72 | Neckereien, Zweifel und Faszination

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Erzähler

Er schmunzelt, lässt sich aber Zeit mit seiner Antwort. Sein Blick schweift an ihr herunter, da er sie wirklich noch nicht ernsthaft angeschaut hat. Dieses Kleid steht ihr wirklich ausgezeichnet. Und oh verdammt dieser Ausschnitt.

Würden ihre Eltern jetzt nicht hier sitzen, wüsste er nicht, ob er sich zusammenreißen könnte beziehungsweise zusammenreißen wollte.

Aber ihre Eltern sind eben hier, also nimmt er - möglichst unbemerkt natürlich - einen tiefen Atemzug, um sich wieder zu besinnen. Als ihm wieder einfällt, dass sie gerade eben ja noch etwas gesagt hat, beginnt er erneut zu schmunzeln.

,,Glaub' mir, Liebes, du musst keine Tanne sein, damit man sich - oder besser gesagt ich mich - an dir piksen kann."

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Hermine verdreht lächelnd die Augen und schüttelt den Kopf. ,,Was genau willst du jetzt wieder damit sagen, Draco?" fragt sie, zieht eine Augenbraue hoch und verschränkt die Arme vor der Brust. Dem Angesprochenen zucken die Mundwinkel.

,,Hermine, was ich damit meine, weißt du ganz genau. Du bist nicht umsonst die klügste Hexe dieses Jahrhunderts." entgegnet er nur. Sie seufzt theatralisch auf und schüttelt wieder den Kopf. ,,Und du bist und bleibst ein verdammter Schleimer, der nicht damit aufhören kann ständig nach meiner Aufmerksamkeit zu geiern."

Der Blonde grinst. ,,Touché, mein kleiner Bücherwurm." Hermine schlägt ihm gegen den Oberarm. Das ist doch die reinste Berechnung, was er hier tut. Er benimmt sich doch bestimmt extra so, weil er genau weiß, dass ihre Eltern vor ihnen sitzen und er sie etwas ärgern will.

Merlin, jetzt wäre wieder einmal so ein Moment, wo sie ihn verfluchen könnte.

Aber nicht mit ihr. Wenn er spielen möchte, bekommt er sein Spiel. Auch, wenn ihre Eltern hier sitzen. Also schnalzt sie mit der Zunge und klimpert mit den Wimpern bevor sie sich leicht zu ihm herüber beugt. ,,Frettchen." entgegnet sie schlicht, wirft ihm einen wundervollen Blick zu und setzt sich anschließend wieder normal hin.

Draco leckt sich unbemerkt leicht über die Unterlippe. ,,Lieber ein Frettchen, mit wunderhübschem Fell, als ein bücherfressender, kleiner Wurm." Sie wirft ihm einen herausfordernden Blick zu. ,,Lieber intelligent, als arrogant. Apropos "Frettchen mit wunderhübschem Fell"...Dann widerrufe ich meine Aussage. Wenn du sagst Frettchen wären schön, dann kannst du gar keins sein. Weil du ja gar nicht schön bist...Ups, das war dann wohl mein Fehler."

Er zieht dramatisch Luft ein und fasst sich ans Herz. Wieder macht er eine ausschüttende Handbewegung. ,,Siehst du das? Mein Herz blutet schon wieder! Siehst du das?! Es schmerzt!" Er legt eine Hand theatralisch an die Stirn und lehnt sich extra weit in seinem Stuhl zurück, um seinen massiven Schmerz zum Ausdruck zu bringen.

Hermine lacht nur und gibt ihm ein Klaps auf den Hinterkopf, was ihn belustigt glucksen lässt. ,,Du bist so ein verfluchter Idiot, Draco, wirklich. Du machst mich einfach nur fertig." Er gluckst weiter. ,,Das kann ich nur zurückgeben, Honey."

Sie schüttelt den Kopf und trinkt einen Schluck.

,,Also je länger ich euch anschaue, desto mehr denke ich, dass ihr ein wirklich tolles Paar abgeben würdet. Obwohl...Draco du hattest ja nicht erwähnt in welchem Verhältnis ihr zueinander steht und nach deinen schönen Worten...Seid ihr ein Paar?" meldet sich plötzlich wieder ihre Mutter zu Wort und ihre Augen strahlen nur so, als sie das Wort "Paar" ausspricht.

Augenblicklich spuckt die Brünette ihr Getränk auf den Tisch und ist geschockt über diese Aussage, während Draco beginnt in schallendes Gelächter zu verfallen. Die Gryffindor greift schnell nach einer Serviette und hält sie sich vor den Mund.

Heilige Mutter Maria...

Dracos Lachen ist immer noch zu hören. Sie muss zugeben, dass sein Lachen definitiv wohl - auch, wenn es möglicherweise kitschig klingen mag - das Schönste ist, was sie seit langem gehört hat. Er sollte mehr lachen. Definitiv mehr.

Hermine ist viel zu geschockt, als, dass sie lachen könnte. Selbst, wenn sie wollen würde, sie könnte es gerade einfach nicht. Ihre Mutter muss sie nun auch schon zu den Personen zählen, die die Beiden als Paar sehen. Das ist doch nicht normal.

Außerdem ist es lächerlich.

Draco Malfoy würde sich niemals in Hermine Granger verlieben.

Niemals.

Wieso sollte er auch?

Sie war im Gegensatz zu den - auch möglicherweise reinblütigen - Anderen ja nur ein Nichts. Ein Schlammblut. Also sollte sie diese Zeit, die er mit ihr verbringt - selbst wenn es ihm ja auch nur um Sex gehen könnte, was im Anbetracht auf seine damaligen Frauengeschichten nicht wirklich überraschend wäre -, genießen.

Sie hatte sich auf ihn eingelassen und jetzt hat sie den Salat...

Doch ihre Gedankengänge werden jäh unterbrochen als sie Dracos warme Hand erneut auf ihrem Arm spürt. Ein Wunder, dass er wirklich so warm ist bei dem Spitznamen "Eisprinz von Slytherin". Aber Vorurteile sind ja bekanntlich meist falsch.

Tatsächlich lacht er immer noch schallend, scheint sich aber langsam wieder zu beruhigen. ,,Was...habe ich dir gesagt?" presst er lachend heraus und sieht sie amüsiert an. Hermine schüttelt den Kopf und ist wieder von seinen Augen fasziniert, deren Eisgrau förmliche, belustigte Funken sprüht.

Sie lächelt als sie das sieht. Hat sie schon mal jemanden mit so faszinierenden Augen kennengelernt? Wohl eher weniger. Sie muss gestehen, dass Draco der Erste ist, den sie kennengelernt hat, der so eine außergewöhnliche Augenfarbe ist und dass sie sich fragt, wie er es schaffen kann, dass sich dieses seltene Eisgrau bei jeder Emotion anders aussieht.

Im Laufe der letzten Jahre, auch wenn er immer so "gefühlslos" tat, hatte sie doch des Öfteren emotionale Regungen bei ihm feststellen können. Wenn er beispielsweise wütend war, also so richtig wütend, dann tobt ein richtiger Sturm in seinen Augen, der einem einen eiskalten Schauer über den Rücken jagt.

Wenn er irgendwelche neckenden Aussagen tätigt, klart das Grau immer auf und es funkelt, als ob es ein klarer Himmel voller Sterne wäre. Und wenn er seine Gefühle wirklich offen und ehrlich Preis gibt, dann scheint das Eisgrau leicht zu schmelzen, wie es bei einem Eisberg bei Wärme der Fall ist.

Er weiß es nicht, aber genau diese kleinen Details beginnt sie so sehr zu lieben.

hidden and repressed | dramione *unregelmäßige updates*Where stories live. Discover now