Ghost

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Ghost (Titel by Badflower) 

"Jay, ich bitte dich, nur dieses eine Mal... lass es gut sein," Voights Worte hallten in seinen Ohren wider und der Geschmack von Bourbon hinterließ immer noch eine bittere Spur auf seiner Zunge.

Jays Herz klopfte ihm bis zum Hals, als er in sein Auto stieg, eigentlich um nach Hause zu fahren. Aber dann starrte er gefühlte Stunden lang das Lenkrad an, unfähig sich zu bewegen.
In ihm drinnen tobten so viele undefinierte, unbeschreibliche Gefühle, die darum kämpften gehört und bewältigt zu werden, aber er konnte sie nicht greifen, zumindest noch nicht.
Noch dazu hatte er Angst, dass er, wenn er jetzt diese Büchse der Pandora öffnete, die Abwärtsspirale, die damit ausgelöst würde und die er sehr gut kannte, nicht mehr würde aufhalten können. Sein Handy vibrierte in seiner Jeanstasche. Es war Hailey. Jay stöhnte, aber er nahm trotzdem ab.

"Hey, bist du okay?" begrüßte ihn die besorgte Stimme seiner Partnerin.

"Ja, ich komm schon klar."

Das stimmte nicht, aber er hatte jetzt keine Lust darüber zu reden.

"Soll ich bei dir vorbeikommen?"

"Lieber nicht Hailey. Ich möcht' einfach alleine sein."

Am anderen Ende war es still. Er wusste, das sie das nicht hatte hören wollen, aber sie ließ ihn für den Moment in Ruhe. Jay schloss die Augen und fühlte sich noch beschissener, da er sie nicht an sich heranlassen konnte. Aber sie kannte ihn einfach zu gut und er war überzeugt davon ihr Mitgefühl nicht zu verdienen.

"Okay, aber ruf mich an, wenn du doch was brauchst. Ich meld mich morgen früh auf jeden Fall!"

"Ja, danke! Gute Nacht!" Jay legte auf und wusste genau, wo er jetzt sein wollte.
Als habe er den Autopilot eingeschaltet, ließ er den Motor an und fuhr Richtung Streeterville.

***

"Machst du auf?" rief Nate von der Couch aus, wo er und einige Freunde das Spiel anschauten und bei der zweiten und dritten Runde Bier und Bourbon zusammensaßen.
Rianne, gespannt wer um diese Zeit noch an ihre Tür klopfte, tat wie ihr geheißen. Als sie einen Blick durch den Spion wagte, war sie überrascht Jay in einem schlichten schwarzen Henley-Shirt, makellos gepflegt wie immer, wenn auch etwas verloren, vielleicht sogar unsicher dreinschauend, dort stehen zu sehen.
Eine Sekunde lang fragte sie sich wie er unten am Pförtner vorbeigekommen war, aber natürlich war er ein Cop mit einer Polizeimarke und er hatte es schon einmal geschafft, also...
Rianne fand schnell heraus, dass Jay alles andere als unsicher war, zumindest nicht unsicher dahingehend was ihn herführte. Sobald sie die Türe geöffnet hatte, brachte sie nur:

"Hi, was..." heraus, bevor sie gegen den Türrahmen zurückgedrängt und von seinen Lippen attackiert wurde, die hart auf ihren landeten.

Jay küsste sie in auf diese leidenschaftliche und verzweifelte Weise, die sie mittlerweile gut kannte, verdammt sie tat es andersherum ja genauso.

Eine kleine Stimme in ihrem Kopf sagte ihr, dass sie in seiner Nähe dieses Mal lieber vorsichtig sein solle, aber Rianne war auf der Stelle so angeturnt, dass sie nicht darauf hörte. Die rohe Spannung zwischen ihnen brannte Löcher in ihren ganzen Körper. Seit Dienstag hatte sie alle Gedanken der Sorge um ihn aus ihrem Kopf verbannt und gar nicht bemerkt, wie sehr sie das gestresst hatte. Erst jetzt fühlte Rianne, dass eine gewisse Last von ihr genommen wurde, allein weil er gekommen war um sie zu sehen. Wild entschlossen das Ganze drinnen fortzuführen, schob Jay sie in den Flur hinein. Sie aber presste fest die Hände gegen seine Brust und drängte ihn zurück.

Our Scars (German Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt