97 | Vertrauen

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Erzähler

,,Hermine, du hast anscheinend einen Albtraum gehabt, dich nur herum gewinselt und warst absolut unruhig. Und dein jetziges Verhalten spricht auch dafür, dass nichts wirklich in Ordnung ist. Du kannst mit mir reden. Hast du...vom Manor geträumt? Ist es das?"

Die Braunhaarige versucht ein Lächeln aufzusetzen und schüttelt den Kopf. ,,Ich hab nicht davon geträumt, Draco. Wie bereits gesagt, es ist alles in Ordnung." Nach diesen Worten steht sie auf und verschwindet im Badezimmer ohne, dass er nochmal die Möglichkeit hat etwas zu sagen, und lässt ihn absolut irritiert im Bett zurück.

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Draco sitzt gefühlte 5 Minuten später immer noch im Bett und blinzelt schlicht mehrfach. Die Situation ist ehrlich gesagt ein bisschen zu viel für ihn. Er versteht es nicht.

Hat er etwas falsch gemacht?

Hätte er sie doch nicht mit einem Kuss wecken sollen?

Wovon hat sie geträumt und wieso lügt sie ihm so dreist ins Gesicht und glaubt auch noch, dass er ihr das auch noch abkauft?

Fast automatisch steht er auf und stellt sich vor die Badezimmertür, bevor er klopft. ,,Hermine, ist alles in Ordnung? Darf ich reinkommen?" Seine Stimme ist sanft und einfühlsam, so wie sie es vermutlich noch nie zuvor war.

Doch trotzdessen reagiert sie nicht. Sie steht im Badezimmer vor dem Waschbecken, hält sich an diesem fest und starrt in den Spiegel, während ihre Augen leicht glasig werden. Verdammt nochmal.

Die Brünette atmet mehrfach tief durch, aber dennoch kann sie die Gedanken, die ihren Kopf besetzen, nicht unterdrücken. Sie antwortet bewusst nicht auf Draco's Nachfrage, weil sie genau weiß, dass sie dabei beginnen würde zu weinen.

Dabei hat sie nicht einmal einen Grund. Im Moment ist alles in Ordnung und nur weil sie diesen verfluchten Albtraum hatte, ist sie sich jetzt wieder unsicher und wenn sie könnte wie sie wollte, würde sie jetzt einfach verschwinden.

Sie will sich einfach nur in Luft auflösen und am Liebsten nie wieder auf dem Erdboden auftauchen. Allerdings ist sie sich natürlich der Tatsache bewusst, dass das nicht möglich ist und die Granger allein die Möglichkeit hätte normal mit einem Zug abzureisen oder zu apparieren.

Beides ist aber ausgeschlossen.

Draco hatte sich unglaublich viel Mühe gemacht für das Alles hier, da kann sie es nicht einfach kaputt machen. Das wäre nicht richtig. Was heißt es wäre nicht richtig? Es wäre absolut falsch und total egoistisch von ihr von ihm jetzt zu verlangen jetzt die ganze Reise abzubrechen.

Sie atmet erneut tief durch, als sie von draußen lediglich ein offensichtlich unterdrücktes Seufzen vernimmt, bevor sie Schritte hört, die sich von der Badtür entfernen.

Ohne, dass sie es möchte, machen sich jetzt bereits Schuldgefühle in ihr breit. Es war nicht richtig sich so zu verhalten wie sie es getan hat. Draco kann nichts für ihren Albtraum und er hat es nicht verdient so behandelt zu werden. Zumal er sich anscheinend wirklich Sorgen zu machen scheint.

Hermine beißt sich auf die Unterlippe - und insgeheim die Zähne zusammen -, dreht den Wasserhahn auf und spritzt sich kaltes Wasser ins Gesicht, bevor sie das Bad verlässt.

Erst ist die enttäuscht, da der Malfoy sich anscheinend nicht mehr im Zimmer befindet - was sie zugegebenermaßen sogar verstehen könnte, als sie ihren Kopf allerdings dreht, schwindet die Enttäuschung, da der Blonde mit seiner Jacke auf dem kleinen, aber feinen Balkon steht.

Ohne zu Zögern greift sie ihren Mantel, streift ihn sich über, knöpft ihn rasch zu und betritt ebenfalls den Balkon. Die Brünette hat jedoch gar keine Möglichkeit ein Wort von sich zu geben, da er sofort das Wort ergreift. ,,Ich hätte dich nicht wecken sollen. Vor allem nicht so. Das war dumm von mir. Es tut mir leid."

In seinem Tonfall ist deutlich heraus zu hören wie frustriert und traurig er eigentlich ist, was die Schuldgefühle der Gryffindor nur verstärkt. Sie tritt einen Schritt näher an ihn heran. ,,Du hast nichts falsch gemacht, Draco. Rein gar nichts. Ehrlich. Es ist nur-"

,,Du vertraust mir nicht. Du vertraust mir nicht, weil wir lediglich eine sexuelle Bindung haben und mehr nicht. Ich war ein Arschloch zu dir in den vergangenen Jahren und ich bin auch noch so unfassbar dumm und glaube du hättest mir das verziehen. Dabei kann ich es selbst nicht. Ich verstehe, dass du mir nicht vertraust. Tue ich wirklich. Generell, wie naiv bin ich eigentlich zu glauben, du würdest mir so weit vertrauen, mir von deinen Problemen, Ängsten und so weiter zu sprechen. Natürlich tust du das nicht. Es ist mein Fehler, nicht deiner."

Nach diesen stumpfen Worten, wirkt er fast emotional taub, nachdem er innerhalb seiner Sätze ein oder zwei Mal selbstironisch gelacht hat und dreht sich um - ohne sie einmal anzusehen - und geht in Richtung Tür. Es scheint als wolle er das Zimmer und das Hotel verlassen, da er sich eine der beiden Karten - Hermine hatte zuvor gar nicht bemerkt, dass es zwei gibt - nimmt.

,,Was? Nein! Draco, jetzt warte doch! Ich vertraue dir bei Merlins Bart nochmal! Ansonsten wäre ich doch niemals mit dir mitgekommen! Außerdem hätte ich mit dir niemals etwas angefangen, hätte ich dir nicht vertraut!" Sie versucht verzweifelt sich zu erklären und die Situation zu mildern, aber sie schafft es nicht. Sie kann ihm nicht von ihrem Traum erzählen. Sie kann es einfach nicht.

,,Draco, bitte. Es tut mir leid, dass ich es dir nicht erzählen kann, aber ich kann es momentan nicht ändern. Ich wünschte ich könnte es, ehrlich. Ich vertraue dir, mehr als ich jemals erwartet hätte, das solltest du definitiv wissen. Ich vertraue dir voll und ganz. Verdammt, ich würde dir wortwörtlich mein Leben anvertrauen!"

Er rührt sich kein bisschen, sie ist sich nicht einmal sicher, ob er ihr überhaupt zuhört. Aber sie glaubt nicht, dass er es nicht tun würde. Sie weiß, dass er ihr zuhört. Wahrscheinlich weiß er nur nicht, was er antworten soll. Stattdessen starrt er auf die Karte in seiner Hand.

Die Antwort die dann kommt, hat sie allerdings definitiv nicht erwartet. ,,Lass gut sein. Wie bereits gesagt, ich würde mir auch nicht vertrauen. Ich hätte mir nur gewünscht du hättest es mir erzählt, so hatte ich dich zumindest eingeschätzt. Aber da sieht man mal, wie man sich in Menschen täuschen kann, Granger."

Dann verlässt er das Zimmer und lässt Hermine vollkommen betäubt zurück.

hidden and repressed | dramione *unregelmäßige updates*Where stories live. Discover now