Our Scars (German Version)

No Kind Words

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No Kind Words (Titel by The Maccabees)

Die Geister, die sich von Anfang an ohne Einladung, oder gültiges Flugticket in Jays und Riannes Gepäck gemogelt hatten, ließen sich immer wieder blicken, wann es ihnen gefiel: Dieses ganze Jahr, dass Jay zweimal fast gestorben wäre, Andrea, Bindungsängste, Nate, Dinge loslassen, sich verloren und überwältigt fühlen, sich komplett zu verlieren und an einer neuen Beziehung zu arbeiten, Angst zu Versagen, wieder hochgekochte Themen aus der Vergangenheit, die Liste ging noch weiter. Es schien als gäbe es kein mittleres Level an Emotionen für ihn und Rianne.

Die Höhen und Tiefen kamen schnell und heftig, fand Jay, als er in die Flammen und Funken blickte, die der 'Asador' im Garten von Riannes Vaters noch immer ausspuckte. Und sie waren erst vier Tage von Zuhause fort.

Da waren diese strahlenden und kostbaren Momente, die Jay unheimlich glücklich machten, die sein Herz so sehr füllten, dass er manchmal dachte es müsse zerbersten. Die Momente, die zu kleinen Polaroids wurden, die sich einen festen Platz in seinem inneren Fotoalbum suchten. So wie vorgestern in den frühen Morgenstunden, als er Rianne nach ihrer gemeinsamen Partynacht ins Bett getragen hatte:

Wie sie ihn angeschaut hatte, als er ihr sein Weihnachtsgeschenk gegeben, die Ringe an ihren Fingern anschaut und gedacht hatte, dass seine Zukunft genau so aussehen sollte, und das endlich einmal ohne jegliche Zweifel. Und wie gut es sich angefühlt hatte, sich endlich über bestimmte Dinge im Leben klar zu sein: felsenfest, vollkommen überzeugt und sicher.

Wie bedeutungsvoll und elektrisch die Stille zwischen ihnen gewesen war, während er sie ausgezogen hatte, als ob es ihr erstes Mal wäre. Wie empfindlich sie auf jede seiner Berührungen reagiert hatte, in diesem zerbrechlichen Zustand um 7 Uhr morgens: unglaublich sinnlich und erotisch, ehrlich, authentisch und ein bisschen verletzlich. Es war wahrscheinlich das eindrücklichste Beispiel dafür gewesen, dass zwei Körper tatsächlich in komplettem Einklang miteinander verschmelzen konnten. Jay konnte noch immer den Ausdruck auf ihrem Gesicht sehen, vollkommen offen: Sie hatte ihm alles von ihr gegeben und ihn alles sehen lassen. Wenn er jetzt seine Augen schloss, konnte er weiterhin klar und deutlich jeden kleinen Seufzer und jeden tiefen Atemzug von ihr hören, die süßen Worte, die sie ihm ins Ohr geflüstert, wie sie an seiner Schulter seinen Namen gekeucht hatte. Es ließ ihn noch immer innerlich erbeben. Sie hatten die letzten zwei Tage am Haus verbracht, am 1. Weihnachtstag ihren Kater gepflegt, sich Riannes Lieblingsweihnachtsfilme angeschaut, was in dieser Hitze ein wenig bizarr erschienen war, hatten mit seinem Bruder in Chicago über Face-Time telefoniert und ihm und Nat "Frohe Weihnachten", oder besser gesagt "Frohe Med Schicht" gewünscht, und Will ein wenig neidisch gemacht, weil sie gerade am Pool abhingen. Es war auf Umwegen auch ein Dankeschön dafür gewesen, dass sein Bruder ihm ein paar Tage zuvor einen Schubs verpasst hatte. Er hatte Will zeigen wollen, dass er noch mal die Kurve gekriegt hatte. Jay hatte festgestellt, dass ihm dieses alternative Weihnachtsszenario bisher gefiel. Es beschwor nicht allzu viele wehmütige Erinnerungen an die Weihnachtsfeste aus seiner Kindheit herauf, zumindest nicht, dass er sich erinnern konnte. Es erschuf völlig neue und andere Erinnerungen im Hier und Jetzt. Irgendwie konnte hier jeder tun und lassen was er wollte, und obwohl er wusste, dass Rianne das ein wenig störte, da sie sich mehr Familienzusammengehörigkeit und Struktur wünschte, sorgte es bei Jay eher für Entspannung. Es gab einfach eine Menge Raum zum Atmen und ebenso viel Ablenkung mitten in diesem lauten Haufen, da sich seit dem 1. Weihnachtstag mittlerweile 15 Leute auf diesem Anwesen aufhielten.

Jetzt gerade musste sich Jay allerdings dringend auf all diese Highlights besinnen, weil es auch ein paar verwirrende Momente gegeben hatte, die negative Gedanken und Überzeugungen wieder hochgeholt hatten, die sich in ihm manifestiert hatten und die er nicht ganz loswerden konnte. So wie heute Abend beispielsweise: