31 | Ausweichmanöver

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Erzähler

Draco nickt. ,,Versprochen."

Hermine entfernt sich leicht von ihm und schenkt ihm nochmal ein aufmunterndes Lächeln, ehe sie hinter ihn tritt und wieder in Richtung des Zelts läuft.

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Schon während sie in die Richtung des Eingangs läuft, hört sie die anscheinend hitzige Diskussion über den Blonden und sie. Sie kann nur amüsiert den Kopf schütteln. Merlin, sind die Beiden wirklich so interessant, dass sich so stark darüber unterhalten wird?

Als die Gryffindor das Zelt schließlich betritt wird es schlagartig still.

Alle sehen sie nur an und sämtliche Wortfetzen, die gerade noch durch die Luft gehallt sind, verstummen von einen auf den anderen Moment. Sie zieht nur eine Augenbraue hoch und begibt sich zu ihrem Schlafsack, der einer von vielen ist, die McGonnagal für die Schüler bereit gestellt hat.

Immer noch liegen alle Blicke auf ihr, während sie sich seelenruhig setzt. Sie ist froh, dass sie den Malfoy wenigstens beruhigen konnte und er nicht wieder einen erweiterten Fluchtplan geschmiedet hat, der sie womöglich wieder in den Wald geführt hätte.

,,Wo ist Draco?"

Hermine schaut zu Pansy, die soeben als Erste etwas gesagt hat. ,,Er ist draußen. Er möchte noch kurz allein sein und ich denke wir sollten diesen Wunsch respektieren." Sie macht eine kleine Pause. ,,Diese eine Frage scheint ziemlich schreckliche Erinnerungen wieder aufgerufen zu haben, die er noch nicht verarbeitet hat. Er sagte er könne nicht darüber reden und ich denke das sollten wir ebenso akzeptieren. Die Sache scheint ihn wirklich fertig zu machen. Ich halte es für besser heute hier Schluss zu machen und schlafen zu gehen. Wenn er dazu bereit ist, wird er es erzählen, denke ich."

Blaise macht große Augen. ,,Du hast es geschafft zu ihm durchzudringen?" Der Dunkelhäutige ist durchaus überrascht über diese scheinbare Tatsache. Er kennt den Malfoy schließlich schon etwas länger und wenn er solche Momente hat - was eher selten der Fall ist - dann kommt eigentlich niemand an ihm heran.

Und das es jetzt ausgerechnet Hermine Granger geschafft haben sollte zu dem sonst so stolzen und sturen Draco Malfoy durch zu dringen und ihn zu beruhigen, wäre ja nun schon wirklich sehr ironisch und eine Sensation zugleich.

,,Ja, ja habe ich. Du sagst das, als wäre es schon ein Wunder." meint die Braunhaarige und schmunzelt leicht. Die beiden anwesenden Slytherins öffnen den Mund. ,,Du hast keine Ahnung." sagen sie aus einem Mund und betrachten die junge Frau schon eigentlich mehr als überrascht.

Diese jedoch wirkt mehr als entspannt. Es sind Schritte zu hören. ,,Nur zu deiner Information, Hermine: Das hat vor dir noch niemand geschafft." flüstert Pansy und beugt sich leicht vor, damit sie sie besser akustisch verstehen kann.

Im selben Moment wird der Reißverschluss aufgemacht und ein blonder Haarschopf tritt ein. Seine Augenbrauen ziehen sich zusammen, als sein Blick auf Pansy fällt, die immer noch die Granger fixiert hat. Diese kräuselt leicht die Stirn, während die Schwarzhaarige ihre Aussage mit einem festen Blick zu unterstreichen versucht.

Die Parkinson nickt noch einmal fest, ehe sie sich wieder in ihre alte Position setzt. Hermine legt leicht den Kopf schief. Doch sie hat weder Zeit zu fragen, was sie damit meinte, noch ihr einen fragenden Blick zu zuwerfen, da die Slytherin ihre Aufmerksamkeit ihrem blonden Hauskollegen zuwendet. ,,Geht es wieder?"

Draco zieht eine Augenbraue hoch und antwortet erst nicht. Sein Gehirn läuft auf Hochtouren. Was hat Pansy der Brünetten gesagt? Seine Augen gleiten von Pansy zu Hermine und wieder zurück. Die Gryffindor hat ihre Stirn immer noch leicht in Falten gelegt und sie scheint nachzudenken.

,,Was ist hier los?" fragt er, anstatt auf die Frage seiner guten Freundin zu antworten.

Bevor irgendjemand anderes etwas sagen kann, schüttelt Hermine den Kopf und sieht ihn an. ,,Nichts. Sie hat mir nur gerade etwas gesagt, was auf Anhieb nicht bei mir angekommen ist, weil ich echt müde bin. Das ist alles." Sie versucht glaubwürdig zu lächeln, was ihr auch einigermaßen gut gelingt.

Um ihre Aussage zu unterstreichen, klatscht Harry in die Hände. ,,Apropos Schlaf. Ich denke den sollten wir uns alle mal gönnen. Morgen ist ein neuer Tag, den wir besser nutzen können, wenn wir alle ausgeschlafen sind."

Die Anderen nicken.

...

Er liegt jetzt schon die ganze Nacht wach. Er kann einfach nicht schlafen. Viel zu viele Dinge schwirren in seinem Kopf herum, über die er sich Gedanken macht. Und viel davon hat mit seiner hübschen Schulsprecherkollegin zu tun.

Er versteht es einfach nicht.

Er versteht sie einfach nicht.

Und dann wäre da noch die Frage, was Pansy ihr vorhin gesagt hat. Dass sie ihm direkt ins Gesicht gelogen hat, ist ihm mehr als klar. Er schließlich nicht dumm. Dass sie so gut lügen kann, hat er ja schon damals in der Bibliothek mitbekommen, aber dass sie ihm so frech ins Gesicht lügen kann, damit hat er nicht gerechnet.

Zumal sie vorher noch vollkommen ehrlich und fürsorglich zu ihm war.

Diese Gryffindor ist ihm ein echtes Rätsel.

Leise seufzt er und setzt sich auf. Sein Blick huscht über die schlafenden Gestalten seiner Mitschüler. Sie liegen friedlich da und scheinen wundervolle Träume zu haben. Er wünscht er könnte auch so schlafen. Ohne Albträume. Ohne, dass er mitten in der Nacht aufwacht und glaubt, dass Alles noch nicht vorbei ist. Oder, dass er zumindest überhaupt mal einschläft.

Als es draußen schon einigermaßen wieder hell ist, hält er es nicht mehr aus. Er konnte noch nie lange herum liegen und nichts tun. Wenn er mal Langeweile hat - was relativ selten der Fall ist - findet er meist doch recht schnell eine Beschäftigung.

Lesen, mit dem Besen herum fliegen oder ähnliches.

Aber jetzt lebt er erstmal wie ein Muggle. Ohne jede Art von Magie oder Zauberkraft.

Draco öffnet leise seinen Schlafsack - den Hermine ihm noch an dem Abend als er im Wald verschwand, hergerichtet für ihn hat - und schlüpft so leise wie es ihm nur möglich ist aus ihm heraus. Anschließend legt er alles ordentlich hin und verlässt das Zelt.

Etwas herum zu laufen wird ihm sicherlich gut tun. Er kann etwas nachdenken und sich gleichzeitig seine Beine vertreten. Es hat also zwei positive Aspekte. Er hofft nur, dass er genug Orientierungssinn hat, um nachher wieder zurückzufinden.

Wenn nicht, wäre er wirklich geliefert.


hidden and repressed | dramione *unregelmäßige updates*Where stories live. Discover now