27 | Entscheidungen

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Erzähler

Die Brünette fährt fort. ,,Draco, im Ernst...Glaubst du wirklich ich wäre so unglaublich stark wie ich immer tue? Oder getan habe? Mit Sicherheit nicht. Ich hatte und habe oft Schwäche gezeigt. Mögen es - unteranderm auch - deine Kommentare gewesen sein, die mir zu schaffen gemacht haben, oder mögen es auch Rons verletzende Worte und Taten gewesen sein...Ich habe öfter geweint, als du vielleicht denkst. Was denkst du, warum ich so viel las und lese? Reiner Schutzmechanismus. So wie du deine Maske hattest und hast, hatte und habe ich meine Bücher."

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,,Denn immer, wenn ich lese, drifte ich in eine andere Welt ab. In die Welt des Buches. In eine Welt, wo meine Sorgen, Probleme und Gefühle keine Rolle spielen. In eine Welt, wo ich mich ganz auf die Geschichte und die Charaktere konzentrieren kann ohne, dass ich Angst haben muss, dass mich irgendwelche Dinge einholen...Aber irgendwann kommen wir nicht drum herum uns mit unserer Vergangenheit zu beschäftigen. Du sagtest mir, dass du das Alles - auch was mit uns ist - gern so lassen würdest, weil es eben so unkompliziert ist. Aber wenn wir es so lassen wie es ist, dann schaffen wir die Gefahr, dass sich die Sache in McGonnagals Büro als auch deine Panikattake zum Beispiel wiederholen. Und das immer und immer wieder. Und ja, auch ich habe Angst vor diesem Gespräch. Weil ich weiß, dass ich Alles wieder hoch holen muss. Und, weil ich möglicherweise Dinge erfahren werde, die meine Sicht auf die bestimmte Person oder Personen verändern könnte."

Hermine seufzt. ,,Es ist wichtig, dass wir lernen mit dem Vergangenem zu leben, es zu akzeptieren und Platz für die Gegenwart und Zukunft zu machen. Draco, wir kommen da alle nicht drum herum. Wir werden uns stellen müssen und wir werden darüber sprechen müssen. Ob wir es nun wollen oder nicht. Früher oder später werden wir es müssen. Aber wieso denn dann nicht jetzt, wenn wir jetzt die Möglichkeit dazu haben? Wir sind hier alle beisammen und McGonnagal hat uns alle Möglichkeiten geschaffen uns auszusprechen, Sachen zu erklären und uns ein wenig anzunähern...Glaubst du diese Chance bekommen wir je wieder? Bitte, Draco..."

Es war vermutlich noch nie so schwer ihren Blick standzuhalten wie es das im Moment für Draco ist. Und er schafft es auch nicht. Sein Blick fällt zur Seite. Sie hat ja recht. Und er könnte sie verfluchen, dass sie gefühlt immer recht behält. Außerdem hat sie eine verdammte gute Überzeugungskraft.

Der Blonde beißt sich auf die Unterlippe und kaut etwas auf ihr herum. Es stimmt ja. Diese Möglichkeit, die sich ihnen jetzt bieten, wird sich vermutlich nie wieder auftun. Verdammt. Wie er solche Momente hasst. Merlin er wird sich selbst dafür hassen.

Draco sieht wieder zu der Granger. Doch auch jetzt kann er sie nicht lange ansehen. Er kann diese Aufrichtigkeit und Wärme in diesem verfluchten Braun nicht ertragen. Ergeben schließt er die Augen und atmet frustriert aus. ,,Du hast gewonnen, Hermine. Du hast gewonnen..." murmelt er.

Als er die Augen wieder aufmacht, wendet er sich sofort ab und geht in das Zelt. Hermine bleibt mit den Anderen noch kurz draußen stehen und sieht ihm nach. Sie beißt sich leicht auf die Unterlippe und seufzt leise, ehe sie den Kopf schüttelt und ihm folgt.

Harry und die Anderen bleiben noch kurz draußen und sehen sich alle gegenseitig wohl vollständig irritiert und überfordert an. Die Brünette hat aber andere Sorgen. Das was da passiert ist, hätte in diesem Ausmaß vielleicht nicht so passieren sollen.

Malfoy und sie hatten gesagt, dass sie sich in der Öffentlichkeit so benehmen wie immer. Diese Panikattake hat jetzt alles völlig durcheinander gewürfelt. Aber um es jetzt zu ändern wäre es jetzt eh zu spät. Also muss sie es hinnehmen und das Beste daraus machen.

Sie setzt sich schweigend neben ihren Schulsprecherkollegen. Und ehe sie etwas sagen hätte können, betreten auch der Rest der Truppe das Zelt wieder und setzen sich zu ihnen dazu. Ginny räuspert sich. ,,Hat jemand eine Idee wie wir anfangen könnten?"

,,Wir könnten alle mal sagen, wie weit wir das Vergangene verarbeitet haben und wie wir die Dinge sehen oder eben sahen...Es wäre zumindest ein Anfang..."

Alle sehen überrascht zu Neville, der so eben so ziemlich das erste Mal wirklich etwas gesagt hat. ,,Oder wir könnten zumindest mal damit anfangen uns Fragen zu stellen. Vielleicht macht es das dann nicht so schwierig mit der Sache wie man beginnen sollte..." fügt er noch hinzu und sieht in die Runde.

Harry nickt. ,,Hat irgendwer Lust anzufangen?" Hermine sieht ihn mit einem "Ist-das-jetzt-dein-Ernst"-Blick an. Draco hingegen stützt seine Arme auf seinen Knien, vergräbt die Hände in seinen Haaren und senkt den Kopf.

Er will nicht darüber sprechen. Er will einfach nicht. Er weiß genau, dass er anfangen wird zu weinen und halb durchzudrehen. Und das will er nicht. Vor allem nicht, weil hier so viele Menschen anwesend sind, die ihn kennt und er kann sich nur zu gut vorstellen wie Weasley zum Beispiel seine gezeigte Schwäche gegen ihn verwenden wird.

Er versucht sich einzureden, dass es besser ist, wenn er darüber redet. Dann hat er es getan und alles wäre besser. Er würde dann vielleicht weniger Panikattaken haben und würde auch nicht so heftig reagieren, wenn es um seine Vergangenheit geht.

Aber was ist, wenn Granger dann nichts mehr mit ihm zu tun haben will? Er meint, sie weiß das Offensichtliche. Aber die Hintergründe nicht. Nicht die ganze Geschichte. Was, wenn sie sich dann vollständig von ihr abwendet?

,,Draco, wie...wie wäre es, wenn du anfängst...? Dann...hättest du es sozusagen hinter dir..." ertönt wieder Potters Stimme. Sie klingt aber eher zurückhaltend und eher so als würde er schon während des Sprechens schon bereuen diese Worte überhaupt ausgesprochen zu haben.

Ihm fällt auf, dass er seinen Vornamen benutzt hat. Doch der Blonde entscheidet sich diese Tatsache einfach mal im Raum stehen zu lassen und seufzt stattdessen nur laut. Seine Hände krallen sich in seinen eigenen Haaren fest.

Der Schwarzhaarige hat ja recht. Es würde sicherlich leichter sein, wenn er anfangen würde, weil er es dann endlich hinter sich hätte und diese Last dann endlich nicht mehr tragen müsste. Diese Last aus Geheimnissen, geheimen Gefühlen und all dem, was all die Jahre noch im verborgenen lag.

Jetzt hat er endgültig die Chance alles offenzulegen. Natürlich geht es das Risiko ein, dass sich Alles vollständig ändern könnte - vor allem auch die Sache mit Granger -, doch es würde alles nun mal ein für alle Mal geklärt sein.

Also atmet er noch einmal tief durch, ehe er beginnt zu sprechen...

hidden and repressed | dramione *unregelmäßige updates*Where stories live. Discover now