Wait For Me

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Wait For Me (Titel by Kings Of Leon) 

Hey, Jay! Ich werd das morgen sicher bereuen, aber meine Cousine hat mich irgendwie herausgefordert, also Achtung:

Ich vermiss dich voll! Es wär so schön, wenn ich schon wieder zurück in Chicago wäre! Du könntest mich abholen bevor ich noch mehr trinke und wir könnten, du weißt schon, all das was wir letztes Wochenende gemacht haben noch mal machen .... und... oder tanzen! Ich würd voll gern mit dir tanzen! Wie du siehst, ich wär jetzt einfach gern, egal wie, bei dir! Ich mein... Gott, wenn du mich anfasst, dann ist das echt so krass, wie von einem anderen Stern - könnte sein, dass ich das meinen Cousinen auch genau so erzählt habe... Scheiße, ich mach mich wirklich zum Affen. Sorry, ich... Louisa? Cómo puedo borrar lo que acabo de grabar? Oh...Fuck!

***

Will beobachtete verschmitzt das dicke Grinsen seines Bruders, das dieser kaum verbergen konnte, als er wieder ins Molly's zurückkam.

Also konnte der Anruf wegen dem er extra nach draußen gegangen war wohl kaum etwas mit der Arbeit zu tun gehabt haben. "Wer bist du? Und was hast du mit meinem Bruder gemacht?" Will stieß ihn leicht in die Seite als Jay sich wieder zu ihm an die Bar stellte."Nichts..." Der Jüngere nahm seine Bierflasche, leerte sie und schwenkte auf etwas Anti-Alkoholisches um, wie immer wenn er selber nach Hause fuhr. "Jay, du solltest wirklich mal in den Spiegel schauen! Ich glaub ich hab dich seit Ewigkeiten nicht mehr so grinsen sehen..." Scheinbar unentschlossen ob er es ihm erzählen sollte, war Jay kurz still und spielte mit dem Etikett seiner Bierflasche. "Okay... das war eine Sprachnachricht von Rianne, eine ziemlich betrunkene... ich glaub sie hat eigentlich versucht es zu löschen und sie dann aus Versehen doch abgeschickt. Sie ist heute Abend auf der Hochzeit ihrer Cousine in LA. Also... im Prinzip hat sie gesagt, dass sie mich vermisst und ein paar andere Sachen... das ist so beknackt! Ich fühl mich wieder wie 16." Es gab eine weitere Pause, dann brach Jay in ungläubiges Gelächter aus und sah Will direkt in die Augen: "Scheiße Mann, ich glaub ich hab mich voll in diese Frau verknallt! Und ich weiß noch nicht mal wie das passieren konnte!"Will war davon ausgegangen den Tag, an dem er seinen Bruder erröten sähe, nicht mehr zu erleben. Aber ausnahmsweise hielt er diesbezüglich den Mund. Will war überzeugt davon, dass er selber eine wichtige Rolle dabei gespielt hatte, diese beiden Schafsköpfe in die richtige Richtung zu schubsen. Natürlich wäre Jay nicht Jay, wenn er an einer guten Sache nichts auszusetzen finden würde: "... und trotzdem werd ich den Gedanken nicht los, dass ich das nicht verdiene! Es nicht verdiene so aufgekratzt und glücklich zu sein und alles andere zu vergessen, wenn ich mit ihr zusammen bin." "Das ist genau das, was du verdienst Jay! Das hier ist gut für dich! Red's dir nicht selber aus oder schlecht! Im Leben geht's um so viel mehr als Arbeit!" rief er aus und packte seinen Bruder etwas grob am Arm. Manchmal fragte er sich wirklich, ob Jay und er echt verwandt waren. Ihre Lebenseinstellungen waren so unterschiedlich. Nicht dass das Gefühl, etwas nicht verdient zu haben, Will so unbekannt gewesen wäre, und ein Workaholic zu sein lag ebenfalls in der Familie, aber Jay schien ein richtiges Abo darauf zu haben. "Geh einfach und sei mit ihr zusammen, sobald sie zurück ist! Sag ihr, was du empfindest und mach die Sache offiziell!" "Glaubst du nicht, dass es zu früh dafür ist? Sie hat mir gesagt, dass sie das nur Schritt für Schritt kann. Du kennst ihre Geschichte sicherlich besser als ich. Sie ist halt nicht einfach irgendeine Frau." "Nein, ist sie sicherlich nicht. Aber irgendwie hat sie sich dich ja ausgesucht. Wenn sie das nicht wollte, wäre sie inzwischen schon weg, glaub mir mal. Rianne braucht dich nicht unbedingt, aber sie will dich ganz offensichtlich! Auch wenn ich absolut nicht verstehen kann, was an dir sturem Esel so besonders sein soll..." Will lachte leise als er Jays empörten Blick sah:"Ich mach nur Spaß! Manchmal musst du aufhören so viel zu denken und nur deinem Gefühl nachgehen! Sie ist eine erwachsene Frau und du weißt, dass sie selber entscheiden wird, was sie kann und was eben nicht. Soweit ich das beurteilen kann und wie ihr beiden euch anschaut, ist es jedenfalls weit mehr als nur eine Affäre!" Will glaubte, dass Rianne und Jay so viel mehr füreinander sein konnten. Er hatte es in ihren Augen gesehen, als sie letzte Woche zusammen im Molly's gesessen hatten und er hatte es noch viel länger im Gefühl gehabt. Riannes positive Energie konnte Jay Auftrieb geben und ihm helfen diesen Verdruss zu überwinden, den er stets mit sich herumtrug. Ihre unkonventionelle Art würde verhindern, dass sein Bruder vor seiner Zeit alterte und ständig so ernst war. Jay auf der anderen Seite würde ihr zeigen, dass es möglich war, sich vollkommen auf jemanden verlassen zu können, jemanden, der für sie da sein würde wann immer sie ihn brauchte, egal was auch geschah, auf Teufel komm raus. Und es war das erste Mal, dass Jay nicht zum Retter in der Not mutierte, wenn es um eine Frau ging. Er hatte ständig versucht Erin zu retten, auch wenn Will ihm schonend versucht hatte beizubringen, dass diese Frau einfach nicht hatte gerettet werden wollen. Er war nie davon überzeugt gewesen, dass sie die Frau war, die sein Bruder heiraten sollte. Jay hatte den Rettungsteil mit Camila auch versucht und mit Abby war er unter tragischen Umständen eine unglückselige Verbindung eingegangen. Jay schien zu verstehen, dass Rianne wohl in der Lage war selber zu entscheiden und zu handeln und dies respektierte. Die einzige Frage war, ob sie beide ihren Schutzwall vor dem anderen weit genug herunterlassen und ihre Ängste ausreichend zur Seite schieben konnten, um sich darauf einzulassen eine richtige Beziehung miteinander zu führen, anstatt in ein ständiges Hin und Her zu verfallen. Jay ließ Wills Worte auf sich wirken, das Gesicht in Falten gezogen. Dann lehnte er sich über die Bar zu ihrer Lockenmähne tragenden Barkeeperin. Scheinbar hatte er einen Entschluss gefasst. Ein leichtes Grinsen, welches Wills Herz erwärmte, bahnte sich Weg auf seinen ernsten Zügen: "Stella, würde es dir etwas ausmachen, wenn ich dich morgen von deinen Flughafen-Pflichten befreie?"

Our Scars (German Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt