63 | Ernüchterung und plötzliche Nervosität

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Erzähler

Als er sogar noch den Druck der Umarmung verstärkt, muss sie leicht loslachen. Sie dreht ihren Kopf leicht zur Seite, sodass er sein Tun unterbrechen muss. ,,Bist du eigentlich immer so verflucht anhänglich wie gerade eben?"

Er erwiedert ihren Blickkontakt. ,,Nur bei dir."

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Beeindruckt starrt Hermine auf den Tannenbaum, den der Slytherin wirklich besorgt und sogar noch geschmückt hatte. Sie hat keine Ahnung, wo er das ganze Zeug plötzlich her hat, aber sie bewundert, dass er das anscheinend wirklich ernst meint mit der "Ich-will-dir-meine-andere-Seite-zeigen"-Sache.

Ihr Blick gleitet zu dem kleinen Haufen an Geschenken, der unter der Tanne liegt. Dort liegen Harrys, Ginnys, Molly und Arthurs und Georges Geschenke für sie, die alle dich relativ groß mit ihrem Namen beschriftet sind. Sie muss leicht schmunzeln, da sie bei manchen Geschenken jetzt schon weiß, was drin ist, weil sie Verpackungen die Form bei manchem einfach schon alles verrät.

Ihre Stimmung trübt sich allerdings leicht, als sie neben den Haufen sieht. Dort befindet sich nämlich nur ein einziges Päckchen und ein einziger Brief. Nichts weiter. Und dieses Päckchen dort ist von ihr. Und der Brief ebenfalls.

Sie fand es sehr ernüchternd, dass ihm anscheinend niemand sonst etwas schenken wollte. Bedeutet er seinen Freunden denn rein gar nichts? Oder irgendwem? Anscheinend ja nicht. Hätte sie das gewusst, hätte sie ihm mehrere Geschenke gemacht. Es sieht doch komplett dämlich aus, wenn auf der einen Seite relativ viel liegt und auf der anderen Seite nur zwei Dinge.

Die Brünette seufzt.

Weihnachten ist doch eigentlich die Zeit, in der man sich zusammenrauft und seinen Mitmenschen zeigt, was sie einem bedeuten, oder etwa nicht? Warum schenkt Draco dann niemand etwas? Er wird sicherlich enttäuscht sein. Oder?

Er sagte zwar, er sei kein Weihnachtsmensch, aber solch eine Sache lässt ihn doch trotzdem nicht kalt...

Ihre Gedankengänge werden durch ein Picken gegen die Fensterscheibe unterbrochen. Etwas irritiert geht sie zum Fenster und öffnet es. Eine schwarze, edel aussehende Eule fliegt auf das Fensterbrett und lässt sich darauf nieder.

Hermine blinzelt kurz und fragt sich, was die Eule hier macht, als ihr der Brief am Bein des Tieres auffällt. Lächelnd bindet sie ihn ab und krault die Eule leicht, bevor sie wieder durch das offene Fenster davonfliegt. Nachdenklich dreht sie den Brief in den Händen, bis ihr das Wappen der Familie ins Auge fällt.

Ist der Brief von seiner Mutter?

Vermutlich.

Von seinem Vater kann er ja schließlich nicht sein, da dieser ja derzeit in Askaban sitzt. Und dort wird er wohl kaum die Möglichkeit haben an den Stempel des Familienwappen heran zu kommen. Oder etwa doch?

Sie kaut auf ihrer Unterlippe herum. Sollte der Brief von seiner Mutter sein, würde sie ihn sofort neben ihre Geschenke für Draco legen. Sollte der Brief allerdings von seinem Vater sein eher weniger. Aber woher soll sie schon wissen von wem der Brief ist, wenn sie nicht reinschauen darf?

Und woher soll sie wissen, dass selbst in dem Brief seiner Mutter nichts Schlechtes drin steht?

Aber verheimlichen kann sie diesen Brief ja auch nicht. Vermutlich steht etwas Wichtiges drin, sonst wäre ja nicht extra ein Brief geschrieben worden, oder nicht? Also legt sie den Brief neben ihr Päckchen und ihren Brief und schließt anschließend das immer noch offene Fenster, da Kälte von draußen sich jetzt schon einen Weg ins Innere des Turmes sucht.

Als nächstes geht sie in die Küche und schaut nach den mittlerweile verzierten und eigentlich fertigen Plätzchen. Ihr blonder Kollege hatte sich überraschender Weise doch als relativ nützlich erwiesen, nachdem er fertig damit war zu kuscheln und anhänglich zu sein, die Plätzchen zu verzieren, nachdem sie aus dem Ofen kamen und sich abgekühlt hatten.

Und sie sagt beabsichtigt relativ. Denn selbst das schien er noch niemals getan zu haben. Er hatte gefühlt jede einzelne Bewegung, die er machte, selbst als er nur die Plätzchen mit den Formen ausstach zu viel genossen.

Dennoch war es süß zu sehen wie viel Spaß er mit so kleinen Dingen haben kann, die man doch eigentlich schon in der Kindheit getan haben sollte. Aber wie sie ja schon zu Halloween feststellen musste, hatte er solche schönen Erlebnisse in seiner Kindheit wohl nicht.

Um sich etwas von diesen Gedanken und Fragen, die sie gar nichts angehen, abzulenken, beginnt sie Weihnachtslieder vor sich hin zu summen und die Plätzchen in mehrere kleine Schüsseln umzufüllen und diese auf den Tisch zu stellen.

Dann wirft sie nochmal einen Blick in den Ofen, wo das immer noch das Hühnchen schmort. Oder wieder. Denn um die Plätzchen zu backen, musste es selbstverständlich raus. Die Gryffindor kann es immer noch nicht fassen, dass er sich wirklich solche Mühe für sie gibt, damit sie ein schönes Weihnachten ist.

,,Hermine?"

Sie erstarrt kurz in ihrer Bewegung, die sie gerade absolvieren wollte, als sie hört wie ihr Vorname. Hatte er gerade eben wirklich bewusst ihren Vornamen ausgesprochen? Ziemlich schnell hat sie sich wieder gefasst und verlässt die Küche wieder mit einem fragenden Gesichtsausdruck.

Seit wann benutzt er bewusst ihren Vornamen und warum wirkt er dabei so nervös?

Als sie wieder im Wohnzimmer steht ist sie noch verwirrter, als eh schon, da der Malfoy einfach mitten im Zimmer steht, sich umschaut und dabei ebenfalls - wie es seine Tonlage eigentlich schon verraten hat - ziemlich nervös aussieht.

,,Ich bin hier. Warum hast du mich gerufen? Und warum bei Merlin wirkst du so nervös?" meint sie und zieht leicht grinsend eine Augenbraue hoch. Ruckartig dreht er sich um und läuft sogar leicht rot an, was sie nur noch mehr irritiert. ,,Ich...ehm...naja ich habe dich gesucht, weil es ist ja schon relativ spät..." den letzten Teil murmelt er nur noch und schaut auf seine Armbanduhr, die er sich eben scheinbar umgemacht hatte, als er noch oben war.

Allgemein fällt ihr auf, dass er plötzlich einen sehr edlen Anzug trägt, weshalb sich ihre zweite Augenbraue zu ihrer Ersten. Wozu trägt er plötzlich einen Anzug? Sie war ja schon verwundert, als er ihr vorgeschlagen hat sich umzuziehen, bevor sie ihre Geschenke auspacken wird. Statt eines wundervoll flauschigen Pullis und einer bequemen Jeans trägt sie nun das rote Kleid, welches sie zu Bill und Fleurs Hochzeit getragen hat, plus rote Ballerinas.

,,Du solltest jetzt endlich deine Geschenke auspacken. Vermutlich stirbst du sonst gleich an Neugier und ich habe keine Lust, dass Harry mir nach den Ferien den Kopf abreißt, weil ich quasi Schuld an deinem Tod bin. Nein, danke." witzelt er und versucht etwas abzulenken.

hidden and repressed | dramione *unregelmäßige updates*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt