Rhiannon

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Rhiannon (Titel by Fleetwood Mac) 

Trotz des emotionalen und verrückten vergangenen Tags, hatte Jay durchgeschlafen. Er wachte nur viel früher auf als Rianne. Vorsichtig bewegte er sie von seiner Brust herunter um sie nicht aufzuwecken und nahm eine lange Dusche, versuchte so etwas von seinem inneren Tumult, der von gestern noch übrig geblieben war, wegzuwaschen und einen klaren Kopf zu bekommen. Er zog hinterher eine Jogginghose über und schaute sich, nun da es draußen bereits hell war und das Licht durch die Rollläden und Vorhänge hindurch drang, in seiner Wohnung gut um.Irgendwie wartete er darauf, dass Panik einsetzte, denn noch nie zuvor hatte eine Frau ihren ganzen Kram in seine Wohnung geräumt. Komischerweise machte ihm der feminine Touch und die Übernahme überhaupt nichts aus. Sie hatten es gestern noch geschafft Riannes ganzen Krempel in seine Wohnung zu verfrachten, die im Vergleich zu ihrem Loft echt klein war. Zum Glück hatte sie nur Teile ihrer Garderobe mitgebracht. Was trotzdem genauso viele Klamotten waren, wie er insgesamt hatte, und da er wusste, dass sie seine bestimmt auch mit benutzen würde, fragte er sich, was er in Zukunft wohl anziehen würde. Aber sogar das ließ ihn lächeln. Wenn sie noch mehr von diesen zarten Kleidern, Röcken, Hosen und Tops, Accessoires und unzähligen Stiefeln mitgebracht hätte, wäre in seinem Schlafzimmer gar kein Platz mehr gewesen. Sein Badezimmer sah nun auch definitiv belebter aus, auch wenn die kaputte Türe ein wenig das Bild von nett arrangierten, bunten Toilettenartikeln und Haarprodukten, die nun seine Regale säumten, trübte. Es schien als seien diese Dinge schon viel länger hier gewesen, nicht als ob sie gerade erst eingezogen wäre. Eine Ecke seines Wohnzimmers sah jetzt aus wie ein Musikstudio und als Jay in die Küche kam, fiel ihm auf, dass sie auch ihren eigenen Espressokocher und das passende Kaffeepulver mitgebracht hatte. Es ließ ihn vor Belustigung den Kopf schütteln und sich wundern, warum er deswegen überhaupt nicht durchdrehte. Er war gestern absolut ehrlich gewesen als er gesagt hatte, dass er keinen Abstand von ihr brauchte. Im Gegenteil: Jay war froh, dass sie sich endlich sicher genug mit ihm fühlte sich hier häuslich einzurichten. Límon hatte auch schon wie der König des Hauses seinen Thron bezogen, und den kleinen Fenstersitz zu seinem Aussichtspunkt erkoren. Sein struppiger Schwanz zuckte, während er die neusten Entwicklungen unten auf der Claremont Ave beobachtete. Nun hatte er also eine dreckig-weiße Katze in seinem Küchenfenster sitzen, wer hätte das gedacht... Límons Aufmerksamkeit fiel plötzlich auf ihn, als Jay begann Kaffee zu kochen. Irgendwann glaubte er gar, dass das Tier ihm, warum auch immer, zuzwinkerte. Riannes haariger Gefährte und er schienen zu der Übereinkunft gekommen zu sein, dass sie einander aus sicherer Entfernung weiter beäugen würden, bis sie sich durchschaut hatten. Jay war es gnädigerweise erlaubt ihn zu füttern und Límon entschied, wann er ihn von Zeit zu Zeit mit ein wenig mehr Aufmerksamkeit bedachte, indem er sich um seine Beine schlängelte. Meistens wenn Rianne nicht zugegen war. Warme Hände und Arme schlangen sich auf einmal von hinten um seinen Körper. Finger drückten sanft die Haut über seinen Rippen, Lippen pressten sich gegen seine Schulterblätter:

"Hm, guten Morgen... Ich liebe es, dass du so ein Fan davon bist immer halbnackt herumzulaufen..."

Ein dickes fettes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er liebte einfach ihre kratzige Morgenstimme:

"Ich hab dir doch gesagt, dass das mein Freizeit-Look ist." Er drückte ihre Hand und goss mit der anderen Kaffee in eine Tasse. Jay kam nicht dazu eine Zweite zu holen, weil Rianne hinter ihm bereits aufgeregt auf und ab sprang:

"Ist das frischer Kaffee, den ich rieche? Und hast du meinen Lieblingsmokka benutzt?"

"Ja und nochmal: Ja!"

Bevor er reagieren konnte, hatte Rianne um ihn herumgegriffen, um ihm die Tasse aus der Hand zu reißen, die deswegen fast überschwappte:

Our Scars (German Version)Where stories live. Discover now