47 | Eingeständnis ihrerseits

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Erzähler

Während er sich seine Klamotten zusammen sucht, seufzt er erneut. ,,Weißt du, ich denke deine Person könnte man schon als Schatz bezeichnen, Hermine. Und ich meine das ernst. Du bist schon quasi Gutmenschlichkeit in Person. Du gibst gefühlt jedem und alles eine Chance und das ist allein schon eine Geste, die sehr wenige Leute zu schätzen wissen. Ich möchte, dass du weißt, dass ich diese Geste sehr wohl schätze und dankbar dafür bin, dass du sie mir entgegen bringst. Außerdem schmücken dich noch unendlich viele andere Eigenschaften, die ich dir gern alle aufzählen würde, es aber nicht kann, weil ich gerade wirklich keine Kontrolle darüber habe, was ich sage, oder, was ich tue. Im Moment habe ich fast keine Kontrolle mehr über mich selbst, doch das beunruhigt mich nicht. Denn es bedeutet, dass ich einmal in meinem Leben ehrlich zu dir bin. Oder eben allgemein ehrlich zu dir bin. Ich möchte nicht, dass, wenn ich dir Komplimente mache oder dir spezielle Namen gebe, weil ich das Gefühl habe, dir zeigen zu müssen, dass du eben doch etwas Besonderes bist, du dies ablehnst oder es dir unangenehm ist. Wenn du das möchtest, dann kann ich versuchen damit aufzuhören. Ich kann dir nicht versprechen, dass ich es schaffe, aber ich kann es versuchen, wenn du das willst. Aber weißt du, was ich wohl an dir mit am meisten mag? Eindeutig dein Temperamt. Dein Temperament ist wohl eine der Sachen an dir, die dich auszeichnen. Dein Temperament macht dich zu etwas Besonderem. Es tut mir leid, wenn ich die Situation überreizt habe, aber ich weiß auch nicht, irgendwie finde ich das klasse wie du dir nichts gefallen lässt und wie du konterst. Ich möchte nicht, dass es wegen meiner Art oder meinen Aussagen wieder zu einer Eskalation kommt, deshalb werde ich, insofern du mich darum bittest oder aufforderst, versuchen damit aufzuhören."

Anschließend verlässt der Malfoy das Zelt.

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Hermine liegt auf dem weichen Stoff der Couch im Schulsprecherturm und starrt einfach nur ins prasselnde Kaminfeuer. Sie ist allein im Turm. Nachdem es noch einige Abende im Wald gegeben hatte, bei denen auch die anderen Beteiligten über ihre Auffassung, ihre Erlebnisse und Emotionen gesprochen haben, sind nun alle wieder in Hogwarts.

Dabei ist viel ans Licht gekommen und hat ihre Sicht auf einige Personen doch etwas verändert. Vor allem aber auf Blaise und Pansy, die scheinbar fast ähnliches wie Draco erwartet hätten, diesem aber gerade noch entgehen konnten.

Allerdings hatten die Schüler dann endgültig versucht Frieden untereinander zu schließen und haben beschlossen sich auch beim endgültig beim Vornamen zu nennen. Es hat sie sehr gefreut, dass Draco Harry das zuerst vorgeschlagen und angeboten hatte, nachdem er es bei Ginny schon getan hatte.

Apropos Draco...Seit dem McGonnagal sie wieder "abgeholt" hatte, damit sie nach Hogwarts zurückkehren konnten, ist er verschwunden. Er meinte nur zu ihr, dass er noch etwas erledigen müsse, aber nicht wisse, wann er wieder kommen würde.

Das wiederum ist jetzt schon ein oder zwei Tagen her.

Ehrlicherweise beginnt sie langsam sich leichte Sorgen zu machen, weil sie ebenfalls gemerkt hat, dass auch McGonnagal fehlt. Die Brünette weiß nicht, ob der Malfoy Probleme mit dem Ministerium hat, oder wieso dann ausgerechnet die Beiden fehlen.

Nicht, dass er gegen seine bekommenden Auflagen irgendwie verstoßen hatte und jetzt gibt es Konsequenzen dafür. Obwohl...Hermine war ja damals bei der Gerichtverhandlung dabei und hat den Urteilsspruch gehört. Und sie hat sich seine Auflagen, die er bekommen hat, genau gemerkt.

Soweit sie es mitbekommen hat, hat er bis jetzt gegen keine der Auflagen verstoßen.

Aber vielleicht...

Vielleicht will er die Weihnachtsferien auch gar nicht in Hogwarts, sondern im Manor bei seiner Mutter verbringen? Sie würde es ja irgendwo verstehen. Es ist schließlich Weihnachten und außerdem ist seine Mutter ja schon allein seit dem Lucius Malfoy verhaftet wurde.

Sie würde es verstehen.

Andererseits wieso sollte er ihr das nicht einfach sagen?

Es ist ja wohl nicht zu schwer zu sagen "Ich verbringe die Weihnachtsferien nicht in Hogwarts", oder etwa doch? Oder hat er es nicht für nötig gehalten ihr bescheid zu sagen, dass er nicht da sein würde? Nicht, dass sie erwartet hätte er bleibt hier und hat deshalb entschieden zu bleiben.

Es war Hermine schon von Anfang an klar, dass sie die Weihnachtsferien nicht bei den Weasleys verbringen wird. Seit Freds Tod ist dort nichts mehr wirklich so wie es einmal war. Sicherlich kommen alle mittlerweile ganz gut damit klar, dass einer der Zwillinge fehlt, aber sie würde sich einfach fehl am Platz vorkommen.

Sie gehört nicht zur Familie, wie Harry es zum Beispiel tut und sie wird es auch nie werden.

Denn eine Beziehung mit Ron ist ausgeschlossen.

Wenn sie sich über einer Sache im Klaren ist, dann ist es diese.

Oft hat sie sich schon dabei erwischt wie sie ihren blonden Kollegen mit dem Rothaarigen vergleicht, obwohl sie nicht einmal annähernd das Recht dazu hätte. Aber das, was Draco in ihr auslöst, allein mit seiner Anwesenheit, seinen Berührungen und auch der menschlichen Seite, das kann Ron nicht in ihr auslösen.

Und er wird es niemals tun können.

Wieder einmal in den letzten zwei Tagen seufzt sie und dreht sich auf den Rücken. Sie starrt an die Decke und knirscht leicht mit den Zähnen. Wieso tut sie das immer? Wieso zieht sie immer Parallelen zwischen den Beiden?

Und wieso denkt sie fast durchgehend an diesen verfluchten, reinblütigen, blonden Idioten?

Sie macht sich irgendwann noch irgendwann vor ihm lächerlich.

Wenn sie das schon nicht getan hat.

Frustriert faltet sie die Hände vor dem Gesicht zusammen. So eine scheiße. Dieser Aufenthalt im Wald ist ihr wirklich nicht bekommen. Vorher war ihre Sicht im Bezug auf den Slytherin schon durch dieses sexuelle Verhältnis etwas ins wanken geraten, aber jetzt, wo er auch seine offensichtlich menschliche und vor allem auch verletzliche Seite gezeigt hat, da weiß sie förmlich gar nicht mehr was eigentlich abgeht.

Hermine hatte versucht sich selbst zu schwören nicht anzufangen irgendwas zu fühlen, aber als sie in diesem Moment einfach nur allein hier liegt und die verschiedensten Gedanken durch ihr Gehirn sausen, da ist sie sich nicht mehr wirklich zu 100% sicher, ob ihr Plan aufgegangen ist.

Er verwirrt sie, er verletzt sie auch ab und zu noch und trotzdem kann und will sie dieses Gefühl, welches er ihr gibt, nicht missen.

Aber egal, was sie fühlen könnte, sie ist sich doch relativ sicher, dass er es niemals erwidern könnte.

Draco ist zwar nett zu ihr und schläft des Öfteren jetzt anscheinend auch mit ihr, doch könnte er jemals so etwas wie Zuneigung oder gar Liebe oder zumindest das, was die Gryffindor gerade offensichtlich beginnt zu fühlen, für sie fühlen?

Sie weiß es nicht.

Sie weiß gerade gar nichts mehr, außer, dass sie die Weihnachtsferien womöglich mutterseelenallein verbringen wird.

Ach, zur Hölle mit ihren Gefühlen.

Warum kann denn nichts so unkompliziert wie sie es sich wünschen würde?

Sie hasst es einfach.

Hermine dreht sich wieder auf die Seite. Irgendwann werden ihre Gedanken auch etwas leiser. Dieses Verhältnis kann sie nicht mehr abbrechen. Es geht nicht mehr. Sie muss sich eingestehen, dass sie ihn mittlerweile doch mehr braucht, als ihr vielleicht lieb ist, aber es ist ihr schon fast egal.

Wenn dieses Schuljahr vorbei ist, würde sie ihn vermutlich eh nie wieder sehen und dieses lästigen Dinge namens Gefühle - wenn man es in diesem "Stadium" schon so bezeichnen kann - würden hoffentlich dann verschwinden.

Entweder das, oder sie hätte ein richtiges Problem.

Das sind ihre letzten lauteren Gedanken, bevor sie in einen überraschend tiefen aber zum Glück traumlosen Schlaf gleitet.

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hidden and repressed | dramione *unregelmäßige updates*Where stories live. Discover now