𝓕ünfundsiebzig

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𝓙ungkook

Zwar hatte ich Jimin versprochen, nach Informationen zu suchen, aber irgendwie fühlte ich mich schlecht dabei. Von Tag zu Tag wurde mir klarer, dass ich Taehyung die ganze Zeit über anlog und das war definitiv nicht gerecht. Seine Gefühle mir gegenüber waren echt, sein Vertrauen, seine Zuneigung, seine Sorge, seine Liebe. Alles Dinge, die ich nicht auf derselben Ebene erwiderte, aber dennoch ihm genau das vorgaukelte.

Es ergab nicht einmal Sinn, warum ich vor allem jetzt, da Taehyung doch sowieso nicht da war, darüber nachdachte. Allgemein hatte es keinen Sinn, mir einen Kopf darüber zu machen, da ein Agent auf seiner Mission nichts bereuen sollte. Weder Mord noch Lügen. Das wurde mir von Anfang an beigebracht und doch ließ ich diese Gedanken zu. Wie könnte ich auch anders?

Gerade in dieser Zeit ohne meinen Freund stellte ich fest, wie schwer es mir fiel, mich auf etwas zu konzentrieren. Immer öfter stellte ich mir die Frage, wie es wohl mit mir weitergehen würde, sobald Taehyung von der Wahrheit erfuhr. Wir kamen dem Punkt immer näher, seine Mafia zu zerstören. Einige seiner Handelspartner hatten sich bereits abgewandt und wenn genug das Geschäft schlossen, würden sie Probleme bekommen, die schlussendlich zur Auflösung führen würden. Trotzdem hatte ich viel Zeit hinausgezögert.

Wie sollte es danach nur weitergehen? Meine Schuldgefühle nagten an mir und ich konnte nicht sagen, wie lange ich das noch durchhielt. Mir schien es beinahe unmöglich, mit dem Wissen zu leben, für Taehyungs 'Untergang' verantwortlich zu sein. Allerdings war es mein Job. Also sollte ich es wohl akzeptieren.

Seit zwei geschlagenen Stunden durchsuchte ich seinen Computer nun schon. Es war mir ein leichtes Spiel, die Dateien zu öffnen und zu durchforsten, selbst seine Verschlüsselung bereitete mir inzwischen keine Hindernisse mehr. Das einzige Problem jedoch blieb, dass ich keine hilfreichen Informationen fand.

Jede Datei, die mir neu war, enthielt entweder nutzlose Informationen oder ich war auf einem anderen Weg schon an diese gelangt. Somit blieb meine Suche erfolglos. Es war reine Zeitverschwendung und schon jetzt strapazierte ich meine Nerven wieder über. Schließlich ließ meine Konzentration nach und ich dachte an Taehyung, wann ich wieder seiner tiefen Stimme lauschen konnte oder ihn am besten sogar sehen.

Stopp Jungkook! Arbeit!

Mit einem langen Seufzen machte ich ein weiteres Mal meine Taten rückgängig und fuhr den Computer letztendlich hinunter. Es stresste mich, an ihm nichts nützliches gefunden zu haben und mir blieben lediglich die ganzen Akten und Dokumente, die über den Tisch verteilt lagen. Darum warf ich noch schnell ein Blick auf mein Handy, auf dem jedoch zu meinem Leidwesen keine neue Nachricht war, ehe ich aufstand und mich dem Papierkram widmete.

Ich ging um den Tisch herum und durchsuchte einige Blätter, wobei mir von Anfang an nur eines ins Auge stach: Seine aktuelle Geschäftsreise. Es war einfach nicht zu glauben, dass er augenscheinlich nichts anderes geplant hatte.

"Jungkook?!"

Ich zuckte stark zusammen, als ich seine negativ überraschte Stimme hörte und drehte mich langsam mit einem unschuldigen Lächeln zu ihm um, obwohl mein Herz vor Panik klopfte. Warum war er schon zurück? Es waren erst zehn Tage der zwei Wochen vergangen.

"Tae? Was machst du hier?", fragte ich als Ablenkung und fragte mich, mit welchem Wunder ich mich aus dieser Situation retten sollte. "Ich wollte dich überraschen. Und zufällig finde ich dich in meinem Büro. Was machst du hier!?"

Seine Stimme überschlug sich, so viel Wut steckte darin und auch seine Augen brodelten. Mir jagte es einen eisigen Schauer über den Rücken. Es konnte nicht sein, dass ich die Wohnungstür nicht gehört hatte und er mich nun in seinem Büro erwischte. Die Konsequenzen waren mir schon jetzt klar und alles in mir hoffte, dass sie milde ausfallen würden.

"Du hast schon so lange nicht mehr hier drinnen geputzt und ich dachte, ich würde dir damit vielleicht eine Freude machen. Dabei sind mir versehentlich ein paar Blätter runtergefallen, die ich eben nur aufgehoben habe. Tae, ich hab ganz bestimmt nichts gelesen. Sowas würde ich nie tun."

𝐆𝐨𝐨𝐝 𝐨𝐫 𝐋𝐨𝐯𝐞?│ᴛᴀᴇɢɢᴜᴋ ✓Where stories live. Discover now