Don't Wanna

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Don't Wanna (Titel by Haim)

Jay stand eigentlich nicht darauf Frauen zu küssen, die ihn ganz offensichtlich nicht mochten und mit ihm bei jeder Gelegenheit diskutierten.

An diesem einen Abend aber, hatte ihm etwas in Riannes Augen ganz deutlich ein grünes Licht gegeben.
Ein Zeichen, dass vielleicht alles Gezänk nur dafür stand, dass darunter etwas brodelte. Sie hatte dieses Funkeln gehabt, welches ihn in den Bann gezogen, ihn definitiv anmachte und gleichzeitig herausgefordert hatte.
Und jetzt war er etwas ratlos, was er damit anfangen sollte. Ob er überhaupt etwas damit anfangen sollte. Ob es überhaupt okay war etwas damit anzufangen. Immerhin trauerte diese Frau ganz offensichtlich noch um ihren verstorbenen Ehemann.
Er hatte sich am heutigen Montag mit Will auf einen Kaffee verabredet, konnte sich aber kein bisschen auf ihr Gespräch konzentrieren. Die ganze Zeit über stellte er sich vor, wo die Nacht hätte enden können, wenn sie nicht so plötzlich den Tatort ihrer Knutscherei verlassen hätte.
Jay rührte in seinem Kaffee, bis sein Bruder ihn mit seiner Unaufmerksamkeit konfrontierte. Aus einem ersten Instinkt heraus tat er so, als ob es an einem neuen Kriminalfall läge. Will boxte ihm in die Rippen, weil er wie immer nicht verstand warum es für Jay so schwierig war ausnahmsweise mal etwas freiwillig preiszugeben:
"Jay, ich hab euch gesehen! Ich habe irgendwann zufällig durch das Glasfenster der Tür zum Abstellraum geschaut. Du und Rianne seid ja quasi an der Hintertüre miteinander verschmolzen. Ihr wart so abgelenkt, dass ihr es gar nicht gemerkt habt. Jeder hätte euch sehen können."
Jay stöhnte laut auf und verbarg das Gesicht in seinen Händen. Er fühlte sich wie ein Teeanger, der gerade von seinem Vater erwischt worden war:
"Shit! Das hast du gesehen?"
"Ja, das habe ich gesehen. Ich hab mich allerdings gefragt, warum ihr nicht zusammen nach Hause gegangen seid."
"Ich bin mir nicht sicher! Irgendwas hat sie verschreckt. Oder sie hat festgestellt, dass sie doch nicht so drauf stand - keine Ahnung. Sie hat mich plötzlich weggestoßen, als ob ich sie verbrannt hätte und ist gegangen. Ich hab danach nicht mehr mit ihr gesprochen."
"Und hättest du denn gerne noch weitergemacht?"
"Ich schwanke zwischen: 'auf jeden Fall' und: 'ich weiß es nicht'! Wahrscheinlich keine gute Idee! Es hat sich für den Moment absurderweise richtig angefühlt und dann wiederum... gefährlich, kompliziert? Scheint, als ob ich einfach keine unkomplizierte Sache ohne Hintergedanken, weitere Bedingungen oder Hindernisse anfangen könnte. Und ich weiß auch nicht, ob ich sie einfach nur dieses eine Mal küssen wollte, oder ob da noch mehr ist. Vor einer Woche hätte ich dich noch für komplett verrückt erklärt, wenn du mir gesagt hättest, dass das passiert..."
"Oh Mann, du bist echt im Arsch. Ich wusste, dass du sie insgeheim magst, trotz dem Hass, den du immer geschoben hast."
Jay glaubte immer noch seine Wangen seien etwas wärmer als sonst. Will lachte ihn aus und unterdrückte wahrscheinlich den Drang, Jay durch die Haare zu wuscheln. Gott sei Dank ließ er es bleiben.
"Ich weiß nicht, vielleicht... Sie ist so... schräg?"
"Sie ist nicht schräg! Sie ist nur anders als die Mädels, die du so kennst und deine All-American-Boy Natur muss sich erst mal an den europäisch angehauchten, südamerikanisch multikulturellen Touch von ihr gewöhnen. Sei nicht so eine Spaßbremse und erlaub dir mal was! Zieh los und leb ein bisschen! Du bist ja noch nicht im Ruhestand."


Auf dem Rückweg fuhr Jay an einer Bäckerei vorbei und kam nicht umhin ein auffälliges Fahrzeug zu bemerken, welches davor geparkt war. Der leuchtend mint-grüne und weiße T3 war schon ein besonderes Auto in dieser Stadt.

Konnte es denn sein, dass man so sehr an jemanden dachte, dass der- oder diejenige dann wirklich auftauchte? Ein Lächeln huschte über sein Gesicht und er parkte seinen matt-silbernen Dodge RAM auf der gegenüberliegenden Straßenseite, stieg aber nicht sogleich aus.

Our Scars (German Version)Where stories live. Discover now