74 | Bittende Worte

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Erzähler

,,Das ist doch totaler Quatsch, Draco. Dann gehörst du halt ab jetzt - und wenn du möchtest, wir wollen dir nichts aufzwingen, auch nur heute - zur Familie. Deswegen musst du doch jetzt nicht gehen." wirft Jean ein.

Er hebt abwehrend die Hände. ,,Jean, wirklich, das ich äußerst nett von dir, aber ich merke gerade, dass die letzten Tage doch mehr an mir gezerrt haben, als ich gehofft hatte. Ich denke Schlaf wird mir ganz gut tun. Danke für deine Offen - und Freundlichkeit, Jean, aber ich bin wirklich ziemlich fertig. Wenn ihr geht, werde ich euch selbstverständlich verabschieden, aber ein kleines Nickerchen hat noch keinem geschadet. Ich bin oben."

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Die ältere Granger nickt verständnisvoll, obwohl man ihr ansieht, dass sie mit der Entscheidung des Slytherins nicht zufrieden ist. ,,Natürlich. Du hast dir die letzten Tage - auch die zwei Tage als du bei uns in Australien warst - wirklich sehr viel Mühe gegeben und ich glaube, dass ich es nie wirklich schaffen werde dir meinen Dank dafür auszusprechen, dass du uns unsere Tochter zurückgebracht hast...Es hat verständlicherweise an dir gezerrt. Du musstest das ganze ja auch planen und diese Professorin McGonnagal musstest du ja auch noch überzeugen...Ich weiß nicht wie viel zu geschlafen hast, aber ich fürchte nicht sehr viel. Wenn du wirklich so müde bist, dann möchte ich dich nicht lange aufhalten."

Der Malfoy nickt dankend und will gerade die Küche verlassen, als Hermines Stimme ihn in seinem Tun stoppt. ,,Du sagtest du würdest versuchen mir ein schönes Weihnachtsfest zu bereiten, richtig? Und dazu gehört, dass ich mir möglicherweise auch etwas wünschen kann, richtig? Was ist, wenn ich mir wünsche, dass du jetzt, genau in diesem Augenblick, hier sitzen bleibst. Bei meinen Eltern und bei mir. Du hast sie mir wiedergebracht. Und ich bin dir unglaublich dankbar dafür, dass du das getan hast, sodass ich es eigentlich gar nicht in Worte fassen könnte, aber dennoch versuche ich es, weil du nicht denken sollst, dass du irgendwas falsch machst. Die Müdigkeit ist nicht dein Problem, Draco. Ich kenne dich jetzt schon ein bisschen, um sagen zu können, dass das nicht dein Problem ist. Sicherlich bist du müde und dafür habe ich volles Verständnis, schließlich bist du wegen mir extra nach Australien und hast dir mit der Planung und Umsetzung vermutlich auch massiv zugesetzt, von dem Tannenbaum, der Deko und allem anderen, das du besorgt hast, mal ganz zu schweigen, aber ich kenne dich mittlerweile doch ein bisschen, um sagen zu können, dass das nicht wirklich dein Problem ist. Schließlich hast du die letzten zwei Tage, an denen du wieder hier warst, alles dafür gegeben, dass ich ein schönes Weihnachten habe und du hast dich zu Dingen bereit erklärt, die du sonst niemals im Leben getan hättest. Weißt du, was dein eigentliches Problem ist? Dein Problem ist, dass du Angst hast etwas falsch zu machen. Etwas Falsches zu sagen oder einfach nur falsch verstanden zu werden. Nicht ernst genommen zu werden. Das ist dein eigentliches Problem, Draco. Du wirktest sehr glücklich und zugegeben etwas nervös, als wir in die Küche gekommen sind, weil deine Art Mission mir ein tolles Weihnachten zu bescheren scheinbar zu 100% aufgegangen ist und du hast gelacht. Bis mein Dad das mit unserer Vergangenheit erwähnt hat. Ab da warst du wie ausgewechselt. Du warst plötzlich so nervös, noch nervöser als vorher auch schon und du warst plötzlich wieder so...verschlossen. Und das, weil du wieder mit deiner oder besser gesagt unserer Vergangenheit konfrontiert wurdest. Draco, denke doch bitte daran, was ich im Wald gesagt habe. Es heißt nicht umsonst Vergangenheit. Heute bereust du ehrlich und offen und du tust alles dafür, dass ich dir verzeihe und genau das zeigt doch, dass du es wirklich ernst meinst. Bitte, lass' sich das ganze Szenario im Wald nicht wiederholen. Bitte nicht. Ich möchte nicht nochmal sehen müssen, wie fertig dich allein ein einziges Wort machen kann. Wie viel schlechtes du mit diesem einem Wort verbindest. Wie viele Schuldgefühle du dir wirklich machst. Du sagtest, dass es dir leid tut und das glaube ich auch. Ich hätte keinen Grund es nicht zu tun. Aber es wird immer Leute geben, die dir gegenüber Skepsis zeigen. Die dich nicht verstehen können und dann gegen dich schießen, obwohl sie eigentlich genau wissen, dass du nicht so bist, wie du es die letzten Jahre warst. Aber wenn du es offensichtlich weißt und ich das auch tue, dann reicht das erstmal. Denn du erbittest du meiste Vergebung von mir und du gibst dir mehr als nur Mühe, damit ich sehe wie ernst es dir ist, dass ich meine Meinung über dich ändere. Du erbittest sie nicht von McGonnagal, nicht von Harry, Ginny, nicht von Ron und auch nicht von meinem Dad, sondern von mir. Und mittlerweile solltest du mich soweit kennen, dass ich mich kaum bis gar nicht von anderen Leuten beeinflussen lasse. Ich habe meine eigene Meinung und bin ein verdammter Sturkopf. Das sind wir beide. Aber du musst lernen, dass nicht alle Menschen damit klarkommen, dass du nicht für immer die Zielscheibe für ihre Schießereien bist. Du musst lernen, dich darauf zu konzentrieren, dass du dein eigenes Ding durchziehen kannst und sollst. Und glaube mir, Draco, ich spreche aus eigener Erfahrung. Und ja, vielleicht haben die anderen in diesen speziellen Punkten recht, dass wir uns ähnlicher sind, als wir manchmal vielleicht glauben. Vielleicht sind wir das. Vielleicht sind wir beide verfluchte Sturköpfe, sind gut darin unsere Gefühle vor anderen geheim zu halten und ja vielleicht haben wir beide unsere Narben. Aber diese Narben machen uns zu den Menschen, die wir heute sind. Narben heilen nicht, Draco. Das ist richtig. Aber eben genau diese Narben machen uns deutlich, was wir überlebt und überstanden haben. Vielleicht sind diese Narben nicht schön. Keine Frage. Aber sie sind ein Teil von uns. Und damit müssen wir leben. Wir beide und alle Anderen, die Narben haben. Egal, ob Innere oder Äußerliche. Aber das wichtigste ist, dass du lernst mir zu vertrauen. Und, dass du lernst dir zu vertrauen. Auf deine Entscheidungen, Intuitionen und Gefühle. Also setz' dich bitte wieder zu mir und lass' uns diesen Abend so ausklingen lassen, wie du es geplant hast. Nämlich harmonisch und schön."

hidden and repressed | dramione *unregelmäßige updates*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt