Digging Shelters

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Digging Shelters (Titel by Neil Halstead)

"Explodieren deine Eierstöcke nicht einfach bei dem Anblick, und schreien dir zu, dass du ihn dir sofort schnappen solltest?" Eine tiefe weibliche Stimme mit einem herausstechenden schottischen Akzent, ließ sie zusammenzucken. "Wie bitte?" Riannes Herz schlug noch schneller und härter in ihrer Brust als zuvor, da sie sich ertappt fühlte und niemanden hinter sich erwartet hatte. Sie war weder auf die Szene vorbereitet gewesen, in die sie hineingelaufen war, noch auf die sofortige Reaktion ihres Körpers. Reiß dich mal zusammen Mädchen! Eine große, langbeinige Frau, etwa in ihrem Alter, in einem trendigem Outfit, welches aus dunklen Lederstiefeln und passender Jacke, schwarzen Skinny Jeans und einem weißen Langarmshirt bestand, war direkt hinter ihr aufgetaucht. "Ich mein, ist er nicht super süß?" führte die Frau weiter aus und zeigte auf den Behandlungsraum vor dem sie gerade standen.Ihr lockiges, hellbraunes Haar war so kurz geschnitten, dass es wie ein Afro zu Berge stand und ihm irgendwie das Aussehen eines Labradoodle-Fells gab. Sehr eigenwillig, das war schon mal sicher. Aber was wollte sie von ihr? Rianne war wegen eines sechs Monate alten Babys angerufen worden, das bei einer Razzia in einem Drogenlager gefunden worden war. Da nur das Krankenhaus sie herbestellt hatte, damit sie das Kind in Obhut nehmen konnte, hatte sie sonst niemand Bestimmten erwartet, und auf jeden Fall nicht damit gerechnet, dass noch immer jemand vom CPD hier sein würde. Und keinesfalls war sie auf dieses Übermaß an Niedlichkeit vorbereitet gewesen, auch wenn Maggie sie gewarnt hatte. Keine Warnung der Welt hätte sie allerdings vor dem Schock bewahren können, als sie gesehen hatte, dass niemand anderes als Jay das Kind noch immer auf dem Arm hielt, nachdem es untersucht worden war. Rianne war sich gerade nicht sicher: Redete ihre unerwartete Gesellschaft über das Baby, oder über Jay? Beide hatten es sich auf dem Sessel bequem gemacht und Jay war so sehr darin vertieft dem Kleinen auf seinem Arm beim Schlafen zuzusehen, dass er seine Zuschauer hinter der Glasscheibe gar nicht bemerkte. Und Rianne starrte sicherlich schon seit fünf Minuten auf diese Szene und hatte sich nicht dazu bringen können den Raum zu betreten. Es hatte etwas Intimes, dieses Bild eines so kleinen Menschen, liebevoll in starken Armen eingekuschelt. Und der eigentümliche Ausdruck, der dabei auf Jays Gesicht lag, gab ihr das Gefühl sich auf einen Ameisenhügel gesetzt zu haben. "Wer sind Sie gleich noch mal?" sprach Rianne die Frau neben ihr an und versuchte sich immer noch wieder einzukriegen und zu ihrer rationalen, coolen Verfassung zurückzufinden. "Oh Entschuldigung, wie unhöflich von mir. Ich hab mich gar nicht vorgestellt: Detective Amanda Spencer, ich bin die Neue bei Intelligence, die Vertretung für Kimberley Burgess?" "Ach so," Rianne ergriff leicht verträumt die ihr gereichte Hand und wurde mit einem ordentlichen Händedruck begrüßt, der sie ein wenig auf den Boden der Tatsachen zurückholte. Jay hatte nichts davon erwähnt, dass die Vertretungsposition jemandem angeboten worden war. Andererseits wurde er ja auch am Auswahlverfahren nicht beteiligt. Solche Dinge machte Voight lieber selber."Ich bin mit dem hübschen Burschen heute in ein Team gesteckt worden und wir haben dieses arme Kind da gerettet." Wieder nickte die Frau gen Zimmer. Warum musste ausgerechnet Jay immer mit den weiblichen Detectives zusammengesteckt werden? Und dann auch noch mit den Hübschen? Man hätte doch auch Kevin in ein Team mit ihr stecken können. Oder ein weibliches Duo bilden? Okay, vielleicht war das doch noch ein sensibleres Thema als Rianne wahrhaben wollte. Tiefgraue, mandelförmige Augen beobachten sie voller Heiterkeit, und musterten sie von Kopf bis Fuß. "Rianne Torres Delgado, ich bin vom DCFS..." und die Freundin des 'hübschen Burschen', hatte sie hinzufügen wollen, da sie sich was das anging leicht angriffslustig fühlte, aber sie wurde mit einem ungeduldigen Nicken von Amanda unterbrochen, deren Augen funkelten: "Ich weiß, er hat mir schon alles von dir erzählt!" "Hat er das?" Das klang gerade so, als ob Jay und sie schon Zeit gehabt hätten sich stundenlang zu unterhalten, dabei war heute sicherlich Amandas erster Tag. Rianne war sich sicher, dass Jay ihr sofort von dieser Person berichtet hätte. "Ja klar! Du hast doch grad nicht etwa gedacht, dass ich ihn anmachen wollte, oder? Um Himmels Willen! Mach dir mal keine Sorgen, ich hab nur von dem Baby geschwärmt. Eigentlich bist du eher mein Typ," sagte Amanda mit einem dreisten Zwinkern in ihre Richtung. Rianne fiel fast die Kinnlade herunter: "Oh..."Hatte sie das gerade richtig verstanden? Jays neue Kollegin stand auf Frauen? "Oh!" Ein verständiges Lächeln breitete sich langsam auf Riannes Gesicht aus. Zur Abwechslung mal eine erfrischende Enthüllung!Bevor sie noch mehr Nettigkeiten mit Amanda austauschen konnte, hatte Jay sie nun doch bemerkt. Auf einmal öffneten sich die Türen und er streckte seinen Kopf heraus, das Baby immer noch schützend an sich gedrückt. "Hi, ich hab gehofft, dass sie dich schicken würden," grinste er Rianne an und schaute dann ein wenig unsicher zwischen ihr und Amanda hin und her:"Ich nehme an, ihr habt euch schon kennengelernt?" "Ja, das haben wir!" Rianne und Amanda tauschten ein geheimnisvolles Lächeln, das Jay zu verwirren schien, aber er war mit seiner aktuellen Aufgabe viel zu beschäftigt um sich lange daran zu stören.Er deutete Rianne an, dass sie ins Zimmer kommen solle. Irgendwie wollte sie immer noch nicht mit ihm und diesem Baby alleine sein, da sie sich davor fürchtete was es mit ihr machen würde. Aber Amanda entschuldigte sich kurz um sich eine 'schöne Tasse Kaffee' zu organisieren, wie sie fröhlich ankündigte. "Sie ist reizend," meinte Rianne mit einem zotigen Grinsen als sie alleine waren und zeigte seiner neuen Partnerin hinterher. Jay verdrehte sie Augen: "Hat sie dich angemacht?" Als Rianne das nur mit einem Achselzucken beantwortete, fügte er hinzu: "Sie hat mir schon erzählt, dass wir scheinbar den selben Frauengeschmack zu haben scheinen. Sie hat uns zusammen gesehen, als du mich heute Morgen beim Revier abgesetzt hast." Rianne entschied das als Kompliment anzusehen und nahm ihr Klemmbrett heraus. Sie bereitete sich darauf vor alle Informationen, die Jay ihr über ihren neusten Schützling geben konnte, zu notieren und das hier schnell zu beenden. "Meistens weiß ich noch nicht einmal was sie wirklich redet, wegen diesem komischen Akzent," schnaubte Jay, aber Rianne hatte den Eindruck, dass er seine neue Kollegin bereits mochte. Ihre Vermutung war, dass Amanda auf ihre eigene ungewöhnliche Weise sicherlich unterhaltsam sein konnte. "Also, was kannst du mir über dieses Kind sagen?"

Our Scars (German Version)Where stories live. Discover now