LXIX

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„Ich habe überhaupt keine Briefe bekommen." Wie kann das sein? Ich habe sie jeden Montag meinem Vater mitgegeben, damit er sie zur Post bringt.

Changbin Pov:

„Eomma erinnerst du dich noch daran, dass ich Yongbok früher Briefe geschrieben habe, als wir weggezogen sind?" Während meine Mutter am Bügelbrett steht und einige der Hemden meines Vaters bügelt, setze ich mich ihr gegenüber aufs Sofa. Ich muss wissen, wieso er die Briefe nie erhalten hat. „Ja natürlich. Du hast sie immer Samstags oder Sonntags nach dem Mittagessen geschrieben. Meine Güte mussten wir oft Aufkleber kaufen gehen."

„Er hat mir gesagt, dass er sie nie bekommen hat... Kann es sein, dass Appa sie nicht abgeschickt hat?" Ich weiß nicht warum er das tun sollte, aber eine andere Erklärung dafür fällt mir nicht ein. Es wäre merkwürdig, wenn immer genau nur meine Briefe bei der Post verschwinden würden. Aber so erklärt sich zumindest, warum er mir damals nicht geantwortet hat. Und ich dachte er wollte nichts mehr von mir wissen.

„Das musst du deinen Vater selber fragen. Er kommt übrigens heute Abend." „Schön das er sich auch mal wieder blicken lässt." Mürrisch stütze ich meinen Kopf auf meiner Hand ab und lasse meinen Blick genervt aus dem Fenster hinaus wandern. Er kommt einfach dann, wenn es ihm am besten passt oder er etwas braucht. „Sei nicht so. Er hat viel um die Ohren, darum schläft er so oft in seinem Büro."

„Liebst du ihn eigentlich wirklich? Ich meine so richtig." Ich könnte das nicht ertragen. Wenn ich mir schon vorstelle Felix wäre zu mir, ich würde durchdrehen. Es graut mir schon davor, wenn wir wegziehen und ich ihn für eine Weile nicht sehen kann. Ich hingegen werde ihm aber ganz deutlich klar machen, dass er mir nicht vollkommen egal ist. Und am liebsten würde ich einfach mit ihm zusammenziehen, sobald ich mit der Schule fertig bin.

„Sonst hätte ich ihn wohl kaum geheiratet und zwei so wunderbare Kinder bekommen." Ich glaube ihr irgendwie nicht so richtig. Vielleicht war es damals so, aber heute? Manchmal frage ich mich, ob es nicht für sie besser wäre sich von ihm zu trennen. Meine Schwester und ich sind keine kleinen Kinder mehr. Ich wäre ihnen nicht böse. Und so einen großen Unterschied würde es nicht mehr machen. Er ist ja eh nie da.

„Fühlst du dich denn nicht alleine, wenn er fast immer weg ist?" „Ich habe ja dich." Ich habe mir gedacht, dass sie so antworten wird. Ich kann auf keinen Fall ausziehen. Wenn ich gehe ist sie ganz allein. Sie war schon traurig genug, als meine Schwester ausgezogen ist. Das kann ich ihr nicht antun. Aber ich möchte Felix genauso wenig alleine lassen. Was soll ich mir machen? Ich möchte mich nicht zwischen ihnen entscheiden müssen.

„Aber sag mal, warum fragst du mich das auf einmal alles? Du hast dich doch sonst auch nicht dafür interessiert. Ist alles in Ordnung?" Besorgt legt sie das Bügeleisen an die Seite und setzt sich schließlich zu mir auf das Sofa. „Wenn dich etwas bedrückt, dann musst du mit mir reden. Vielleicht kann ich dir helfen."

„Es ist nichts. Vergiss es. Ich will dich nicht stören." Kurzerhand erhebe ich mich von meinem Platz und flüchte schon fast aus dem Zimmer. Ich kann ihr nicht von dem erzählen, was zwischen Felix und mir läuft. Selbst wenn sie es akzeptiert, ich würde sie nur damit verletzen. Sie würde wollen, dass ich mit Felix lebe, aber das würde bedeuten, dass ich sie alleine lassen muss. Das kann ich einfach nicht.

Was soll ich nur tun? Ich will, dass sie beide glücklich sind.

***
Armer Changbin :c

정신 {Jeongsin} // Changlix Where stories live. Discover now