𝓗underteinundzwanzig

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𝓣aehyung

Es wirkte beinahe wie ein Traum mit Jungkook an meiner Hand über den Flughafen zu gehen, nachdem wir wieder in Seoul gelandet waren. Yoongi sah ich schon von Weitem, auch seinen wirklich mehr als mürrischen Ausdruck im Gesicht, doch gerade konnte wirklich absolut nichts meine seit Tagen anhaltende gute Laune trüben.

Glücklicherweise war der Schuss nicht lebensbedrohlich gewesen und ich konnte schnell wieder entlassen werden, sodass Jungkook und ich dann den nächstbesten Flug zurück nach Hause nahmen. Selbstverständlich hatte ich Yoongi in China über meinen Zustand unterrichtet, welcher dann wirklich komplett ausgerastet war. Yoongi fuhr selten aus seiner Haut, aber ihm lag meine Sicherheit schon immer am Herzen und dass gerade mir etwas zugestoßen war, musste auch ihm wehgetan haben. Auch wenn er es nicht zugab.

"Yoongi", begrüßte ich ihn dann und ignorierte die vielen anderen Bodyguards, die er mitgeschleppt hatte. Ich spürte an meiner Hand, dass sich Jungkooks Griff verfestigte und er sich merklich anspannte, sodass ich meine Hand löste und ihm stattdessen meinen Arm um die Schultern legte, um ihn näher an mich zu ziehen.

"Was macht er hier?", überging Yoongi einfach eine Begrüßung und deutete mit dem Kinn auf den Jüngeren neben mir, der nur sein Gesicht jetzt an meiner Brust verbarg. Seitdem wir uns ausgesprochen hatten, war Jungkook deutlich schüchterner geworden, was vermutlich daran liegen könnte, dass ihm alles so leid tat. Außerdem konnte er Yoongi noch nie trauen und dass dieser nun so typisch reagierte, schüchterte Jungkook wohl ein.

"Das erkläre ich dir Zuhause, ohne Bodyguards", verlangte ich eindringlich und sah mit meinen Augen kurz zu ihnen. Mein bester Freund schnalzte einmal mit der Zunge und machte eine genervte Handbewegung, ehe wir alle uns in Bewegung setzten.

"Du hast ihm nichts gesagt?", flüsterte Jungkook mir leise ins Ohr und ich nickte. "Er ist mein bester Freund, Kookie. So etwas würde ich ihm gern persönlich mitteilen."

Jungkook nickte verstehend, kaute aber wieder unbehaglich auf seiner Lippe herum, worüber ich nur seufzte und meinen Arm hob. Leicht verzog ich das Gesicht, da ich noch immer ein wenig Schmerzen in meiner Schulter hatte, wenn ich so eine Bewegung machte, aber darüber sah ich jetzt hinweg und legte meinen Daumen auf seine Unterlippe.

"Lass das doch, Baby", raunte ich und Jungkook sah mich dabei nur an. Er bemerkte meinen leicht schmerzverzerrten Ausdruck und bekam selbst einen besorgten, doch ich schüttelte nur lächelnd den Kopf. Der Schmerz würde vorübergehen, aber die Erinnerungen in Form einer kleinen Narbe würden wohl bleiben. Doch wenn das bedeutete, dass ich dafür Jungkook für immer an meiner Seite haben würde, nahm ich diese Schmerzen gern solange in Kauf.

Yoongi fuhr mit zu mir in mein Apartment und auch Jungkook begleitete uns, obwohl er darauf bestanden hatte, zu Jimin gebracht zu werden. Ich ertrug jedoch keine unnötige Sekunde mehr ohne ihn und außerdem war mein Zuhause schließlich auch das Seine. Seine Sachen würden wir später holen, weil er auch noch einmal mit Jimin sprechen wollte.

"Schlimm genug, dass du fast gestorben wärst", begann Yoongi dann und drehte sich in meinem Wohnzimmer zu mir. Erneut sah er kurz zu Jungkook, welcher sich wieder leicht hinter mir versteckte. "Aber dass du Jungkook wieder mitbringst ist wohl das Dümmste, was du je getan hast."

"Pass auf, was du sagst, Yoongi", knurrte ich leise und trat einen Schritt vor. "Du bist zwar mein bester Freund, aber wir reden hier von Jungkook."

"Richtig, ich weiß. Der Jungkook, der dich nur belogen und betrogen hat. Der Jungkook, weshalb du jedes Mal, wenn du allein in der Wohnung warst, in Tränen ausgebrochen bist. Der Jungkook, der sich einen Dreck um deine Gefühle geschert hat!"

Yoongi so ausrasten und laut werden zu sehen überraschte auch mich, denn in all den Jahren, in denen ich ihn kannte, hatte ihn nichts so aus der Ruhe bringen können. Das spürte wohl auch Jungkook, der sich mit jedem weiteren Wort fester in mein Hemd krallte und seinen Kopf zwischen meinen Schulterblättern verbarg.

"Mag sein, Yoongi. Allerdings hat er mir das Leben gerettet."

"Schön, da sind wir ihm auch alle dankbar." Den Sarkasmus in seiner Stimme überhörte ich jetzt einfach mal. "Dennoch hat er in der Vergangenheit gravierende Fehler begangen."

"Als hättest du noch nie welche begangen!", fuhr nun auch ich ihn an, weil ich langsam die Geduld verlor. Warum konnte er nicht einfach akzeptieren, dass ich nur Jungkook wollte, am liebsten für immer? "Ich liebe ihn, das habe ich immer getan und werde ich auch immer tun!"

"Verdammt Taehyung! Er ist immer noch unser Feind!"

Ich grinste breit. "Nein, ist er nicht. Er ist ein ganz normaler Mann, der sich einen ganz normalen Job suchen wird. Er hat gekündigt, Yoongi."

Für eine Sekunde war Yoongi tatsächlich aus dem Konzept gebracht, doch er fing sich schnell und fuhr sich durch die Haare. "Du bist so naiv, Taehyung! Er hat dich bereits belogen und er wird es wieder tun! Was macht dich so sicher, dass es nicht wieder eine neue 'Mission' ist, um dich doch wieder ausschalten zu können?"

"Die Liebe, Yoongi", erwiderte ich nun gelassen und nahm Jungkooks Hände von mir, um mich zu ihm zu drehen. "Und da du sie auch gespürt hast, weißt du, dass es nicht falsch ist, für die Liebe zu verzeihen."

Noch einen letzten Blick auf Yoongis perplexes Gesicht werfend, umrahmte ich das von Jungkook, welcher mich mit großen Augen ansah, ehe ich ihn provokant vor den Augen meines besten Freundes küsste, um diesem Sturkopf zu beweisen, dass Liebe schön war - zwar Opfer mit sich trug, aber im Nachhinein nur umso schöner sein konnte.

𝐆𝐨𝐨𝐝 𝐨𝐫 𝐋𝐨𝐯𝐞?│ᴛᴀᴇɢɢᴜᴋ ✓Where stories live. Discover now