Wild Dog

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Wild Dog (Titel by Animor) 

Auch wenn sie nicht wenig Lust gehabt hätte Jay alleine wegfahren zu lassen, weil sie es nicht leiden konnte herumkommandiert zu werden und generell mit seinem Plan nicht einverstanden war, konnte Rianne es doch nicht tun. Zu tief saß der Schock seinen Herzstillstand miterlebt, seine leblose Gestalt im Schnee liegen gesehen zu haben, befürchten zu müssen erneut jemanden, der ihr so viel bedeutete, ohne Abschied zu verlieren, ohne jemals die Chance bekommen zu haben alles, was das Leben zu bieten hatte, mit dieser Person auszukosten. Sie hatten doch gerade erst begonnen über eine gemeinsame Zukunft nachzudenken.Da sie sich ohnehin keine Chancen ausrechnete ihn vom Fahren abhalten zu können, hatte sie sich schließlich auf den Beifahrersitz gesetzt. Es kümmerte ihn sicherlich nicht, aber sie gab ihr Bestes ihm böse Seitenblicke zuzuwerfen.Immerhin gab Jay daraufhin sein Bestes nicht wie ein Irrer zu fahren und navigierte sie in einem recht moderatem Tempo durch die immer noch dichte Winterlandschaft bis zum Präsidium. Sie hielt ihren Mund, da sie bei der Fahrt nicht schon wieder einen Streit anfangen wollte. Jay war in seiner eigenen Welt und sagte gar nichts. Aber als er vor dem 21. Revier anhielt und direkt aus dem Auto springen wollte, hielt Rianne ihn am Arm zurück:"Lass mich das zumindest erst rausnehmen! Du musst dir ja nicht auch noch ne Infektion zuziehen!" Sie schaute auf seine Hand, in der immer noch die Infusionsnadel steckte, nur mit einem Pflaster befestigt. Jay verzog bei der Vorstellung das Gesicht, ließ sie jedoch den 1.Hilfe Kasten holen. Vorsichtig zog sie die Nadel heraus und klebte ein neues Pflaster auf die Einstichwunde, während Jay stur woanders hinschaute. Hätte nicht diese Anspannung in der Luft gelegen, hätte sie sich über seine irrationale Angst vor Nadeln lustig gemacht. Es erschien ihr wirklich seltsam, da er mit jeder anderen Verletzung so cool umging. Aber er würde sich immer lieber verprügeln oder erschießen lassen, als eine Spritze zu bekommen. War es dann für ihn sogar noch schlimmer, dass er allem Anschein nach gestern Nacht wiederholt mit einer Nadel malträtiert worden war? Sie konnte sich nicht vorstellen wie er sich fühlen musste und für einen Moment war sie ratlos wie sie zu ihm durchdringen sollte. Rianne befürchtete, dass alles was sie jetzt sagte Jay komplett ausrasten lassen würde. Da war immer noch dieser irre Blick in seinen Augen wann immer sie ihn ansah.Vielleicht übte sie mehr Druck als nötig auf die Wunde aus, vielleicht hielt sie seine Hand länger als er wollte, aber sie wusste, dass sobald sie losließ und sie aus dem Auto ausstiegen, Jay im kompletten Detective Modus abtauchen und aus ihrer gemeinsamen Welt verschwinden würde. Ihre eigene Blase war sowieso schon lange geplatzt. Wie es schien war er mit seinem Kopf bereits Millionen Meilen weit weg. Widerwillig nahm Jay sie mit nach oben ins Großraumbüro. Sie sah es gar nicht ein jetzt einfach nach Hause zu gehen.Das Team, bis auf Ruzek und Atwater, reagierte überrascht als Jay hereinkam und zur gleichen Zeit war klar, dass sie nichts Anderes von ihm erwartet hatten. Sogar Voight zeigte sich nachsichtig als er seinen Detective wieder auf der Arbeit antraf. Rianne kam sich etwas dumm vor, dass sie sich schuldig gefühlt hatte Jay nicht länger zurückgehalten zu haben und sich dafür sogar bei seinem Chef entschuldigte, aber Voight nur abwinkte:

"Ist schon okay. Sie haben ihn im Prinzip schon länger dort festgehalten als jeder von uns vermutet hätte." Das war nicht gerade ihr zuzuschreiben gewesen, aber Rianne wollte jetzt keine unnötige Diskussion darüber führen.

Während sie beobachte wie Jay mitfühlendes Nicken und aufmunternde Klopfer von allen erntete, schnappte Rianne den beklommenen Blick auf, den Hailey ihm zuwarf und dann wiederum sie aus dem Augenwinkel beobachtete. Als ob sie sagen wollte: 'Hab ja gleich gesagt, dass du nicht in der Lage bist dich um ihn zu kümmern!"

Vielleicht interpretierte sie auch zu viel in diesen Blick hinein und es waren mehr ihre eigenen Gedanken, weil sie sich dafür verantwortlich fühlte, dass Jay wegen ihr vielleicht erst in diese Situation geraten war. Rianne mochte es gar nicht, dass er Abstand zu ihr wahrte seit sie das Präsidium betreten hatten. Sie wusste nicht genau wie sie mit ihm umgehen sollte und wollte für ihn da sein, bekam aber gleichzeitig das Gefühl, dass sich Jay gerade nicht mit ihr auseinandersetzen konnte und wollte. Er schaute sie nicht einmal an. Die angespannte Atmosphäre zwischen ihnen blieb mit Sicherheit nicht unbemerkt. Immerhin waren sie umringt von Leuten, deren Job es war auf Körpersprache zu achten. Da sie sich ein wenig verloren fühlte, war Rianne dankbar zumindest Kims freundliches Gesicht zu sehen. Sie war überrascht sie hier anzutreffen, aber es schien, dass sie immer noch am Schreibtisch arbeiten durfte."Hast du noch mehr Nachrichten von der unbekannten Nummer bekommen?" fragte Kim Rianne. Sie verneinte das: "Nein. Habt ihr rausgefunden zu wem die Nummer gehört?"

Our Scars (German Version)Where stories live. Discover now