9 | Einfühlvermögen eines Teelöffels

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Erzähler

Deutlich verwirrt setzt sie sich an den Gryffindortisch. Sie macht sich zu viele Gedanken. Eindeutig. Wenn sie so weiter macht dann bekommt sie noch Kopfschmerzen. Obwohl...es wundert sie stark, dass sie noch keine hat. Bei all dem Mist, der ihr im Kopf herumschwirrt.

,,Hermine? Was war das denn eben? Mit Draco? Wieso bist du einfach so abgezischt?"

Ginny setzt sich neben sie und schaut sie fragend an. ,,Draco? Wie Draco Malfoy? Was hat Hermine denn mit dem?" Überrascht dreht sie ihren Kopf nach vorn. Harry und Ron sitzen plötzlich vor ihr. Während Harrys grüne Augen sie interessiert ansehen, wirken Rons Blaue eher stumpf. Doch die Brünette hat gar nicht die Möglichkeit zu antworten, da ihre rothaarige Freundin ihr zuvorkommt.

,,Malfoy nannte sie Schatz."

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Augenblicklich verschluckt sich Ronald an seinem Kürbissaft und spuckt die Hälfte davon gleich wieder auf den Tisch. Hermine verzieht angeekelt das Gesicht. ,,Er wollte nur, dass ich das Buch in die Mitte schiebe, weil er seines vermutlich vergessen hat. Ihr kennt ihn. Er übertreibt gern mal." versucht sie schnell etwas auszuweichen.

Trotzdessen sie gehofft hat - es war ihr klar, dass Ginny das so aufspielen würde. Zu ihrem Leidwesen, natürlich. Sie weiß, dass Malfoy das nur zum Spaß gesagt hat, weil er sich gern sein Ego aufpoliert. Und trotzdem spielt Ginny es so auf. Sie fragt sich wirklich wieso.

Es ist ja nicht mal so, dass - okay da läuft etwas zwischen Hermine und Draco. Wie auch immer. Was auch immer. Aber irgendwas ist da ja offensichtlich. Schließlich sind sie bis jetzt schon drei Mal sexuell aneinander geraten und er scheint heute auch wieder irgendwas vorgehabt zu haben. Warum auch immer. Aber es war so. Punkt.

Aber egal was da sexuell abgehen würde, seine Komplimente würde er eh niemals ernst meinen. Wenn sie denn nicht ums Körperliche gehen, was ihm ja anscheinend zu gefallen scheint.

Über was macht sie da schon wieder Gedanken?

,,Er hat mir angeboten mich zu den beiden zu setzen, da sie wohl gerade Hausaufgaben gemacht haben...Er hat mir ebenso den Vornamen angeboten...Aber wisst ihr was am lustigsten ist? Okay eigentlich ist es eher niedlich. Ich habe ihn gefragt warum er mich beim Vornamen nennt, Hermine aber nicht. Und wisst ihr, was er dann gesagt hat? Er sagte Hermine sei etwas Besonderes und dass wenn er sie wie alle anderen nennen würde, diese Tatsache untergehen würde. Wenn ihr mich fragt ist das schon ziemlich niedlich." quasselt Ginny einfach weiter.

Harry grinst plötzlich ziemlich dämlich. ,,Ach wirklich? Ist ja sehr interessant. Ist irgendwas passiert so da ihr zwei jetzt Schulsprecher seid?" Hermine öffnet ihren Mund, um etwas zu sagen, doch es kommt kein Ton heraus. Dafür bei Ron allerdings schon. ,,MALFOY!"

Erschrocken sieht die ganze Halle nun den Weasley an, der ziemlich aggressiv zu sein scheint. Auch der Gemeinte selbst schaut ihn an. ,,WIE KANNST DU ES WAGEN HERMINE SCHATZ ZU NENNEN?! UND WIE KANNST DU ES WAGEN ZU SAGEN SIE SEI BESONDERS?! LASS' DEINE FINGER VON IHR! HERMINE IST KEIN SCHATZ UND AUCH NICHT BESONDERS! VOR ALLEM NICHT FÜR DICH!"

Ihre Augen werden glasig. Sie ist also nicht besonders...Schneller als sie denken kann, steht sie auf und verlässt die großen Halle. Wow. Das hat jetzt gesessen. Erst der Gedanke, dass das sowieso nicht ernst gemeint ist und dann auch noch die Bestätigung. Und das von niemand geringerem als von ihrem besten Freund.

Sie wusste ja, dass Ron das Einfühlvermögen eines Teelöffels, aber das...das tut weh. Aber gut. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass irgendjemand etwas gegen sie sagt. Vor allem Ron hat anscheinend ein besonderes Talent dafür etwas zu sagen oder zu tun, was andere Menschen verletzt, ohne es zu merken.

Genervt von allem macht sie sich auf den Weg zum Schülersprecherturm. Hunger hat sie jetzt definitiv keinen mehr. Es ärgert Hermine, dass ihre Barriere nicht mehr zu funktionieren scheint. Jahrelang hatte sie es doch geschafft einigermaßen so zu tun, als ob sie okay wäre. Bei allem, was sie getan hat, was andere getan haben, was sie gesagt hat und was andere gesagt haben. Wieso funktioniert das jetzt nicht mehr? Wieso reagiert sie neuerdings auf alles so schrecklich empfindlich?

Fragen über Fragen.

In dem Korridor angekommen, sieht sie schon von weiter weg das Portrait von Professor Snape. ,,Na nu? Sollten sie nicht beim Abendessen sein, Miss Granger?" begrüßt dieser sie sogleich, als sie vor dem Portrait steht. ,,Wissen sie Professor, mir ist der Hunger vergangen. Mir ist jetzt eher danach ein Buch zu lesen und mich etwas abzulenken. Alles ziemlich stressig derzeit. Vergebung."

Dieses Passwort ist ziemlich ironisch eigentlich. "Vergebung". McGonnagal war sehr kreativ wie man sehen kann. "Vergebung". Hermine weiß ganz genau, dass die Schulleiterin auf das missliche Verhältnis von Malfoy und ihr in den vorangegangenen Schuljahren anspielt und dass sie hofft, dass sich dies bessert. Wegen dem ganzen Häuserhass, der ja doch noch vorhanden ist. Sie weiß, dass McGonnagal hofft diesen beseitigen zu können, da der Krieg nun vorbei ist und es an der Zeit wäre die Werte der Gesellschaft neu zu bestimmen.

Und im Grunde teilt Hermine diese Ansicht ja auch. Und, dass Malfoy und sie - gerade die beiden - das eigentlich perfekte Beispiel sind und es sicherlich angebracht, wenn die beiden voran gehen würden. Insgeheim hatte sie das auch dieses Schuljahr vor. Ihm versuchen zu verzeihen und vielleicht nochmal neu anzufangen. Dass sie allerdings in einer der ersten Nächte vollkommen betrunken miteinander schlafen und sie mehrfach sexuell aneinander geraten, hatte sie weder geplant noch macht es die Sache einfacher. Eher komplizierter. Zumindest scheint es im Augenblick so.

Snape nickt nur verstehend und öffnet die Tür zum Gemeinschaftsraum. Sie lächelt kurz dankbar, ehe sie eintritt und sich anschließend auf das Sofa vor dem Kamin niederlässt. Sie zückt ihren Zauberstab und spricht "Incendio", sodass sich ein Feuer im Kamin entfacht. Dann holt sie seelenruhig ein Buch aus ihrer Schultasche und beginnt zu lesen. Und langsam aber sicher driftet sie in ihre eigene Welt ab. Nur sie und die Geschichte des Buches.

Bis nach einer Weile eine Stimme sie aus dieser wunderbaren Welt ihres Buches holt: ,,Warum bist du abgehauen, Granger?" Sie verdreht die Augen. Das war es dann wohl mit "ich lese ein Buch und lenke mich etwas ab". Sie antwortet nicht direkt auf seine Frage, sondern meint nur: ,,Wenn du deine komischen "Ich poliere mir mal schnell mein Ego auf"-Spielchen mit jemandem anderen spielen würdest, wäre ich dir dankbar. Gute Nacht."

Dann steht sie auf und verschwindet in ihrem Zimmer.

~~~

Ron wieder...

Hätte man das erwarten können?

Was sagt ihr zu Harrys Reaktion?

Und glaubt ihr, dass Draco das alles wirklich nicht ernst meint?

Irgendwelches anderes Feedback? :) Wenn ja - lasst es mich wissen. :)

Ansonsten würde ich sagen wir lesen uns am Sonntag wieder. ;)

hidden and repressed | dramione *unregelmäßige updates*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt