkommentiert stehen lassen will. Deswegen jetzt alles vorweg.

"Das ist ein Dämon, der über die Autobahn rast und mit saurem Samen schießt. Also wache auf, du träumst, der Albtraum ist real, es ist das Leben, welches du führst"
"Der innere Teufel lässt mich lächeln. Wie ein Zirkus in meinen Verstand. Der Nervenkitzel der Nacht, die Angst tief darin. Es gibt keinen Ort mehr, an dem du dich verstecken kannst. Du kannst rennen, dich aber nicht verstecken! Herzlich willkommen zu den "Horror Nights" ( Horror Nächten)"
"Du bist gefangen in einem Terror Prisma und ich liebe es, dich in deinem selbst gebauten Gefängnis leiden zu sehen. Ich bin die Spinne, du bist die Fliege. Ich liebe es, dich schreien zu hören, liebe es, dich sterben zu sehen -  nur für mich. Haha, ich bin beerdigt in deinem Kopf, ich bin diese Seele-vernichtenden zehn tausend Kilo Blei!"

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Irgendwann war ich aufgestanden und hatte mich auf den Heimweg gemacht. Mein Auto raste über die fast leere Autobahn, ich war spät dran heute. Die Sonne ging langsam unter, es würde nicht mehr lange dauern und die Welt um mich herum war in Dunkelheit getaucht. Ich rechnete nicht damit, dass ich vor Einbruch der Nacht daheim ankam, aber das war normal. Ich kam selten früh heim. Was sollte ich dort auch machen? Die Nächte verbrachte ich zum großen Teil sowieso schlaflos und Essen tat ich entweder im Park oder Unterwegs. Ich war gerade im Begriff die Autobahn in Richtung Kehl zu verlassen, als mir ein Hirsch in den Lichtkegel sprang und ich nur noch eine Vollbremsung einlegen konnten. Ich spürte das Pedal unter meinen Füßen vibrieren, als das Antiblockiersystem wirksam wurde und hörte die Reifen quietschen. Wie erstarrt stand das Tier, das deutlich kleiner war als Cernunnos, im Lichtkegel. Die Dämmerung wich nun ganz langsam der Nacht und eigentlich sollte es nicht ungewöhnlich sein, dass mir um diese Uhrzeit ein Tier vor die Räder kam. Doch es war ungewöhnlich. Zumal die Autobahn nicht die Neuste war und normalerweise genug Lärm verursachte, dass sämtliche Rehe und Hirsche einen großen Bogen darum machten.

Als das Tier auch nach einem Hupen meinerseits sich nicht vom Fleck bewegte, stieg ich schließlich aus und wollte es mit den Armen wedelnd vertreiben, als es auf mich zukam. Ein menschlicher Blick lag in seinen Augen, so menschlich, dass es mich beinahe an den keltischen Gott erinnerte. Sobald es mich erkannt zu haben schien, machte es einen Satz nach vorne, stürmte auf mich zu und rannte mich beinahe um. Nun erkannte ich die Panik und Eile, die es ausstrahlte. Es streifte mich, brachte mich zum stolpern und schließlich fiel ich rücklings auf die Fahrbahn. Im ersten Moment war ich froh, dass die Autobahnausfahrt kaum befahren war, dann wurde mir auch schon für einige Sekunden schwarz vor Augen.

Mein Cernunnos erschien mir im Kopf, sein Blick panisch. „Beeil dich! Komm!", schrie er, dann folgten schnelle Bilder einer Arena, die lichterloh in Flammen stand, Vito, der gegen irgendetwas kämpfte, was ich nicht sehen konnte und eine Gestalt, die das Stallgebäude gleichmäßig mit Flammenbällen bewarf. Es dauerte kaum eine Millisekunde, bis ich erkannte, wer das war. Sylvain. Der Magier schien einen außerordentlichen Spaß damit zu haben, meinen Arbeitsplatz in Brand zu setzen. Ich spürte Panik in mir aufsteigen. Das hatte mir gerade noch gefehlt.

Die Bilder brachen ab und ich kam wieder zu mir. In Windeseile rappelte ich mich vom Boden auf, rannte auf mein Auto zu, stieg ein, wendete mit quietschenden Reifen und hoffte, dass meine Bremsbeläge der Belastung noch standhalten würden. Ich hatte immerhin noch so viel Vernunft, die Autobahn wieder auf der richtigen Spur zu befahren. Auch wenn mir die paar Minuten, die ich dafür investieren musste, wie Stunden vorkamen. Ich jagte mein Wagen auf seine höchste Geschwindigkeit. Die Horror Nights CD, die ich im Auto gerne anhörte, schaltete auf „Welcome to the Horror Nights". Das Gruselevent, dessen Soundtrack es war, fand jedes Jahr im Herbst im Europapark statt. Neben den verschiedenen Horrorhäusern, der eindeutig nicht mehr jugendfreien Eisshow, gab es unter anderem auch die Musik, die es zu etwas ganz Besonderem machte. Eine schaurige Gänsehaut überlief meinen Körper, als die Musik von selbst lauter wurde. Meine Hände umklammerten das Lenkrad, die Bilder des brennenden Stalles hatte ich immer noch im Hinterkopf. Weiß traten meine Fingerknöchel hervor, die Lichter außen schienen zu verschwimmen.

Moondancer - PferdeträumerWhere stories live. Discover now