19 | Selbstmitleid

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Erzähler

Bei Hermine kommt gerade alles wieder hoch. Sie krallt sich haltsuchend an die Stuhllehne. Ihr Kopf senkt sich automatisch, als sie merkt, dass ihre Augen glasig werden. Verdammt. Die ganzen Erinnerungen brechen gerade über sie herein. Sie versucht sich irgendwie zusammen zu reißen, jetzt nicht loszuweinen. Aber das alles hat sie doch sehr mitgenommen und verletzt damals.

Und auch Draco wird eingeholt. Auch in seinen Augen sammeln sich Tränen, die er versucht zu unterdrücken. Seine Maske aufzusetzen würde jetzt nicht funktionieren. Er ist schwach. Verdammt schwach. Verzweifelt fährt er sich durch seine Haare.

,,Ich bin nicht wie mein Vater"

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In seiner Stimme zeichnet sich deutlich seine Verzweiflung im Moment wieder. Verflucht, wieso muss immer alles so kompliziert sein? Warum eigentlich immer er? Sicherlich, er hat viele Fehler in der Vergangenheit gemacht. Aber hat er es nicht verdient, dass man ihm eine 2. Chance gibt? Seine Fehler waren schwerwiegend, ja. Aber zu schwerwiegend, um zu versuchen ihm eine 2. Chance zu geben und um zu versuchen ihm zu verzeihen?

Sie atmet laut aus, als sie sich wieder einigermaßen gefasst hat. Anschließend hebt sie den Kopf wieder. McGonnagal schaut die Beiden sprachlos an. Sie weiß nicht recht wie sie reagieren soll, noch was sie sagen soll. ,,Entschuldigen sie, Professor. Es war nicht meine Absicht so auszurasten." meinen Draco und Hermine zeitgleich reumütig und setzen sich wieder auf ihre Stühle.

Etwas überrascht sehen sich beide an, sehen aber schnell wieder nach vorn zu der Schulleiterin, die erst einmal blinzelt. Mit so einer leichten Eskalation hatte sie dann doch nicht gerechnet. Sie räuspert sich. ,,Nun...Wie Mr. Malfoy das ihnen geschildert hat, wie er sich das vorstellen würde, ist es auch richtig. In diesem sogenannten "Mugglecamp" werden sie ohne jede Art von Magie leben. Ich werde ihnen vorher ihre Zauberstäbe abnehmen. Dann werden sie für eine bestimmte Zeit wie Muggle campen. Also mit Zelten und allem drum und dran...Ich hatte gehofft sie und paar weitere Schüler damit begeistern zu können, damit wir den Häuserfrieden weiter fördern."

Hermine nickt. ,,Wie lange würde das gehen?" Sie versucht so normal wie möglich herüber zu kommen. ,,Von heute bis zu den Weihnachtsferien" Ehrlich verdutzt vergrößern sich ihre Augen. ,,So lange?" Minerva nickt. ,,Ich weiß, dass das eine erhebliche Zeitspanne ist. Schließlich haben wir heute den 1. November. Aber die Zeit ist sinnvoll verplant. In den ersten Wochen sollen sie sich alle aussprechen und möglichst alle Kriegsbeile beilegen...Die verbliebende Zeit würden sie dann nutzen, in dem sie sich langsam einander annähern und vielleicht auch sogar anfreunden...Man weiß es nie. Und ich habe deshalb so viel Zeit eingeplant, da ich ehrlich gesagt damit gerechnet habe, dass es schwierig sein wird, dem Anderen zuzuhören, sich Sachen erklären zu lassen und dem Anderen eine 2. Chance zu geben...Aber es wäre ein weiterer, erfolgreicher Schritt zu einem besseren, hassfreieren Hogwarts..."

,,Gut...Wie sieht es mit dem Schulstoff aus?" fragt die Gryffindor weiter nach. Aus dem Nichts schleicht sich ein leichtes Lächeln auf Dracos Gesicht. Er kann nicht anders. Dieser Kommentar von Granger hätte er ja wirklich kommen sehen müssen. Das kleine, pflichtbewusste und schulfreudige Mädchen ist aus der Brünetten wohl nicht ganz verschwunden. Aber mal ehrlich. Wäre sie das nicht mehr, wäre sie ja wohl kaum noch Hermine Granger. Sie hat eben diese bestimmte Dinge, die sie auszeichnen. Und wenn Draco ehrlich dann findet er diese Dinge mehr als nur niedlich im Vergleich zu anderen jungen Frauen, die so tun, als wären sie so reif und erwachsen.

Granger ist durchaus reif und erwachsen, aber hat eben auch diesen niedlichen und süßen Reiz, der sie - wenn er ehrlich zu sich selbst wäre - noch attraktiver macht.

Als Minerva die Reaktion des Blonden bemerkt, muss sie ebenso leicht schmunzeln. ,,Da sie ja durchaus erwachsen sind, denke ich, würde es Problem für sie darstellen, wenn sie sich den Stoff durch das Lesen der Bücher versuchen selbst beizubringen...Natürlich können sie nach dem Enden des Projekts zu mir kommen und mir gegebenenfalls sagen, dass sie den Schulstoff nicht so verstanden haben, wie sie es vielleicht eigentlich sollten..."

Hermine nickt überlegend, ehe sie ihre Hände auf ihre Oberschenkel legt und aufsteht. ,,Ich werde dann wohl packen gehen." meint sie seufzend und ringt sich ein Lächeln ab. ,,Ich danke ihnen, dass sie es versuchen wollen, Miss Granger." Sie lächelt nur, bevor sie zur Tür tritt. Allerdings wirft sie fragend nochmal einen Blick zurück.

Als würde der Malfoy es merken, erhebt er sich auch. Doch die Schulleiterin hält ihn auf. ,,Sie bleiben bitte noch hier, Mr. Malfoy." Er sieht sie deutlich überrascht an, nickt aber kleinlich und setzt sich wieder. Die Brünette beißt sich leicht schuldbewusst auf die Unterlippe, verlässt aber das Büro und macht sich zurück in ihren Schulsprecherturm.

Draco senkt seinen Kopf und fährt sich durch die Haare. ,,Mr. Malfoy..." beginnt McGonnagal. Doch er schüttelt den Kopf. ,,Ich weiß, was sie sagen wollen, Professor. Ich weiß es. Sie wollen mir sagen, dass sie es nicht verantworten können, mich hier zu lassen. Das Ministerium hat mir ganz bestimmte Auflagen gegeben, die ich einzuhalten habe. Und sie können nicht verantworten, dass ich eines Tages vielleicht wirklich mal ausraste, nachdem sie diese lautstarke Auseinandersetzung mitbekommen haben. Ich verstehe schon."

,,Mr. Malfoy...Ich bitte sie. Ich werde sie nicht von der Schule werfen, nur weil sie in der Vergangenheit Fehler gemacht haben. Sicherlich hat das Ministerium ihnen Auflagen gegeben, die sie einhalten müssen. Aber sie haben gegen keine dieser Auflagen verstoßen. Ich werde sie nicht von der Schule werfen, Mr. Malfoy." Er hebt den Kopf. ,,Granger hat doch recht, Professor. Sehen sie mich doch an. Es ist doch klar, dass sie mir nichts glaubt, nach all dem, was ich damals abgezogen habe..."

Die Schulleiterin stößt laut Luft aus. ,,Jetzt hören sie doch auf in Selbstmitleid und Selbstzweifeln zu versinken, Mr. Malfoy. Sie sagten ich soll sie ansehen. Das tue ich. Jeden Tag. So wie ich es bei Miss Granger tue. Und wissen sie was ich sehe? Ich sehe bei ihnen sowie auch bei Miss Granger eine gebrochene Persönlichkeit. Sie haben beide sehr viel in der Vergangenheit durchmachen müssen. Unglaublich viele, schlimme Dinge haben sie beide erlebt. Glauben sie ich wüsste nichts davon? Ich bitte sie. Ich habe sie beiden nicht umsonst zu Schulsprechern gemacht. Sie verstecken ihr Leid und ihren Schmerz unter einer Maske, die sie ihr halbes Leben vermutlich schon tragen. Ich habe gedacht, dass wenn ich zwei Menschen mit einem Leid und einem ähnlichem Schmerz zusammen bringe, sie sich aussprechen und die Vergangenheit ruhen lassen. Und ich dachte, dass es ihnen beiden besser gehen würde. Ich habe sie genau beobachtet. Und den letzten Monat schienen sie sich wirklich gut zu verstehen. Sie haben sich geneckt und geärgert. Da sieht man doch, dass sie eine 2. Chance verdient haben und Miss Granger eben auch bereit wäre, ihnen diese zu gewähren."

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McGonnagal spricht mal Klartext...😂

Was sagt ihr zu dem Kapitel?

Meint ihr es wird noch Eskalationen im" Mugglecamp" geben? :)

Lasst mir gern euer Feedback da. :)

hidden and repressed | dramione *unregelmäßige updates*Where stories live. Discover now