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Was soll ich nur tun? Ich will, dass sie beide glücklich sind.

Changbin Pov:

„Es ist schön mal wieder eine richtige Mahlzeit zu bekommen. Das habe ich echt vermisst." Mit einem Lächeln setzt mein Vater sich zu uns an den Tisch und gibt meiner Mutter einen Kuss auf die Wange, weshalb ich nicht gerade unauffällig die Augen verdrehe. Der tut doch nur so, als hätte er uns wirklich vermisst. „Du könntest ja auch einfach mal öfter vorbeikommen. Wozu ziehen wir ständig mit dir um, wenn du eh nie zuhause bist?"

„Da ist aber mal wieder einer gut drauf." Leise lachend nimmt er sich etwas zu essen, woraufhin ich ein leises Murren von mir gebe. Er behandelt mich immer noch wie ein kleines Kind, dabei habe ich das Recht auf ihn sauer zu sein. Er tut so, als wäre bei uns in der Familie alles in Ordnung, aber das ist es schon seit Jahren nicht mehr.

„Was hast du mit den Briefen gemacht?" Ohne das Essen auch nur anzurühren, verschränke ich meine Arme vor meiner Brust und sehe ihn daraufhin erwartungsvoll an. Ich weiß meine Mutter mag es nicht, wenn ich mich mit ihm streite, aber ich kann das nicht länger zurückhalten. „Welche Briefe?"

„Tu' nicht so, als wüsstest du nicht wovon ich rede. Die Briefe die ich früher für Yongbok geschrieben habe. Er hat sie nie bekommen. Sag mir, was du mit ihnen gemacht hast, nachdem ich sie dir gegeben habe." Wehe er lügt mich jetzt an, dann werde ich richtig sauer. Er hat die Grenze schon längst überschritten. „Ich habe sie zur Post gebracht, so wie du es wolltest."

„Hör auf mich anzulügen! Ich weiß ganz genau, dass die Briefe niemals bei ihm angekommen sind." Wütend schlage ich kurz mit der Hand auf den Tisch und beiße die Zähne fest zusammen. Wieso hat er das getan? Er weiß ganz genau, wie viel mir diese Briefe bedeutet haben und Felix hätte sich so sehr darüber gefreut. Jetzt denkt er, mir hätte die Trennung damals nichts ausgemacht und ich würde ihn wieder genauso im Stich lassen. „Was macht dich da so sicher?"

„Ich habe heute mit ihm darüber geredet. Und wenn er sagt, dass er die Briefe nie zu sehen bekommen hat, dann glaube ich ihm das auch." Er würde mich nicht belügen, im Gegensatz zu meinem Vater. Der lügt, als würde ihm das überhaupt nichts ausmachen. „Yongbok ist hier?" Verwundert sieht mein Vater zu mir hinüber, wobei er sich etwas von dem Essen in den Mund steckt. Es macht mich wütend, dass er dabei immer noch so ruhig sein kann. „Ja. Er geht in meine Klasse."

„Hör zu, ich habe sie nicht zur Post gebracht, weil ich das beste für dich wollte. Ich dachte wenn du keine Antwort von ihm bekommst, kommst du irgendwann über ihn hinweg und das hat ja auch super funktioniert." Glaubt er wirklich, dass er mir damit einen Gefallen getan hat? „Ich fasse es nicht. Ist dir eigentlich klar, was er damals alles durchmachen musste? Er wurde ständig von den anderen Kindern geärgert und nur wenn er bei mir war hatte er seine Ruhe. Die anderen hatten alle Angst vor mir, weil ich ein Jahr älter als sie war, nur Felix nicht. Ich war sein einziger Freund."

„Das wusste ich nicht." Nicht sonderlich schuldbewusst, schiebt mein Vater sich weiter das Essen in den Mund, weshalb ich ihn ziemlich fassungslos ansehe. Wieso habe ich das Gefühl gegen eine Wand zu reden? „Natürlich tust du das nicht. Du weißt rein gar nichts, weil dir deine Arbeit wichtiger ist als wir, deine Familie."

„Das stimmt doch gar nicht." Mit einem leicht gereizten Unterton sieht er wieder zu mir auf, weshalb ich ein ironisches auflachen von mir gebe. „Ach nein? Warum bist du dann nur alle paar Wochen einmal da? Jetzt sag nicht, dass du Geld verdienen musst, damit wir gut leben können. Wir haben mehr als genug davon!"

„Changbin beruhig dich bitte." Sichtlich besorgt greift meine Mutter auf einmal nach meiner Hand, weshalb ich diese schnell wegziehe. Eigentlich liebe ich sie wirklich über alles, aber sie könnte mich doch wenigstens einmal unterstützen. Sie kann sein Verhalten unmöglich für richtig halten.

„Ich beruhige mich nicht! Er ist der Grund dafür, dass ich nicht das tun kann was ich will!" Mit Tränen in den Augen erhebe ich mich von meinem Platz und renne schnell in mein Zimmer hinauf, wo ich lautstark die Tür hinter mir zuknalle.

***
Da läuft ganz schön was schief in der Familie :/

정신 {Jeongsin} // Changlix Where stories live. Discover now