Bad Behavior

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Bad Behavior (Titel by Kat Frankie)

"Wie ich Ihnen schon beim ersten Anruf, der grade mal eine Stunde her ist, gesagt hab: Ich geb mein Bestes so schnell wie möglich selber zu kommen oder jemanden zu schicken. Ich kann bloß nicht hexen," Rianne war langsam aber sicher ultra genervt von ihrem Anrufer, der wohl glaubte ein privates Abo auf sie zu haben und einfach nur super penetrant war... Hatte er eigentlich die leiseste Ahnung, wie ihr Arbeitstag in einer Stadt wie Chicago, gewöhnlich so aussah?

"Ich hab schon kapiert, dass es dringend ist. Ich mach den Job auch nicht erst seit gestern!"

Er hatte das offensichtlich nicht kapiert. Sie war kurz davor einfach aufzulegen, hielt sich dann jedoch davon ab. Die Situation war angespannt genug und wenn sie heute persönlich hinfahren musste, würde ein wenig Zurückhaltung vielleicht Schlimmeres verhindern.

"Wie gesagt, ich werd sehen was ich tun kann. Bis später," (bzw. lieber "Auf Nimmerwiedersehen", fügte sie in Gedanken hinzu).

Rianne versuchte sich nicht zu viel aus seinem herablassenden und kommandomäßigen Ton zu machen, legte auf und sackte in ihrem Stuhl zusammen. Sie seufzte tief und strich sich ihr wirres Haar aus dem Gesicht, welches die Angewohnheit hatte sich ständig aus ihrem behelfsmäßigem Dutt zu lösen.
Hinter einer Akte tauchte Nate auf, der bis gerade darin gelesen hatte. Sie konnte ihm ansehen, dass er sich schwer hatte zusammenreißen müssen ihr Telefonat nicht mit einem amüsiertem Kommentar zu unterbrechen. Seine bernsteinfarbenen Augen glitzerten nur so vor Schalk:

"Lass mich raten: Am anderen Ende war jemand aus unserem betriebsamsten Polizeibezirk, und ich denke nicht derjenige mit dem ich verwandt bin, und er hat - mal wieder - den wichtigsten Fall der Welt und möchte dich 'toute suite' auf der Wache sehen? Wenn mir doch nur sein Name einfallen würde..."
"Spar's dir Nate! Eines Tages werd ich ihn umbringen, und du wirst mir helfen seine Leiche zu beseitigen. Wie kann man nur so von sich eingenommen sein? Vielleicht sollten sie sich eine exklusive Sozialarbeiterin zulegen..."
"Oh, und wärst du dann gerne diese exklusive Sozialarbeiterin?"
"Auf keinen Fall! Ich würd es keinen einzigen Tag schaffen mit ihm zusammenzuarbeiten. Ich bin doch nicht seine verdammte Marionette!"
Nate gluckste bei der Vorstellung Rianne müsste täglich ihrem ungeliebten Detective im 21. Bezirk Rede und Antwort stehen, nur um kläglich zu scheitern.
"Möchtest du nicht gehen und dich um den Fall dort kümmern? Ich versinke hier eigentlich grad in Arbeit..." sie klimperte mit den Wimpern, auch wenn sie wusste, dass es nichts nutzen würde.
Nate strahlte sie mit einem seiner typischen Grübchenlächeln an, wobei alle seine perfekt weißen und schnurgeraden Zähne zum Vorschein kamen:
"Das würd ich ja unheimlich gern für dich tun Schätzchen, geht aber leider nicht. Mein 1. Hilfe Pflichtauffrischungskurs fängt in 10 Minuten an. Ich fürchte da musst du allein durch. Außerdem ist das nicht wirklich mein Metier, wie du sehr wohl weißt. Und weder bin ich derjenige mit den besonderen psychologischen Fähigkeiten, noch arbeite ich in deiner Abteilung."

"Verräter!"

Nate zuckte nur mit den Schultern, zwinkerte ihr zu und sie schmiss einen Stift nach ihm. Er duckte sich gerade noch rechtzeitig weg. Dann stand er vom Besucherstuhl auf, den er bis gerade belegt hatte, fuhr sich mit einer Hand durch seinen blonden Schopf und verließ ihr Büro mit einem jovialen:

"Ich seh' dich dann später Zuhause!"

Er besaß sogar die Frechheit ihr eine Kusshand zuzuwerfen, weil er sie einfach gern ärgerte.
Nate war auch Sachbearbeiter beim Sozialen Dienst. Sein Büro war im gleichen Gebäude wie ihres, aber in einem anderen Stockwerk. Er arbeitete hauptsächlich mit devianten Teenagern, während sie mit jüngeren Kindern und Pflegefamilien zu tun hatte. Aber bei jeder Gelegenheit schneite er bei ihr rein um zu plaudern, einen Kaffee zu trinken oder auch um sich zu Fällen auszutauschen. Kurz gesagt, sie verbrachten einfach gerne Zeit miteinander.
Seufzend stand nun auch Rianne auf. Während sie einige Anrufe erledigte, verzweifelt versuchte Termine für heute zu verschieben, um der scheinbar dringenden Angelegenheit auf dem Polizeipräsidium gerecht werden zu können, hoffte sie darauf, keinen dritten Anruf deswegen zu erhalten oder von ihren Vorgesetzten zu hören.

Our Scars (German Version)Where stories live. Discover now