XLVI

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Binnen weniger Sekunden steigen mir die Tränen in die Augen, während mir der Schirm langsam aus den Fingern gleitet und zu Boden fällt.

Changbin Pov:

Schweigend beobachte ich den blonden Jungen dabei, wie er sich langsam vor dem Baum niederkniet und seinen Blick senkt. Er scheint mich noch nicht bemerkt zu haben. Aber die Tatsache, dass er das Grab besucht, in dem wir damals gemeinsam den Vogel begraben haben, zeigt mir, dass seine Erinnerungen zumindest teilweise wieder zurückgekehrt sind.

Allerdings weiß ich nicht so recht, wie ich mich fühlen soll. Einerseits bin ich froh darüber, dass ich nun die Bestätigung habe, dass er wirklich der Felix ist, den ich kannte und das er anfängt sich an mich zu erinnern. Andererseits bin ich enttäuscht, dass er mir nichts davon gesagt hat. Vertraut er mir trotz allem so wenig? Er weiß doch, dass ich ihn gern habe und immer auf ihn aufpasse. Wieso also?

Während sich die Tränen auf den Wangen allmählich mit den Regentropfen vermischen, kann ich meinen Blick einfach nicht von ihm abwenden. Ich könnte einfach gehen und so tun als hätte ich ihn hier nie gesehen. Vielleicht kommt er irgendwann von sich aus auf mich zu. Aber ich schaffe es einfach nicht, mich von der Stelle zu rühren. Ich stehe hier und er hockt da. Es ist fast so, als würde die Zeit auf einmal wieder zum stehen kommen.

Das erste Mal hielt damals für mich die Zeit an, als ich in seine Augen gesehen habe. Obwohl es nur ein kurzer Moment war, kam es mir vor wie eine Ewigkeit. Ich habe mich in diesem Augenblick so wohl gefühlt, wie schon lange nicht mehr. Sein Blick hatte etwas beruhigendes an sich und ich hätte ewig so verweilen können. Es war einer der Momente, in denen ich gemerkt habe, wie viel er mir eigentlich bedeutet. Und es ist fast genauso wie jetzt. Nur das er meinen Blick dieses Mal nicht erwidert.

Ohne meinen Blick von ihm zu lassen, hebe ich den Regenschirm langsam vom Boden auf und nähere mich dem jüngeren mit vorsichtigen Schritten. Es ist vielleicht egoistisch von mir das zu verlangen, aber ich möchte, dass er mir noch einmal in die Augen sieht. Ich weiß es wird nicht so sein, wie es vorher war, aber vielleicht finde ich doch meinen Felix in ihm wieder.

Nach kurzem Zögern halte ich Felix langsam den Schirm über den Kopf und warte darauf, wie er auf mich reagieren wird. Erneut fühlt sich dieser Augenblick wie eine Ewigkeit an. Statt sich sofort zu mir umzudrehen, wie ich es eigentlich erwartet hatte, rührt er sich eine ganze Weile nicht. Ich weiß nicht, ob er mich nicht bemerkt hat oder ob er schon längst wusste, dass ich es bin. Er scheint jedenfalls nicht sonderlich von mir überrascht zu sein.

„Ist der Tod nicht manchmal etwas schönes?" Mit diesen Worten erhebt sich Felix langsam vor mir von dem Boden und sieht mir direkt in die Augen. Er ist es...

***
Wird Changbin wohl jetzt die Wahrheit über Felix erfahren?

정신 {Jeongsin} // Changlix Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt