Fireproof

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Fireproof (Titel by The National)

Quietschend und lachen rannten sie zum Bus zurück, durchnässt bis auf die Unterwäsche, weil es auf einmal doch einen heftigeren Wolkenbruch als erwartet gegeben hatte.

Rianne öffnete schnell die Schiebetüre des Campers und schloss sie mit einem lauten Krachen hinter sich und Jay.

"Ich liebe einfach ein gutes Gewitter," rief sie aufgedreht, als es draußen ein ebenso lautes Echo gab, gefolgt von einem Blitz.

"Ja ich auch, aber nur wenn man aus sicherer Entfernung von drinnen zugucken kann," Jay musste erst mal wieder zu Atem kommen, nachdem sie so schnell gerannt waren. Er sah weniger begeistert von diesem Wetterspektakel aus als Rianne. Sie lachte ihn aus. Da jagte er jeden Tag Verbrecher und Konsorten und schien von so etwas Simplen wie einem Gewitter eingeschüchtert?Sie nutzte die Vorteile des Busses und fischte einige Handtücher und Ersatzklamotten aus einem der Schränke heraus. Rianne händigte Jay ein Long-Sleeve aus, das ihm vage bekannt vorkam. Er hob nur eine Augenbraue, was sie wie immer dazu brachte sich zu fragen wie er das nur hinkriegte:

"Ist das nicht das, was du dir ausgeliehen hast, als du 'Yoga-Boarding' gemacht hast?"

"Hm... ich hab's gut aufbewahrt... du weiß schon, Angewohnheit... aber gern geschehen, jetzt hast du wenigstens was Trockenes zum Anziehen. Wir wollen ja nicht, dass du zusätzlich zu deiner ruinierten Schulter auch noch einen Schnupfen bekommst," verteidigte sie sich.

"Sag nicht, dass sie ruiniert ist! Sie ist schon wieder so gut wie neu!" beschwerte sich Jay.

Um ihr zu beweisen wie gut es ihm schon wieder ging, und wie gut er es alleine konnte, zog er seine Armschlinge und sein nasses T-Shirt aus und legte diesen immer noch sehr gut trainierten Oberkörper frei. Rianne musste ihm lassen, dass er gestern Nacht in der Tat Einiges mit ihr hatte anstellen können, verletzt hin oder her. Wenn sie an diese leidenschaftlichen Stunden zurückdachte, geriet sie immer noch ein wenig aus der Fassung. Sie hätte nicht gedacht, dass es möglich wäre ein weiteres, höheres Level an Intimität mit ihm zu erreichen.

Sie versuchte nicht zu lachen, aber Jay bewegte sich ein wenig ungelenk, da er nicht wie üblich aus seinem Shirt herauskommen konnte und der Platz im Camper begrenzt war. Sein Arm und die Schulter waren immer noch etwas steif und taten sicherlich höllisch weh, wenn er sie zu viel bewegte. Ein neues Shirt überzuziehen war noch schwieriger. Irgendwann konnte sie es nicht mehr länger ertragen und musste sich einmischen:

"Alter, ich kann mir das nicht mit anschauen. Bitte, lass mich dir helfen!"

Rianne hätte erwartete, dass er protestieren und auf stur schalten würde. Aber vielleicht gefiel es ihm ein bisschen umsorgt zu werden, oder es war wirklich zu schmerzhaft es alleine zu machen. Jay ließ sie die Ärmel aufrollen und sie steckte zuerst seinen verletzten Arm vorsichtig hinein, zog es ihm dann über den Kopf und dann über den anderen Arm. Während sie das tat musste sie wieder daran denken wie die Wunde unter der Kompresse aussah und ihr Herz schlug schneller. Sie musste das vergessen und loslassen, genau wie ihre anderen Ängste. Als sie fertig war, hielt Rianne seine Hände fest, verschränkte ihre Finger und schaute darauf hinab: "Ich hätte das auch irgendwie selber hingekriegt, das weißt du schon, oder?" sagte Jay leise und sie konnte hören, dass er lächelte."Ja, weiß ich. Ich wollte dir nur behilflich sein, weil... du weißt schon, weil ich dich liebe," sie schaute ihn an und kopierte seinen verzagten Ausdruck. Wenn man es einmal gesagt hatte, war es wesentlich leichter es auch zum zweiten oder dritten oder vierten Mal zu sagen. Sie liebte ihn wirklich. Dieser kleiner Funke von vor zwei Monaten, war inzwischen zu einem lodernden Feuer geworden und mittlerweile war es zu spät es alleine zu löschen, also warum es überhaupt probieren? Sie waren nun dicht an dich in dem engen Raum des Wagens, der Regen prasselte aufs Dach und Wasser rann die Fenster hinunter. Es war gemütlich beengt.Jay ließ ihre Hände los und legte ihr seine Rechte in den Nacken, um sie festzuhalten, lehnte sich ein Stück hinunter um ihr die Stirn zu küssen, ihre geschlossenen Augen und schließlich ihre Lippen. Riannes Herz schlug unkontrolliert, als Jay den Kuss vertiefte, ihre Beine damit in Pudding verwandelte und sie atemlos machte. Es war ihr einfach unbegreiflich. Sie fragte sich, ob sie je müde werden würden das zu tun, oder ob diese elektrische Spannung zwischen ihnen irgendwann langsam verebben würde? Gerade jetzt fühlte es sich eher so an, als ob sie mit jeder Minute, die sie miteinander verbrachten, stärker wurde. Wie eine Flutwelle, die sie immer weiter und weiter vom Ufer forttrug. Sie tranken Tee und verspeisten die Sandwiches, die sie gemacht hatte, warteten darauf, dass das schlechte Wetter sich verzog und als der heftigere Regen aufgehört hatte und es nur noch leicht tröpfelte, öffnete Rianne die rückwärtigen Türen des Campers. Sie legten sich auf das Bett dort hinten und schauten über den Strand und den Lake Michigan. Es war diesig, aber die Luft mild. Es roch wundervoll nach diesem heftigen Regenschauer. Nicht wie nach einem Sommerregen, der auf heiße Straßen fällt, aber erdig und frisch, sauber.

Our Scars (German Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt