S I E B Z E H N

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Hannes wechselte dann recht schnell das Thema, sodass wir über mein Studium redeten, bis die Pizzen fertig waren und während wir uns die dann teilten, war unser Gesprächsthema auf Fahrräder, vor allem Pauls Fahrrad, gefallen. Außerdem wusste ich jetzt, dass er neunundzwanzig Jahre alt war und diesen Sommer seinen dritten Runden feiern würde. Damit war er nur sechs Jahre älter als ich, worin ich absolut kein Problem sah. Auch Hannes wirkte nicht überrascht als ich ihm sagte, dass ich dreiundzwanzig war.

Es war wirklich angenehm Zeit mit Hannes zu verbringen. Während ich schon unseren ersten Morgen zusammen angenehm gefunden hatte, obwohl die Stimmung zwischen uns doch irgendwie seltsam war, genoss ich diesen Abend in vollen Zügen. Wir konnten miteinander lachen, hatten ewig viele Gesprächsthemen und überraschend viele Gemeinsamkeiten, aber auch mindestens genauso viele Unterschiede.
Die Zeit verging wie im Flug und nachdem wir dann aufgegessen hatten, hatten wir uns mit unserer zweiten Flasche Bier und der Packung Pralinen in sein Wohnzimmer verzogen.

„Möchtet du vielleicht lieber eine Jogginghose?" Ein amüsierter Ausdruck lag in seinen Augen, als ich mich in meiner Jeans auf sein Sofa setzte. Mein Blick fiel für einen Moment auf die tatsächlich sehr unbequeme schwarze Jeans, ehe ich zögerlich nickte. Dann musste ich wieder an unseren Morgen denken, an dem ich seine Klamotten schon einmal getragen hatte und mich darin nur eingeengt gefühlt hatte. Da konnte ich auch gleich in meiner Jeans hier sitzen bleiben.

„Nein, danke. Deine Klamotten sind alle so klein", schmunzelte ich und stellte meine Bierflasche auf einen kleinen Beistelltisch, der auf die Sitzfläche hineinragte. Hannes grinste daraufhin nur und zuckte mit den Schultern, als wollte er sagen „Dein Pech", ehe er sich neben mich fallen ließ und sich entspannt gegen die Rückenlehne lehnte.

„Jetzt wäre ich bereit", ließ ich ihn wissen und rutschte ebenfalls etwas nach hinten, um neben ihm sitzen zu können. Dabei entging mir der sofort nach meiner Frage auftretende Rotschimmer auf seinen Wangen nicht.

„Ähm... also...", fing er zögerlich an und rutschte unruhig etwas hin und her, bevor er eine bequeme Position gefunden hatte. „Wie du bei mir gelandet bist, weißt du ja schon." Ich nickte und forderte ihn damit gleich dazu auf, weiter zu reden. Vorfreude endlich alles zu erfahren britzelte in meinem Körper und ließ mich fast so nervös wie Hannes hin und her rutschen.

„Wir haben das Fahrrad im Hinterhof geparkt und du bist mit hoch gekommen, wo ich dir noch etwas zu trinken angeboten habe. Schlussendlich sind wir dann genauso wie jetzt hier am Sofa gelandet und haben Bier getrunken." Hannes nickte zaghaft, als wollte er sich damit selber bestätigen und lächelte dann vorsichtig.

„Und dann?" Wie sind wir vom Bier trinken beim Sex gelandet? Ich meine, ich wusste, wie schnell das gehen konnte, aber sonst hatte ich das Glück nur bei Frauen. Wie es bei einem Mann so weit kommen konnte, konnte ich mir nicht vorstellen.

„Wir haben ewig geredet und irgendwann hast du mich einfach gefragt, ob ich eine Freundin habe, weil ich wie ein Beziehungstyp auf dich wirke." Er lachte leicht, erinnerte sich dabei anscheinend an den Abend und meine Aussage zurück. „Dadurch sind wir dann auf meine Sexualität zu sprechen gekommen und du hast mir von Paul erzählt und dass er bisexuell ist."

„Paul gehört übrigens das Fahrrad", grätsche ich, warum auch immer, dazwischen und griff reflexartig nach meinem Bier und nahm einen langen Schluck daraus. Hannes lachte über meinen Einwurf nur und fuhr dann noch nervöser fort.

„Dann... hast du gesagt, dass du wissen möchtest, wie es ist einen Mann zu küssen... und ich habe halt angeboten..., dass du es gerne ausprobieren kannst, wenn du möchtest." Mit jedem Wort wurden seine Wangen roter und es brauchte deutlich mehr Überwindung seinerseits, um mir das zu erzählen.

„Und dann haben wir uns geküsst?", fragte ich dümmlich nach und versuchte mir zeitgleich vorzustellen, wie es wohl wäre ihn jetzt zu küssen. Gleichzeitig verfluchte ich mich erneut, dass ich mich an nichts erinnern konnte.

Hannes nickte schüchtern. Ob er an dem Abend auch so schüchtern war?
Irgendwie konnte ich mir das nicht vorstellen. Lag es daran, dass ich jetzt nüchtern war oder daran dass bereits so viel zwischen uns passiert war und ich mich an absolut nichts davon erinnern konnte?

„Wie?"

„Wie?", wiederholte Hannes verwirrt und sah wieder auf. Seine grauen Augen bohrten sich regelrecht in meine und machten es mir unglaublich schwer in Worte zu fassen, was ich damit meinte.

„Wie... haben wir uns geküsst? Habe ich mich zu dir gelehnt? Bist du zu mir gekommen? Mich interessieren die Details."

Hannes Wangen wurden nur noch dunkler und ich war mir sicher, bereits die Hitze von seinem Gesicht abstrahlen zu spüren, während er sich geniert räusperte.
„Zeigst dus mir?", fragte ich dann und änderte damit wohl den gesamtes Verlauf des Abends. Hannes riss fast panisch den Kopf hoch, sah mir aus forschenden Augen entgegen und suchte offenbar nach etwas, das zeigte, dass ich einen Witz gemacht hatte. Aber es war mein voller Ernst und das merkte auch Hannes langsam.

Er räusperte sich erneut und sein Kehlkopf hüpfte mehrmals als er nervös schluckte, ehe er sich etwas aufrichtete und langsam etwas näher kam.

„Du... hast mich gefragt, ob ich dir zeigen kann..., wie ich jemanden verführen würde, der mir gefällt. Was ich machen würde..., wenn derjenige jetzt hier auf meinem Sofa sitzen würde und ich alles tun dürfte."

Ich sah ihm neugierig zu, wie seine Hände meine Schultern fanden und er langsam sein Bein über meinen Schoß schwing und sich dann mehr als zögerlich auf meinen Oberschenkeln nieder ließ. Durch seine geringe Körpergröße, die hauptsächlich von seinen langen Beinen ausging, waren wir nun direkt auf Augenhöhe. Sein heißer Atem schlug mir direkt ins Gesicht und die Wärme, die von seinem Körper ausging, schwappte sofort auf mich über.
Sein betörender Duft, der mir schon die ganze Zeit über verführerisch in der Nase hing, haute mich beinahe vom Hocker, sodass ich fast kein Wort mehr herausbrachte.

„Ich denke, letztes Mal hast du das mit etwas mehr Selbstbewusstsein gemacht", wisperte ich, weil wir uns sowieso so nah waren und ich ihn damit nicht versprengen wollte.
Hannes reagierte wie erwartete mit einem schüchternen Blick, ehe er langsam den Kopf schüttelte.

„Diesmal bin ich nervös", offenbarte er mit mir einem leichten Zittern in der Stimme und es überraschte mich, wie wenig er seine Gefühle im Griff hatte, während er mir sonst immer nur diesen harten Blick zugeworfen hatte, der keinerlei Emotionen auch nur erahnen ließ.

„Warum?", fragte ich ehrlich verwirrt und auch etwas enttäuscht. Wenn er letztes Mal schon nicht nervös war, dann brauchte er das auch diesmal nicht sein. Immerhin hatten wir schon weitaus mehr getan, als dass er nur auf meinem Schoß gesessen war.

Meine Frage überraschte den Zahnarzt sichtlich, denn er zuckte etwas zusammen und zuckte dann mit den Schultern. „Keine Ahnung, ehrlich gesagt."

Ein Hannes zum Verlieben ✓Where stories live. Discover now