28 | Über "echte" Freunde

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Erzähler

Jetzt hat er endgültig die Chance alles offenzulegen. Natürlich geht es das Risiko ein, dass sich Alles vollständig ändern könnte - vor allem auch die Sache mit Granger -, doch es würde alles nun mal ein für alle Mal geklärt sein.

Also atmet er noch einmal tief durch, ehe er beginnt zu sprechen...

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,,Ich...Es tut mir leid. Es tut mir einfach nur leid. Ich...ich wollte das ja alles nicht. Es sollte nie so eskalieren...Es sollte doch nie so passieren...Ich..."

Draco unterbricht sich selbst, als er spürt wie Hermine neben ihm seinen einen Arm aus seinen Haaren löst, ihn auf sein angewinkeltes Bein - da er im Schneidersitz sitzt - legt und seine Hand in ihre nimmt, wobei sie ihren Arm auf Seinen legt.

Er hebt seinen Kopf überrascht und sieht sie kurz verdutzt an. Es ist nicht so, dass er ihren Körperkontakt nicht gewöhnt ist. Wie auch, wenn sie ständig miteinander rummachen und schon zwei Mal miteinander geschlafen haben?

Aber es überrascht ihn, dass sie diese Gesten jetzt und hier vor anderen Menschen, unteranderm vor ihren Freunden, austauscht. Schließlich hatten sie ausgemacht, dass all das, was zwischen ihnen läuft soweit es nur geht in privaten Räumen abgehalten wird.

Hermine sieht ihn ebenfalls an, doch wieder einmal kann er ihren Blick nicht standhalten. Er fällt. Direkt auf ihre ineinander verschlossenen Hände und auf ihre aufeinanderliegenden Arme. Direkt dort wo sich ihre Arme und Hände berühren erscheint eine ihm doch recht unbekannte Wärme, die sich langsam aber sicher in seinem gesamten Körper breit zu machen scheint.

Er will nicht sagen, dass er dieses Gefühl verabscheut. Gewiss nicht. Es ist eher schön diese Wärme zu spüren, da er jetzt erst merkt wie kalt ihm doch eigentlich ist. Im körperlichen als auch im übertragenden Sinne mit seinem derzeitigen Gefühlszustand.

Fragend hebt er seinen Kopf wieder und trifft abermals auf dieses verflucht wärmende Braun ihrer Augen, welches ihn wieder mal zu fesseln scheint. Er versteht nicht wieso sie das hier alles tut. Sie jedoch versucht nur innerlich von Blicken ihm klar zu machen, dass ihre Gründe jetzt egal sind und sie jetzt absolut keine Rolle spielen.

Also wendet er sich wieder ab und sieht wieder nach unten. ,,Ich wollte das doch nicht. Das Alles. Weder, dass ich irgendjemanden beleidige, noch, dass ich dir Potter, Weasley und Hermine das Leben in Hogwarts zur Hölle mache. Das war doch nie mein Ziel. Ich...ich war doch einfach nur neidisch. Ich wollte das was du hattest, Potter. Du hattest Aufmerksamkeit, du hattest echte Freunde. Du hattest eben all das, was ich so gern gehabt hätte. Neben dir war ich doch ein Nichts, Potter. Ein jämmerliches Nichts, was einfach nur die Aufmerksamkeit wollte, die du hattest."

,,Aber ich habe einen hohen Preis für die Aufmerksamkeit, die ich nicht einmal wollte, zahlen müssen."

Draco seufzt und hebt seinem Kopf, um ihm in die Augen sehen zu können. ,,Ich weiß. Deine Eltern starben, um dich zu retten. Wenn ich ehrlich bin, war ich selbst neidisch darauf. Deine Eltern haben sich Voldemort in den Weg gestellt, damit du überlebst. Das zeigt, dass sie sich sehr liebten und das, was ich damals vor dem 6. Schuljahr im Zug gesagt habe, als du mir hinterher spioniert hast und als ich dir die Nase gebrochen habe, tut mir leid. Es war falsch von mir, dass ich auf einem so sensiblen Thema herum ritt. Ich weiß nicht wie es nicht keine Eltern mehr zu haben, aber manchmal wünschte ich mir, ich wüsste es."

Nachdem er das gesagt hat, senkt er seinen Kopf sofort wieder. Und das zurecht, denn er hört die Brünette neben ihm erschrocken einatmen. Doch sagen kann sie dazu nichts. ,,Zusammen hattet ihr als goldenes Trio alles, was ich je wollte. Du hattest und hast Freunde, Potter. Weasley du hattest und hast eine echt tolle Familie und Hermine...du hattest einfach alles. Vermutlich echt tolle Eltern, Freunde und von deinen Noten will ich erst gar nicht anfangen. Glanzleistungen wo man nur hinsieht. Ich war einfach nur neidisch und unendlich dumm damals. Das tut mir leid."

Stille.

,,Du redest die ganze Zeit von Freunden...Sind wir für dich denn keine Freunde?" ertönt Pansys Stimme schließlich. Sie wirkt fragend, aber auch etwas getroffen. Enttäuscht. Verletzt. Augenblick stößt er laut Luft aus und hebt seinen Kopf abermals.

,,Doch...Doch, wir sind Freunde, Pansy. Blaise, du und ich. Aber wieso sind wir das? Weil wir alle Reinblüter sind und wir schon als wir klein waren uns unsere Eltern einander vorgestellt haben. Deshalb kennen wir uns und pflegen heute recht gute Freundschaft. Weil wir aus Reinblüterkreisen kommen. Aber ich will das nicht. Ich will, dass ich Freunde haben, die mit mir befreundet sind, weil sie mich mögen. Nicht mein Geld, nicht mein Status, nicht meinen Ruf. Ich will Freunde, die mit mir befreundet sind, weil sie es möchten und nicht weil sie es wegen dämlichen Vorschriften müssen. Wann kennt mich denn mal jemand? Wann, Pansy? Ihr kennt doch alle nur diese ekelhafte Maske, die ich jahrelang getragen habe und sie heute immer noch aufsetze, wenn ich mich angegriffen habe. Wann hat es denn jemals jemand geschafft hinter meine Fassade zu sehen? Ich erinnere mich nicht an einen solchen Moment. Nicht einmal ihr kennt mich doch richtig, Blaise und Pansy. Ihr könnt nichts dafür, aber ihr kennt mich nicht. Ihr wisst rein gar nichts über mich. Ihr denkt vielleicht ihr wisst vieles über mich. Aber wann habe ich denn jemals mit euch über meine Gedanken gesprochen? Über meine Gefühle? Ich kann mich daran nicht erinnern. Ich schätze euch beide. Ehrlich. Aber ich wollte auch Freunde, die mich einfach nur mögen...Versteht ihr das?"

Leichte Verzweiflung macht sich schon wieder in dem Blonden breit. Seine beiden Hauskollegen scheinen sehr überrascht zu sein, denn ihre Augen sind deutlich vergrößert und sie scheinen nicht recht zu wissen, was sie darauf jetzt antworten sollen.

Trotzdem nicken sie schließlich, was der Malfoy schon beinah erleichtert zu Kenntnis nimmt. Anschließend kehrt Stille ein, in der Draco wieder auf den Boden sieht. Einen Teil von dem, was er hatte loswerden wollen hat er geschafft zu erzählen.

Das war allerdings der weitaus einfachere Teil. Der Schwierige steht ihm noch bevor. Und da ist er sich nicht so wirklich sicher, ob er es schafft, dass alles zu erzählen.

Er glaubt nicht, dass er es kann. Er glaubt nicht, dass er dazu in der Lage ist, den weitaus schlimmeren Teil der Vergangenheit an die Öffentlichkeit zu bringen. Zu schmerzhaft könnte das Erlebnis werden quasi zurück katapultiert zu werden.

Und doch kommt genau die Frage, die er eigentlich umgehen wollte. Die er nicht hören wollte:

,,Wolltest du das? Wolltest du ein Todesser werden?"




hidden and repressed | dramione *unregelmäßige updates*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt