66 | Enttäuschung

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Erzähler

...Ich habe es so "eingestellt", dass, wenn immer einer von uns beiden oder eben auch wir beide eine Erinnerung als schön empfindet, sich diese in die Bildreihe einfügen. Jederzeit. Dass du dich neuerdings anders gibst, als du es die letzten Jahre getan hast, schätze ich sehr und es bedeutet mir durchaus etwas. Ich hoffe du kannst es jetzt besser verstehen kannst und deine Fragen geklärt sind.

Dir fröhliche Weihnachten wünschend,

Hermine.

Nachdem er die letzten Zeilen des Briefes gelesen hat, wird es ihm endgültig zu viel. Würde er jetzt noch hier sitzen bleiben, würde er vermutlich einen emotionalen Absturz erleiden. Also steht er weiterhin stumm auf, nimmt den Brief, den Bilderrahmen und verschwindet fluchtartig aus dem Wohnzimmer.

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Enttäuscht starrt sie aus dem Fenster. Stumm, leer und enttäuscht starrt sie nach draußen, wo ein gewaltiger Schneesturm tobt. Na dann weiß man ja wie die Landschaft morgen aussehen wird. Vollkommen weiß.

Früher, als sie noch ein kleines Kind war, war sie gefühlt immer fast ausgeflippt, als sie Schnee gesehen hatte und hatte immer einen halben freudigen Anfall, weil sie sich immer auf die Aktivitäten in der Kälte gefreut hatte.

Heute starrt sie nur aus dem Fenster. Aber was hatte sie bitte für eine Reaktion auf ihr Geschenk erwartet? Sie ist enttäuscht. Enttäuscht, dass sie eine Reaktion erwartet hatte, die sie selber eigentlich nicht einmal beschreiben kann. Aber, dass er wortlos abhaut? Nein, damit hatte sie nicht gerechnet.

Sie hätte ihm einfach gar nichts schenken sollen. Sie hat sich mit diesem Geschenk und diesem jämmerlichen Brief voll blamiert. Merlin, vermutlich hat er sich innerlich dafür ausgelacht, dass sie ihm so etwas Emotionales und Persönliches geschenkt hat und wollte das nur nicht nach außen tragen. Deshalb ist er vermutlich verschwunden.

Erneut am heutigen Abend füllen sich ihre Augen mit Tränen.

Verdammt, was hatte sie sich nur dabei gedacht? Dass er sich freuen würde? Oh bei Merlin, sie kann ihm doch nie wieder unter die Augen treten. Und dann wäre da noch der Fakt, dass er scheinbar nicht einmal ein Geschenk für sie hat.

Warum kam sie nochmal auf den Gedanken, dass sie sich vielleicht gegenseitig beschenken würden?

Ist sie vielleicht auch deshalb abgehauen? Weil er kein Geschenk für sie hat und nicht damit gerechnet hätte, dass sie ihm etwas schenkt? War er vielleicht einfach überfordert mit der Situation? Es wäre ja so oder so egal. Er machte gänzlich nicht den Eindruck, dass er sich darüber freuen würde.

Hermine seufzt.

Sie hätte ihm nichts schenken sollen. Dann hätte sie sich jetzt nicht vollständig blamiert. Weihnachten ist gelaufen. Wieso dachte sie nur, dass er ihr etwas zu Weihnachten schenken würde? Sie konnte sich doch denken, dass er kein Weihnachtsmensch ist und er hatte es ihr ja nur nochmal bestätigt.

Allerdings hatte er sich ja schon genug Mühe gegeben, als er das Huhn und den Tannenbaum besorgt hat. Vielleicht hatte er das als ihr Geschenk gesehen? Wenn ja, dann wäre sie jetzt ziemlich undankbar. Die Brünette hat viel zu viel von ihm erwartet.

Plötzlich wird sie umgedreht und in eine feste Umarmung gezogen. Perplex blinzelt sie erstmal kurz, bis sie realisiert, dass es Draco ist, der sich gerade fest an sie drückt. Er vergräbt seinen Kopf in ihrer Haarpracht und gibt in den ersten Moment keinen Laut von sich.

Überfordert mit der Situation erwidert sie die Umarmung, auch, wenn sie zugegebenermaßen keine Ahnung hat, was hier gerade vorgeht. Er macht sich allerdings immer noch nicht die Mühe irgendwas zu sagen. Im Gegenteil er umarmt sie einfach nur und verliert kein einziges Wort.

Erst nach gefühlten Stunden gibt er einen Ton von sich. ,,Danke." murmelnd er nur in ihre Haare, bevor er wieder verstummt. ,,Wofür?" fragt sie leise. Freut er sich doch über ihr Geschenk? Er lacht leise. ,,Für das Geschenk. Und einfach für alles." antwortet er und sie kann sein dankbares Lächeln schon quasi spüren.

Okay, was ist hier schon wieder los?

Irgendwann löst er sich von ihr. ,,Tut mir leid, dass ich einfach verschwunden bin. Ich...konnte einfach nicht damit umgehen, sowas geschenkt zu bekommen. Versteh' mich nicht falsch, das Geschenk ist wirklich toll. Ehrlich. Aber ich habe halt noch nie etwas zu Weihnachten geschenkt bekommen und...naja ich war schon ziemlich überrumpelt, als es dann so etwas Persönliches war..." versucht er sein Verhalten zu erklären, spricht dabei beabsichtigt leise und senkt peinlich berührt und gleichzeitig beschämt den Blick.

Hermine schmunzelt leicht. ,,Alles gut. Du hast mir zwar einen riesen Schrecken eingejagt, als du dich einfach aus dem Staub gemacht hast, aber alles gut. Du kannst aber ruhig sagen, wenn es dir nicht gefällt. Ich dachte nur..." Draco unterbricht sie, indem er mit seinem Kopf schüttelt.

Es ist ihm peinlich, dass er einfach gegangen war. Aber er wusste einfach nicht, was er hätte sonst tun sollen. Er saß jetzt eine gefühlte Ewigkeit nur auf seinem Bett und hat auf die Bilder gestarrt, während er wortwörtlich angefangen hat zu weinen, weil er nicht wusste, wie er sonst reagieren sollte.

Er wollte nicht, dass sie sieht, wie nah ihm diese Geste geht. Er wollte nicht, dass sie sieht, wie viel ihm das bedeutet. Er wollte nicht, dass sie sieht, wie viel sie ihm mittlerweile bedeutet. Er wollte einfach nicht, dass sie es sieht, weil ein winziger Teil von ihm immer noch - wie er es schon im Wald äußerte - die Angst hat, dass das ganze hier vielleicht doch letztendlich ein Racheakt ist und er am Ende der Dumme ist.

Eigentlich weiß er, dass sie sowas niemals tun würde, aber Restzweifel bleiben eben meistens leider irgendwie immer über.

Um die Stimmung der jetzt irgendwie verkorksten Situation irgendwie zu retten, lässt er mit Hilfe seines Zauberstabes Weihnachtsmusik spielen, bevor er sich anschließend in Tanzposition begibt und beginnt mit ihr zu tanzen, worüber Hermine nur schmunzeln kann, auch wenn es vielleicht seltsam für Außenstehende aussehen mag.

Ein kleiner Blick auf seine Armbanduhr verrät, dass sein Geschenk eigentlich schon lange hätte angekommen sein müssen. Verflucht, hoffentlich kommt es noch an. Hermine zieht nur grinsend eine Augenbraue hoch und versucht nicht loszulachen, weil es doch sehr offensichtlich ist, dass er scheinbar wirklich alles tut, um die Laune zur meisten Zeit auf Trapp zu halten.

Eine Weile tanzen beide so umher. Bis sich schließlich der Turmeingang öffnet, was beide aus dem Augenwinkel wahrnehmen und Personen den Turm betreten. Augenblicklich distanziert sich die Gryffindor von dem Blonden, was er auch absolut zulässt, was sie erstmal kurz verwirrt.

Dann dreht sie sich in Richtung der Menschen, die ihnen anscheinend Gesellschaft leisten wollen, erstarrt aber sofort, als sie die Personen erkennt. Sie kann sich nicht mehr bewegen und starrt die Menschen nur an, als wären sie Merlin höchstpersönlich.

Was bei Godric Gryffindor...?





hidden and repressed | dramione *unregelmäßige updates*Where stories live. Discover now