Just Goes To Show

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Just Goes To Show (Titel by Eliza Shaddad)

"Absence is to love what wind is to fire; it extinguishes the small, it inflames the great."

(Roger de Bussy-Rabutin)

***

Eine Stunde Zeitverschiebung, 2 Stunden 44 Minuten Flugzeit, 733 Meilen, ein großes Geheimnis, eine wichtige Info und ein Beziehungsstatus-Update voneinander entfernt...

Irgendwie war es doch immer wieder eine schockierende Erkenntnis, wenn man feststellte, dass sich von einem auf den anderen Moment einfach alles verändern konnte. Alles. Und dann gab es nur noch ein 'davor', und ein 'danach'. Und das Schwierige an der ganzen Situation gerade war, dass Jay und Rianne sich gerade auf unterschiedlichen Seiten dieses 'danach' befanden. Wohingegen Jay sich mittlerweile wohl in der Luft und auf dem Weg in ein neues, möglicherweise gefährliches Abenteuer befand, und eventuell einem Wiedersehen mit seiner Partnerin entgegenblickte, die eventuell Gefühle für ihn hatte oder nicht, wusste Rianne noch immer nicht wie sie mit ihren 'ernsthaft lebensverändernden' Neuigkeiten umgehen sollte. Ihr erster Impuls war gewesen sich Zuhause zurückzuziehen, um damit klarzukommen und alles zu verarbeiten, indem sie sich mit dem Auspacken oder Verpacken von Kisten ablenkte, irgend etwas routinemäßiges tat oder sich einfach ein paar Minuten nahm, um sich in Ruhe hinzusetzen und nachzudenken. Daher hatte sie sich zunächst auf dem Weg zum neuen Haus gemacht. Aber nachdem sie ihre restlichen Tränen getrocknet und sich wieder ein wenig hergerichtet hatte, war ihr klar gewesen, dass sie hier keinesfalls bleiben konnte. An dem Ort zu sein, der die Spuren von Jays und ihrem gemeinsamen ersten, etwas gehetztem, Morgen und des gestrigen Abends hier trug, von dem was gewesen war ehe sich ihre Wege getrennt und sie wie immer zur Arbeit gegangen waren, nur um sich wenig später mit einigen enormen Planänderungen konfrontiert zu sehen, fühlte sich einfach nicht richtig an. Sie konnte gerade auch nicht alleine sein. Nicht wenn sie ganz genau wusste, dass sie die kommenden Tage über hier  ebenfalls ganz allein sein würde. Rianne war klar, dass sie Gefahr lief sich zu einem Ball zusammenzurollen und sich selber leid zu tun. Noch ein paar mehr glühend heiße Tränen zu vergießen und ihren Freund zu vermissen, obwohl der ja noch nicht einmal besonders lange fort war. Es war hier viel zu still. Keine Arbeiter hier, keine Freunde, kein Jay, einfach nur sie und, sie und dieses kleine... Ihr Kind! Es war so ein schrecklich merkwürdiger Gedanke, die komischste Vorstellung, dass nun etwas ihren Körper einnahm, das sie weder sehen, noch spüren konnte. Niemand konnte das. Aber Rianne hatte es schwarz auf weiß.

Sie hätte Will noch einmal einen Besuch abstatten können, weil er es immerhin schon wusste. Er wusste nur nicht, dass er dieses Geheimnis auch noch eine Weile länger für sich behalten musste, als er vorhin angenommen hatte.

Aber sie brauchte dringend die Meinung einer Frau. Einer, die so ähnlich tickte wie sie. Und jemanden, der frei von jeglichen Loyalitätskonflikten war. Die zuallererst ihre Freundin, und in keinster Weise mit Jay, oder diesem Baby, verwandt war. Diese Krise schrie förmlich nach einem 'beste Freundinnen Alarm'! Rianne wusste, dass Stella heute Abend im Molly's arbeitete und somit auch wo sie jetzt hinmusste.

"Oh! Hi, Süße! Dich hab ich ja eine gefühlte Ewigkeit nicht gesehen!"

Das traf sich wirklich gut! Sie und Rianne hatten in den letzten Wochen nicht gerade viel Zeit zum Quatschen gehabt, da sie beide sehr beschäftigt gewesen waren. Also war Stella begeistert, als sie jemanden in einem grellgelben Strickkleid, mit buntem Schal und zerzaustem Lockendutt in die, an diesem Donnerstagabend nur mittelvolle, Bar hereinschlendern sah. Und Rianne schien alleine zu sein. Perfekt, denn es gab unglaublich viel, was sie ihrer besten Freundin erzählen wollte. Von Cruz' Hochzeit und dem unmöglichen Aufstand, den es kurz vor den Feierlichkeiten noch auf der Feuerwehrwache gegeben hatte, weil sich Protestanten an die Türen eben jener gekettet hatten. Sie wollte den Fortschritt von 'Girls on Fire' mit ihr teilen und so Vieles mehr. Aber als sie ihre Freundin richtig anschaute, nachdem sie sich lange und fest umarmt hatten, wusste sie sofort, dass Rianne nicht hierher gekommen war um sich locker und fröhlich zu unterhalten.

Our Scars (German Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt