Everyone Else

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Everyone Else (Titel by London Grammar) 

Bisher hatte Jay nie verstanden, warum alle immer den Montagmorgen oder das Urlaubsende verfluchten, das Ende des Wochenendes, eines Ausflugs, aber jetzt verstand er es endlich.Er hatte sich gerade erst an diese etwas entspanntere und faulere Version von sich gewöhnt, hatte sich wieder mit verlorenen Teilen seiner selbst verbunden gefühlt und er wollte diese Ausgabe von sich gerne festhalten, zumindest noch ein bisschen. Jay war neugierig darauf wie lange es ihm möglich gewesen wäre dabei zu bleiben, bevor er Langeweile bekommen hätte, er kribbelig geworden, oder wieder einem toxischen Gedankenstrudel verfallen wäre. Nicht dass seine Gedanken in den letzten Wochen immer voller Sonnenschein und Regenbögen gewesen wären. Aber alles in allem hatte es ihm einen richtig großen Selbstbewusstseinsschub gegeben, dass er ein wenig hatte loslassen können und erkundet hatte, was das Leben sonst noch so zu bieten hatte.Andererseits war er sich fast sicher, dass ein paar Tage länger noch mehr ernsthaften Schaden in seinem Gehirn angerichtet hätten. Auf dem Weg zur Arbeit am Montagmorgen stellte Jay fest, dass er zunächst ziemlich abgelenkt war. Wann immer seine Gedanken wieder zu Rianne wanderten und für einen Augenblick abschweiften, war ihm als ob er eine Diashow von 'zu schön um wahr zu sein' Momenten anschaute: Davon wie sie an sonnigen Stränden herumalberten, wie er nassen Sand auf ihren Rücken schmierte, das Gefühl ihrer aneinander gepressten Körper unter Wasser, Wassertropfen an ihren langen Wimpern, die Wellen des Ozeans, wie sie sich in ihren blauen, blauen Augen spiegelten. Und sie wanderten auch zu heute Morgen zurück und wie sie ihn von hinten attackiert hatte, als er gerade das Apartment hatte verlassen wollen. Sie hatte sich an seinem Rücken festgekrallt, geschafft sich daran hochzuziehen und ihre Beine fest um seine Taille geschlungen, ihre Lippen und Nase hinter seinem Ohr vergraben.

"Was tust du da bitte?"

"Ich versuche mich an dich dran zu heften, so dass du mich mit zur Arbeit nehmen musst..."

Sie hatte sich wie ein Koala Baby benommen, das nicht weichen wollte.

"Du hast echt starke Beine, das muss man dir lassen..."

Jay wusste, dass wenn er nachgegeben und sie berührt hätte, er sich nicht hätte lösen können. Also hatte er seine Hände bei sich behalten, entschlossen diesen Anhänglichkeitszauber zu brechen und dafür zu sorgen, dass er tatsächlich ging. Er musste sich irgendwann ja mal zusammenraufen.

"Ich werd zu einer dieser anhänglichen Hausfrauen oder?" hatte Rianne in seinem Nacken gemurmelt. Sie musste gemerkt hatte, dass er sich unter ihr versteift hatte, daran arbeitete seinen 'inneren Detective' wieder herauszukramen und sich von jeglichen persönlichen Gefühlen frei zu machen."So kann man's auch sagen..."Jay hatte hinzufügen wollen, dass es ihm nicht wirklich etwas ausmachte und er sich wünschte der Versuchung, im Gegenzug ein anhänglicher Hausmann zu sein, ihnen einfach wieder die Bettdecke über die Köpfe ziehen und zu Hause zu bleiben, nachgeben zu können. Aber Rianne hatte ihn bereits losgelassen und zur Tür hinausgeschoben. Ihr eigener Entschluss, sich wie eine Erwachsene zu verhalten, stand wohl fest:

"Ok, genug jetzt! Ab mit dir!"

Dann wiederum hatte sie ihm nachgerufen "Warte..." als er schon fast den Flur runtergegangen war. Sie war die paar Schritte nur halb bekleidet aus der Wohnung heraus gerannt und hatte ihn noch einmal fest umarmt:

"Nur ein letzter Kuss..."

Sie hatte so getan als würde er in den Krieg ziehen und ihm einen verdammt guten Abschiedskuss gegeben, bevor sie ihn dann wirklich den Gang hinunter geschoben hatte:

Our Scars (German Version)Where stories live. Discover now