XLI

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„Sie war es mir das nicht mehr Wert. Warum sollte ich so einen Aufstand für jemanden machen, der sein eigenes Selbstwertgefühl nicht unter Kontrolle hat?"

Changbin Pov:

Mit dem Blick auf mein Notizheft gerichtet, lausche ich nebenbei den Gesprächen bei uns im Klassenzimmer. Und Hyunjin macht alles wie besprochen. Er schleimt sich bei den Mädchen ein und geht dabei voll in seiner Rolle auf. Kaum zu glauben, dass er eigentlich einen Freund hat. Aber das ist auch gut so, denn so habe ich einen kleinen Beweis dafür, dass ich ihm vertrauen kann. Er würde sich nicht auf ihre Seite stellen und das nicht nur, weil ich dann etwas gegen ihn in der Hand hätte. Ich glaube er würde es auch so nicht machen. Das wäre nicht seine Art.

Ich hoffe allerdings, dass Hyunjin irgendwas herausbekommt, sonst kann ich Felix auch nicht helfen. Jedenfalls kann ich nicht tatenlos dabei zugucken, wie sie Felix immer weiter fertigmachen. Man sieht ihm an, dass er darunter leidet und ich verstehe nicht, warum sie das überhaupt machen. Hat Felix ihn irgendetwas getan, weswegen sie so sind? Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, was so eine süße Person angerichtet haben soll.

Nach kurzem überlegen, reiße ich eine der Seiten aus meinem Heft heraus und falte sie aber sorgfältig zusammen. Vielleicht erinnert sich Felix an mich, wenn er den Text liest. Er hat sich sonst immer so darüber gefreut, wenn ich ihm aus meinem Heft vorgelesen habe. Meine Mutter hielt es immer für sinnlos, dass ich Songtexte schreibe, ohne sie jemals umsetzen zu können. Felix war der erste, der sich überhaupt dafür interessiert hat. Ihm hat die Bedeutung dahinter gefallen und das hat mich glücklich gemacht.

Vielleicht bringt der Text seine Erinnerungen zu Vorschein, auch wenn ich es eigentlich bezweifle. Ich weiß ja nicht, ob da überhaupt Erinnerungen sind, die zurückkommen könnten. Es besteht immer noch die Möglichkeit, dass er nicht der selbe Felix ist. Wer weiß, was mein Kopf sich überhaupt dabei gedacht hat.

Nach kurzem zögern erhebe ich mich schließlich von meinem Platz und gehe zu dem von Felix hinüber, wo dieser, mit seinen Kopf auf den Tisch gelegt, sitzt. „Magst du mir den Gefallen tun und das lesen?" Mit leicht zitternden Fingern lege ich das zusammengefaltete Stück Papier neben seinem Gesicht auf den Tisch und warte gespannt seine Reaktion ab. Bitte nimm es an und lies es einfach. Ich komme mir schon fast albern dabei vor.

„Was ist das?" Langsam hebt der jüngere seinen Kopf an und sieht etwas irritiert auf den Zettel vor sich, bevor er ihn schließlich in die Hand nimmt. Er weist mich immerhin nicht schon wieder sofort ab. Das kann man doch einen Fortschritt nennen oder? Darf ich anfangen mich Hoffnungen zu machen? Nein, ich denke das wäre zu übertrieben. Er hat bis jetzt kaum etwas von sich gegeben. Ich darf da nicht so viel hineininterpretieren. Dieser Junge würfelt meine Gedanken schon wieder total durcheinander. Konzentration.

„Das ist ein Songtext von mir und ich dachte er gefällt dir vielleicht." Mit leiser Stimme lehne ich mich an den Tisch neben ihn und sehe ihn mit einem zögerlichen Lächeln an. Warum schlägt mein Herz schon wieder so stark? Wir haben gerade erst angefangen und zu unterhalten und ich weiß noch gar nicht, wie er überhaupt darauf reagieren wird. Vielleicht findet er den Text auch total doof. Irgendwie werde ich immer nervöser.

„Oho Changbin hat Felix einen Liebesbrief geschrieben." Ein lautes amüsiertes Lachen ertönt hinter mir, woraufhin sich der Gesichtsausdruck von Felix augenblicklich wieder verdunkelt.

***
Und noch eine Prise Drama~

정신 {Jeongsin} // Changlix Where stories live. Discover now