68 | Erkenntnis von Veränderungen

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Erzähler

Nur leider hatte er nicht das Glück in eine wundervolle Familie reingeboren zu werden. Und in diesem Moment wünscht er sich, dass er ein Teil ihrer Familie ist. Und in diesem Moment spürt er zum ersten Mal wirklich deutlich den Wunsch einer festen Beziehung zu der Gryffindor.

Denn Hermine ist derzeit der einzige Halt in seinem Leben und in genau diesem Augenblick verspürt er auch zum ersten Mal diese Angst, sie am Ende des Schuljahres gehen zu lassen. Sie zu ihren Eltern zurückkehren zu lassen.

Sie zu ihrem Zuhause zurück zu lassen.

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Auf McGonnagals Aussage antwortet er gar nicht. Zu sehr ist er damit beschäftigt sich klar zu werden, dass er gedanklich wirklich daran gedacht hat ein Teil ihrer Familie sein zu wollen. Ein Teil von ihr. Er schluckt. Scheiße.

Diese Erkenntnis, dass er offenbar nicht mehr wirklich ohne sie kann, hatte er ja schon getroffen. Aber die Tatsache, dass er anscheinend ja auch nicht mehr ohne sie will, ist im ersten Moment doch eher erschreckend für ihn.

Und er ist sich bewusst, dass er spätestens jetzt zu tief in dieser Nummer steckt, als, dass er da irgendwie rauskommen würde. Nicht jetzt und er hat die böse Vorahnung, dass er es auch nicht gegen Ende des Schuljahres schaffen würde.

Verdammt.

Um sich schnell auf andere Gedanken zu bringen, setzt er ein Lächeln auf und geht in die Hocke, da die Grangers immer noch auf dem Boden sitzen, sich umarmen und vermutlich immer noch weinen. Damals hätte er solche Gesten als lächerlich empfunden. Heute weiß er es besser und schätzt solche Gesten.

Denn heute weiß er, Gefühle zu zeigen, ist keine Schwäche, sondern eine Stärke.

Sanft stupst er seine brünette Kollegin am Arm an und wartet darauf, dass er ihre Aufmerksamkeit bekommt. Erst reagiert sie nicht, wahrscheinlich hat sie noch nicht einmal mitbekommen, dass er sie am Arm berührt hat, also versucht er es nochmal und mit etwas mehr Druck.

Diesmal scheint sie es mitzubekommen, da sie ihren Kopf erst zwar nur etwas leicht bewegt, bevor sie ihn anhebt und ihn ansieht. Wäre es eine andere Situation würde er sich vermutlich erschrecken, weil ihre Augen verdammt rot und geschwollen sind.

Doch anhand der jetzigen Umstände kann er beruhigt sein, dass nichts Schlimmes passiert ist. Sie lächelt ihn an und schnieft kurz. ,,Ich will euch ungern trennen im Moment, aber ich habe gerade das Hühnchen aus dem Ofen geholt und ich denke wir sollten Essen bevor es kalt wird, meinst du nicht?"

Hermine lacht leise und nickt. Er nickt, als Zeichen, dass er verstanden hat. Er stellt sich wieder aufrecht hin und wendet sich erneut der Schulleiterin. ,,Wollen sie noch zum Essen bleiben? Ich bin mir sicher, dass genug für alle da wäre." bietet er als Dankeschön an.

Aber sie schüttelt den Kopf. ,,Nein, aber danke trotzdem. Als Schulleitung einer Schule für Hexerei und Zauberei hat man doch relativ viel zu tun. Mehr als sie vielleicht manchmal glauben, Mr. Malfoy." Als Antwort nickt er höflich. ,,Natürlich, Professor. Ich wünsche ihnen trotzdem noch ein angenehmes Weihnachten."

Sie lächelt höflich. ,,Das wünsche ich Ihnen ebenfalls. Obwohl ich mir eigentlich sicher bin, dass ich es Ihnen nicht mehr wünschen müsste, weil sie sich selbst schon schöne Feiertage gesichert haben." Als letztes zwinkert sie ihm noch kurz verschwörerisch zu, ehe sie endgültig den Turm wieder verlässt und den Malfoy und die Grangers allein lässt.

,,Ich lasse euch noch kurz allein." meint Draco an die wieder vereinte Familie und verschwindet abermals in die Küche, obwohl er ganz genau weiß, dass dort nichts mehr zu tun ist. Aber er will der Brünetten und ihren Eltern diesen gemeinsamen Moment des Wiedersehens gönnen.

Und ehrlich gesagt, fühlt er sich etwas fehl am Platz, da er ja quasi ein Außenstehender ist. Er ist kein Teil der Familie und er würde es, wenn man sich die Realität mal vor Augen führt, auch niemals sein. Es ist einfach zu viel in der Vergangenheit passiert, als, dass sie jemals so etwas, wie er mittlerweile doch für sie empfindet, erwiedern könnte.

Dementsprechend hat er auch kein Recht bei so einem intimen Moment dabei zu sein.

Während er wartet, wischt er, aus reinem Reflex, über die Arbeitsplatten, obwohl er genau weiß, dass er es ein paar Minuten vorher schon getan hat. Aber was soll er sonst machen? Es steht schon alles vorbeireitet auf dem Tisch und es gibt nichts zu tun für ihn außer Warten.

Also stellt er sich ans Fenster und schaut den Schneeflocken beim Fallen zu. Oder eher gesagt beim Wirbeln, da draußen immer noch ein übler Schneesturm tobt. Ein Wunder, dass die Sachen von Jean und Peter trocken sind.

Allerdings wird McGonnagal sie wohl trocken gezaubert haben. Oder aber sie sind direkt ins Schloss appariert. Die Apparier-Grenze beziehungsweise die Schutzzauber, die ja sonst auf dem Schloss liegen, hat sie ja so oder so aufgelöst.

Und das quasi nur für ihn.

Beziehungsweise seinem Plan.

Aber Draco ist heilfroh, dass sein Plan überhaupt aufgegangen ist. Er hatte schon Angst McGonnagal würde gar nicht erst in den Turm kommen. Geschweige denn zu Hermines Eltern apparieren und sie holen. Letztendlich hätte er als der letzte Idiot da gestanden, weil er dann derjenige gewesen wäre, der kein Geschenk hätte.

Zum Glück ist ja aber alles gut gegangen und nach Hermines Reaktion nach zu urteilen, ist sie mehr als glücklich über sein Geschenk. Er hatte es einfach nicht ertragen, dass sie immer, wenn sie auch nur an ihre Eltern gedacht hatte, fast angefangen hatte zu weinen.

Er konnte nicht dabei zusehen wie sie leidet.

Nicht mehr.

Es ist verrückt. Hermine Granger, ausgerechnet die Person von der er es am wenigsten erwartet hätte, verändert ihn einfach vollkommen. Im Vergleich zum Anfang des Schuljahres hat er sich allein bis jetzt schon um ganze 180 Grad gedreht.

Er unterdrückt seine Gefühle nicht mehr, hat plötzlich Spaß an Weihnachten und hat das Gefühl ein komplett anderer Mensch zu sein.

Und das aufgrund einer einzigen Person.

Trotzdem gefällt ihm sein neues Ich. Auch, wenn er dabei ist sich einzugestehen, dass sich die kleine, brünette Hexe langsam aber sicher in sein Herz einnistet - oder sie es eben schon getan hat, er kann es nicht mehr wirklich festmachen - würde er nicht wollen, dass diese Person, die ihn so einnehmen und verändern kann, jemand anderes als Hermine Jean Granger wäre.




hidden and repressed | dramione *unregelmäßige updates*Where stories live. Discover now