3o | Beruhigung

2.3K 108 22
                                    

Erzähler

Eigentlich noch nie in der Öffentlichkeit von sich gegeben haben. Soweit sich die Anwesenden erinnern können, haben sie weder bei der Granger noch bei dem Malfoy jemals so ein Geräusch in "aller Öffentlichkeit" gehört.

Ein Schluchzen.

---

Hermine folgt ihrem blonden Schulsprecherkollegen nach draußen. Sie hofft, dass er sich nicht wieder mitten in den Wald rennt, um sich zu verschanzen und zu verstecken. Das könnte sie jetzt wirklich nicht gebrauchen.

Doch sie hat Glück im Unglück, wie man so schön sagt. Er steht nur etwas abseits des Zeltes und scheint immer noch schneller zu atmen. Ohne zu zögern geht sie auf ihn zu und stellt sich vor ihn. ,,Draco?" fragt sie leise und eher zurückhaltend, da sie nicht wirklich weiß wie seine Reaktion ausfallen wird.

Sein Kopf schnellt in die Höhe. Seine Augen sind mit Tränen gefüllt und sofort merkt sie wie er versucht sie zurückzuhalten. Der Ausdruck in seinen Augen ist klar und deutlich für die Brünette zu erkennen: Verzweiflung und Angst.

Sie seufzt leise. Was ist denn nur sein Problem? Was ist vorgefallen, dass er so derart aus der Bahn geworfen wird, sobald man ihm Fragen zu seiner Vergangenheit stellt? Der Ausdruck in seinen Augen wird stärker. Seine Augen immer glasiger.

Hermine tätigt nochmal einen tiefen Atemzug.

Ohne irgendwie nachzudenken, noch zu zögern, geht sie einen weiteren Schritt auf ihn zu und schließt ihre Arme um ihn. Zu erst ist Draco vollkommen perplex und erstarrt. Sie umarmt ihn. Granger umarmt ihn.

Doch er hält es nicht mehr aus. Er schlingt seine Arme um ihre zierliche Taille und vergräbt seinen Kopf in ihrer braunen Lockenpracht. Der Blonde beginnt jämmerlich zu weinen und laut zu schluchzen. Hermine streicht ihm beruhigend über den Rücken.

,,Es ist alles gut, Draco. Es ist vorbei. Was auch immer dich so fertig macht, es gehört der Vergangenheit an. Es ist vorbei. Okay, Draco? Du bist nicht allein. Ich bin da...Und Blaise und Pansy sind mit großer Sicherheit auch für dich. Und auch, wenn du nicht mit ihnen darüber reden möchtest...Ich hoffe du weißt, dass immer hin ich da bin. Egal, was damals passiert ist. Ich bin da und ich würde dir zuhören. Egal, was du sagen willst."

Durch diese Worte bricht er nur noch mehr in Tränen aus und schluchzt nur noch lauter.

Warum? Warum ist sie so? Warum ist sie nur so verdammt nett und fürsorglich für ihn? Warum? Draco hat es noch nicht einmal verdient. Er hat es nicht einmal verdient so behandelt zu werden. Insbesondere von ihr. Normalerweise müsste er seine Maske aufsetzen. Das zumindest würde sein früheres Ich tun.

Aber jetzt kann er es nicht.

Die Gryffindor hat ihn bereits durchschaut und, wenn man es auch so will, auch fest in der Hand. Denn egal, was sie tut, sie hat eine derart große Wirkung auf ihn, dass er sich manchmal wirklich fragt, ob sie davon überhaupt eine Ahnung hat und ob sie das nicht manchmal doch mit Absicht macht.

Der Blonde vergräbt seinen Kopf weiter in ihren Haaren und inhaliert schon förmlich ihren verdammt wundervollen Duft ein, der ihn langsam - auch in Verbindung mit dem den Rücken hoch und runter streichen ihrerseits - langsam aber sicher beruhigt.

Das spürt auch Hermine, die leicht beginnt zu lächeln.

Eine lange Zeit stehen sie einfach nur noch so da und umarmen sich, ehe sie sich irgendwann voneinander lösen. Sie wirft ihm ein aufmunternden Blick zu und streichelt ihm leicht über die Wange, was ihn dazu bringt ein sich ein halbes, gequältes Lächeln abzuringen.

,,Ich kann nicht darüber sprechen. Vielleicht irgendwann, aber nicht jetzt."

Sie nickt. ,,Das ist okay. Wenn du nicht darüber sprechen kannst, dann ist das nichts schlimmes. Dann versuche es erstmal zu verarbeiten." Sie wartet auf eine Reaktion von ihm, doch er schaut sie erst nur an. Er weiß nicht wirklich, was er darauf erwiedern sollte, zumal ihre Augen ihn schon wieder fesseln.

,,Danke." meint er schließlich leise, als ihre Worte bei ihm angekommen sind und sein Gehirn sie wirklich verarbeitet hat. Es kommt nicht wirklich oft vor, dass er dieses Wort benutzt. Dass er sich bei jemanden bedankt.

Die Granger lächelt leicht und streicht ihm weiter über seine Wangen, da sie sehen kann wie der verzweifelte Ausdruck in seinen Augen immer weiter abnimmt. Er schließt seine Augen und lehnt ihre Stirn an ihre. Er atmet einmal laut aus.

Sie tut es ihm gleich. ,,Nicht dafür, Draco." entgegnet sie und versucht ihn weiter zu beruhigen. Auch so stehen sie eine Weile dar. Der Blonde beruhigt sich langsam aber sicher vollständig und genießt einfach nur die Tatsache, dass jemand da ist, der ihn nicht allein lässt.

Dass es ausgerechnet Granger ist, stört ihn nicht. Er begrüßt es im Grunde genommen sogar, da beide ja recht "gutes" Verhältnis zu einander haben und sie körperlich doch jetzt sehr vertraut sind, sodass es ihm rein gar nichts ausmacht, dass sie ihn irgendwo berührt.

Im Gegenteil. Er begrüßt diese Tatsache ebenso, weil ihn ihre Nähe aus ihm unerklärlichen Gründen gut tut und sie ihn beruhigt. Egal wie aufgewühlt er ist, sie kann ihn beruhigen. Dass es ausgerechnet Granger ist, die solch eine Wirkung auf ihn hat, ist für ihn unerklärlich.

Schließlich sollte sie eigentlich diejenige sein, die ihn von sich stößt und sich in solchen Situationen wie gerade diese von ihm abwendet und ihn allein lässt, nachdem, was er und seine Familie ihr damals angetan hat.

Doch sie tut es nicht.

Zwar versteht Draco nicht wieso sie ihm hilft und nicht einfach diese Tatsache genießt, dass er neuerdings so fertig und verzweifelt ist, genießt und sich daran erfreut wie sie es eigentlich könnte, nachdem, was in der Vergangenheit war, hätte sie all das Recht dazu.

Hermine streichelt ihm immer noch über seine Wange und seufzt leise. ,,Wir sollten langsam wieder reingehen. Ich will gar nicht wissen, was die Anderen denken, was wir tun..." Zum Ende des Satzes muss sie leicht anfangen zu lachen, als die an die Spekulationen ihrer Mitschüler denkt, die sie vermutlich gerade zusammen spinnen.

Der Blonde grinst leicht und vor allem ehrlich. Trotz der Situation kann er sich nur zu gut vorstellen, dass es in den Köpfen der zwei Slytherins, der vier Gryffindors und der einen Ravenclaw gerade wie wild rattert, weil sie sich fragen wie dieses Verhältnis der beiden Schulsprecher zu Stande kommt.

,,Kannst du...Kannst du schon einmal vorgehen? Ich wäre gern noch kurz allein..."

Sie nickt. ,,Aber auch nur, wenn du versprichst, dass du nicht wieder im Wald verschwindest oder du dich in Luft auflöst. Ich habe ehrlich gesagt keine Lust, dich wieder suchen zu müssen. Klar?" Die Brünette grinst leicht und scherzt auch leicht, um die Lage wenigstens etwas erträglich zu machen.

Draco nickt. ,,Versprochen."

Hermine entfernt sich leicht von ihm und schenkt ihm nochmal ein aufmunterndes Lächeln, ehe sie hinter ihn tritt und wieder in Richtung des Zelts läuft.





hidden and repressed | dramione *unregelmäßige updates*Where stories live. Discover now