You Might Think

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You Might Think (Titel by Sons Of The East)

Sie wurde von einem Geräusch aus dem Schlaf gerissen, welches ihr Herz wie wild zum Schlagen brachte. Von 0 auf 100 in weniger als einer Sekunde. Das durfte doch echt nicht wahr sein! Wenn sie nicht so unendlich müde gewesen wäre, hätte sie schreien wollen: Nicht schon wieder! Im Versuch herauszufinden woher das Geräusch kam, bekam Rianne etwas zu fassen, das auf dem Nachttisch neben ihr lautstark vibrierte. Auf einem wütend aufblinkenden Bildschirm stand: "Voight"

Das war nicht ihr Handy! Verdammt, das war noch nicht mal ihre Bettseite und es schien als läge sie quer darin.

Mit Armen und Beinen herumwirbelnd, noch im Halbschlaf und komplett fertig, versuchte sie sich in der Dunkelheit zurechtzufinden und suchte nach der oberen Hälfte des Körpers mit dem sie gerade verknotet war. Beine, die sie niederdrückten schienen überall zu sein, und es brauchte noch ein paar weitere, quälende Sekunden des ständigen Brummens, bevor sie sich genug befreit hatte, um sich ungehinderter bewegen zu können und das Gerät Jay ins Gesicht zu drücken. Sie stieß ihn zur Sicherheit ein paar Mal in die Rippen und rief seinen Namen:

"Jay, Jay! Hey! Dein Handy!"Riannes Lider fühlten sich so unheimlich schwer an, genau wie der Rest ihres Körpers, so dass sie fast sofort wieder einschlummerte. Allerdings spürte sie, dass dieses Ding immer noch nervtötend an ihrer Haut vibrierte und Jay sich nicht bewegte. Also trat sie ihn noch kräftiger:"Jay! Mach, dass es aufhört! Du musst nur drangehen!" Ihre eigene Stimme klang ziemlich fremd in ihren Ohren, fast weinerlich. Gott, sie war so müde, dass sie fast geheult hätte. Rianne war eigentlich nicht so empfindlich, aber dieser Anruf war nicht die erste Unterbrechung in dieser Nacht. Zuerst waren sie und Jay ziemlich früh auf der Couch eingeschlafen, während sie eine Serie geschaut hatten. Warum auch immer hatte er sie dann irgendwann aufgeweckt, um sie beide ins Bett zu verfrachten, wovon sie schon mal ziemlich angepisst gewesen war, weil sie sich da schon zu schwach gefühlt hatte, um sich überhaupt bewegen zu können. Und nachdem sie wieder eine Weile friedlich geschlafen hatte, hatte Jay angefangen sich herumzuwälzen. Erst hatte er um sich getreten und viel gestöhnt und sie dann viel zu doll festgehalten, so dass Rianne auch keine Ruhe mehr finden konnte. Sie hatte ihn aus seinem offensichtlichen Albtraum aufgeweckt, mit dem Ergebnis, dass er bald darauf schon wieder selig geschlafen und sie eine Weile gebraucht hatte, bis sie ihre Augen wieder schließen konnte, weil sie sich fragte, wovon er wohl geträumt hatte.Vielleicht war das die Rache dafür, dass sie vor zwei Wochen Jay ungefähr drei Nächte am Stück, wachgehalten hatte. Es war die Zeit rund um Andreas Tod und daher auch ihres Unfalls gewesen. Wie üblich um diese Zeit des Jahres, hatte Rianne alles wieder und wieder in ihren Träumen durchlebt. Alles was damit zu tun hatte und damit verknüpft war. Als ob ihr Körper genau wusste, dass er vor genau drei Jahren ein schlimmes Trauma erlitten hatte. Emotional gerade viel stabiler und optimistisch, dass diese Episoden schneller vorbeigingen, je mehr Zeit verstrich und je stärker ihr Netzwerk an Unterstützern war, war da jedoch seit ein paar Wochen diese generelle Müdigkeit, die sie auf nächtliche Störungen empfindlich reagieren ließ. Rianne vermutete, dass es vielleicht ein verfrühter Fall von Frühjahrsmüdigkeit war, oder die Tatsache, dass sie nach ihrer langen Krankschreibung wieder angefangen hatte zu arbeiten und sie das doch mehr forderte, als sie zugeben wollte. Das Gewicht des Telefons verschwand auf einmal aus ihrer Hand und ein schroffes "Halstead?", irgendwo neben ihr, klang in ihren Ohren wie Musik.

Das Bett sank kurz ein und sie wusste, dass Jay den Raum verlassen würde, damit sie wieder einschlafen, und er versuchen konnte sich wach zu laufen. Sie fragte sich immer wie er es schaffte jedes Mal innerhalb von Minuten so aufmerksam und wach zu werden. Trotz seiner guten Absichten konnte sie jedoch, bevor er außer Hörweite war, ein paar Worte hören, die sie schließlich komplett wach machten:

Our Scars (German Version)Where stories live. Discover now