98 | Chaos

666 43 19
                                    

Erzähler

Die Antwort die dann kommt, hat sie allerdings definitiv nicht erwartet. ,,Lass gut sein. Wie bereits gesagt, ich würde mir auch nicht vertrauen. Ich hätte mir nur gewünscht du hättest es mir erzählt, so hatte ich dich zumindest eingeschätzt. Aber da sieht man mal, wie man sich in Menschen täuschen kann, Granger."

Dann verlässt er das Zimmer und lässt Hermine vollkommen betäubt zurück.

────────────

Ihr Mund öffnet sich, um etwas zu sagen, aber er ist schon lang weg. Sie weiß nicht wie lang sie dort steht, bis es überhaupt zu dieser Reaktion kam. Die Brünette hat vermutlich eine ganze Viertelstunde nur so da gestanden und versucht zu begreifen, was er da gesagt hat.

Aber selbst nach dieser Viertelstunde fällt es ihrem Hirn schwer die Worte zu verarbeiten. Er hat sie beim Nachnamen genannt. Beim Nachnamen. Als diese Tatsache durch ihren Kopf rauscht, bekommt sie für einen kurzen Moment Schnappatmung und ihre Augen werden leicht glasig.

Er hat sie seit langer Zeit nicht mehr bei ihrem Nachnamen genannt, sondern immer nur andere Begriffe oder ihren Vornamen verwendet. Was...Sie versteht nicht, wieso er das getan hat. Sicherlich, er war verletzt und hat sich mal wieder seine eigenen Dinge zusammen gesponnen, aber er hatte sie so lang nicht beim Nachnamen genannt, sie hatte schon vergessen, dass er das einmal getan hat.

Und sie hat außerdem das Gefühl, dass dies etwas an der Situation ändert. An ihrem Verhältnis zueinander.

Hermine befürchtet schon lang, dass es irgendwann zu einem Bruch zwischen ihnen kommen würde, aber sie hatte gehofft es so lang heraus zögern zu können, wie es nur möglich ist. Da hat sie wohl falsch gehofft. Von ganz allein fällt sie mehr oder weniger auf das Bett, sodass sie auf der Bettkante sitzt. Sie sieht quasi ins Nirgendwo und ob sie nun möchte oder nicht, die Angst, dass jetzt alles vorbei ist, steigt schneller in ihr auf, als es ihr lieb ist.

Ihre Wangen werden leicht nass, doch sie realisiert nicht, dass sie weint. In ihrem Kopf ist nur immer wieder das, was der Blonde gesagt hat, bevor er gegangen ist. Wieso glaubt er das? Wieso glaubt er, sie würde ihm nicht vertrauen? Sie versteht ja, dass es möglicherweise kränkend ist, dass sie ihm nicht von ihrem Traum erzählt, aber was sollte sie denn machen?

Die Brünette konnte es nicht. Es hätte die Situation zerstört.

Dass ihr Schweigen die Situation allerdings nur noch mehr zerstört, konnte sie natürlich nicht wissen. Jedoch hätte sie es ahnen können. Nein, sie hätte es ahnen müssen.

Jetzt ist es zu spät.

Draco hat das Hotel verlassen und sie hat keine Ahnung, ob er vorhat zurückzukehren.

Er würde sie jedenfalls nicht allein in Paris sitzen lassen.

Oder?

________________________________

Die Kälte nicht einmal mehr wirklich spürend, läuft er durch die Straßen Paris' und fühlt exakt nichts.

Eigentlich dachte er, er hätte dieses gefühlstote Kapitel seines Lebens hinter sich gelassen, aber wo er gerade so da lang läuft, ist er sich da nicht mehr so sicher. Er schließt kurz schmerzerfüllt die Augen und unterdrückt einen Schrei, den er auf der Zunge hat.

Draco wollte sich nicht so verhalten, er ist sich sehr bewusst, dass Hermine das nicht verdient hat, aber er hatte sich - um es auf den Punkt zu bringen - einfach nicht mehr unter Kontrolle. Es hatte ihn so verletzt, dass sie ihm nicht vertraut hat und dann war eins aufs andere gekommen. Er konnte nicht damit umgehen.

Aber dennoch war es keineswegs fair, dass er sich so ihr gegenüber verhalten hat, das weiß er jetzt, als er durch die Straßen läuft. Ehrlich gesagt hat er keinerlei Ahnung wohin er eigentlich geht, es ist schließlich verdammt kalt draußen, allerdings wird ihm die frische Luft gut tun. Der Blonde muss runterkommen.

Außerdem kann er es sich so oder so nicht erlauben in das Hotel zu Hermine zurück zu kehren. Nicht im Moment zumindest. Dafür schämt er sich viel zu sehr. Das war schon immer etwas, was ihm schwer fällt zuzugeben, aber diesmal kann er es nicht leugnen. Er hatte sich wie ein Arschloch ihr gegenüber verhalten und hatte sie zu einer sehr hohen Warscheinlichkeit noch irgendwie verletzt.

Dabei hatte er sich seit Beginn des 6. Schuljahres geschworen exakt das nicht mehr zu tun.

Sein Blick gleitet durch die Gegend und ihm fällt auf, dass er bereits in den Jardins du Trocadéro befindet. Und durch seine Recherchen ist ihm ebenso bewusst, dass er nur eine Straße langlaufen brauch, um in den Champ de Mars zu gelangen. Bevor er irgendwie nachdenken kann, läuft er weiter. Dort wird er versuchen sich zu beruhigen. Er muss es.

So kann er definitiv nicht zu ihr zurück. Aber sollte er das überhaupt? Zu ihr zurück? Nach seinem Auftritt? Nach dem, was er ihr an den Kopf geworfen hat? Draco beißt sich auf die Unterlippe und kaut unbewusst darauf herum. Würde sie überhaupt wollen, dass er zurück kommt? Eher unwarscheinlich. Er kann kaum glauben, dass sie ihn überhaupt wieder sehen will.

Wieso sollte sie? Der Slytherin hatte ihr unterstellt, dass sie ihm nicht vertraut und im Grunde auch, dass sie mehr oder weniger eine falsche Person ist. Verdammte Scheiße, er hatte jetzt vermutlich wirklich alles kaputt gemacht. Im Park angekommen, lässt er sich auf einer dort stehenden Bank nieder und blendet die Umwelt vollkommen aus, während er sein Gesicht in seinen Handflächen vergräbt.

Ihm ist klar, dass es unproduktiv ist hier zu sitzen und der Situation zu entfliehen. Er weiß nicht wie es Hermine geht und er weiß nicht, was er tun soll. Zudem könnte er Probleme mit dem Ministerium bekommnen, da das Bild, was er gerade abgibt, ist verdächtig. Auroren, die ihn beobachten und nicht leiden können, könnten ihm sonst etwas anhängen.

Beispielsweise, dass er Hermine etwas angetan hat und dann geflohen ist.

Aber vielleicht wäre das das Beste, was passieren könnte. Zumindest für Hermine. Er wäre aus ihrem Leben wieder verschwunden und sie hätte wieder all das, was sie vorher hatte. Zwischen ihnen ist es ja sowieso nichts Ernstes. Allerdings weiß er, dass er mit diesem Umstand mehr als nur zu knabbern hätte. Er hätte dann ein massives Problem, denn er liebt diese Hexe.

Und diese Tatsache wird ihn vermutlich alles kosten.

hidden and repressed | dramione *unregelmäßige updates*Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ