Z W E I U N D Z W A N Z I G

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Nachdem ich ja wusste, dass Hannes sein Auto wieder aus der Werkstatt hatte, dachte ich, dass es kein Problem war, wenn ich mit Pauls Fahrrad nach Hause fahren würde. Paul würde sich darüber freuen, ich musste nicht Busfahren und Hannes nicht mehr länger auf ein Fahrrad aufpassen, das nicht ihm gehörte. Eine win win win Situation also.

Ich hatte eingesehen, dass ich mit meinem Partyhut abschließen musste. Egal, wie viele Druckmittel ich gegen Paul hatte, ich würde ihn nie mehr zurück bekommen. Damit musste ich jetzt einfach leben und irgendwie versuchen damit zurecht zu kommen.

Dass Hannes davon jedoch nichts wusste und Panik bekommen würde, daran hatte ich natürlich nicht gedacht.

Umso mehr freute ich mich aber, als ich abends von einer unbekannten Nummer angerufen wurde und gleich davon ausging, dass es Hannes war.

„Na Maus", begrüßte ich ihn gleich fröhlich und konnte meinem Grinsen kaum Einhalt gebieten. Dass er mich noch am gleichen Tag anrief, freute mich ungemein.

„Hey... du... Es tut mir so leid. Irgendwer hat das Fahrradschloss von Pauls Fahrrad aufgeschnitten oder so... Ich habe es ganz sicher abgeschlossen, aber es ist trotzdem weg. Das tut mir so unglaublich leid. Ich komme dafür selbst–" „Hannes, ganz ruhig. Alles ist in Ordnung." Seine Sorge war unglaublich süß und brachte mich noch weiter zum Grinsen.

„Nein, Tim. Gar nichts ist in Ordnung! Das Fahrrad wurde geklaut!" Sein aufgebrachter Tonfall gemischt mit dem hörbaren schlechten Gewissen, ließ mich auch beinahe schlecht fühlen. Ich hätte ihm irgendwie mitteilen sollen, dass ich Pauls Fahrrad wieder mitnahm.

„Maus, ich bin heute damit nach Hause gefahren. Es steht sicher und abgesperrt hier bei uns im Hausflur. Es wurde nicht geklaut."

Das erleichterte Aufatmen am anderen Ende der Leitung entlockte mir ein Lachen, das Hannes nur schnauben ließ.
„Ich habe einen halben Herzinfarkt bekommen, als ich es nicht mehr im Hinterhof stand." Er schnaubte erneut, begann dann aber auch zu lachen. „Aber dann bin ich jetzt echt erleichtert."

Im Hintergrund hörte man das Klimpern von Schlüsseln und wie einen Moment später eine Tür aufsprang.
„Du hast mich direkt angerufen? Du bist nicht erst in deine Wohnung?", fragte ich überrascht und musste nochmals lachen.

„Ich bin erst in meine Wohnung, um nach deiner Nummer zu suchen und bin dann nochmal raus um zu schauen, ob es nicht vielleicht doch wo anders steht." Hannes lachte auch. „Als ich es dann beim zweiten Mal wieder nicht gefunden habe, habe ich dich noch am Hinterhof unten angerufen. Lieber enttäusche ich dich gleich, als es nur aufzuschieben."

„Du enttäuschst mich doch nicht. Du hättest vielleicht in Zukunft schlechte Karten bei Paul gehabt, aber mich tangiert das ja absolut überhaupt nicht, Maus." Ich konnte nur wieder lachen und auch Hannes begann zu lachen.
Ich mochte das Geräusch. Es klang so herzlich und pur.

„Nun, nachdem das Fahrrad ja nicht geklaut wurde, kann ich ja zur Feier und zur Beruhigung drei Pizzen bestellen." Man hörte es am anderen Ende rascheln und wie Schüssel beiseite gelegt wurden.

„Drei Pizzen? Du siehst nicht aus wie jemand, der einfach so drei Pizza verputzt", schmunzelte ich und lehnte mich auf meinem Schreibtischstuhl weiter zurück.

„Tue ich auch nicht", lachte Hannes. „Aber vielleicht freut sich ja ein bestimmter Jemand über eine Pizza. Salami? Hört sich das gut an?"

„Gab es nicht gestern erst Tiefkühlpizza?", fragte ich amüsiert nach und verstand seinen Wink mit dem Zaunpfahl natürlich. Mit dem bestimmtem Jemand war ich gemeint. Er wollte wieder den Abend mit mir verbringen und wer wäre ich, wenn ich dazu nein sagen würde.

„Ich dachte, du bist Student.Studenten sollten nicht wählerisch sein, wenn jemand anderes für ihr Essen zahlt."

Ach so, du zahlst also. Na dann sieht das schon wieder ganz anders aus. Pizza geht klar." Ich konnte über meine eigenen Worte nur lachen und auch Hannes lachte am anderen Ende.

„Für wen ist die dritte Pizza?"

„Ich habe Bock auf Pizzabrot."

„Mit viel Knoblauch?"

„Mit extra viel Knoblauch", antwortete Hannes wie aus der Pistole geschossen. „Und wenn dir das nicht passt, kannst du gerne auf dem Sofa schlafen. Ich lass mir meine Freude an gutem Knoblauch nicht kaputt machen." Er versuchte ernst zu klingen, konnte sein Lachen aber nicht ganz zurückhalten.

„Extra viel Knoblauch?", fragte ich zur Sicherheit nochmal nach, wartete aber gar nicht erst auf eine Antwort. „Kann ich dich heiraten?"

Hannes brach direkt in lautes Gelächter aus und brauchte einige Moment, bis er sich wieder einbekommen hatte. „Weil ich Knoblauch mag?", hinterfragte er kichernd und ich konnte mir beinahe bildlich vorstellen, wie rot seine Wangen gerade sein mussten.

„Ja! Ich bin mir mittlerweile sicher, dass alle meine Freunde Vampire sind, weil keiner, wirklich keiner, von ihnen Knoblauch mag." Davon war ich ehrlich überzeugt!

Hannes lachte nur wieder und ergötzte sich offenbar an meinem Leid. Und obwohl mir das Thema wirklich ernst war, konnte ich auch nur lachen.
„Dann hast du ja Glück mit mir. Ich mag Knoblauch. Viel Knoblauch."

„Ich gehe noch duschen und dann mache ich mich auf den Weg zu dir, ok Maus?"

Hannes ließ mich noch wissen, dass er gleich bestellen würde und dann auch noch schnell duschte. Unser Telefonat beendete er mit einem „Ich freue mich auf dich", was mich so aus der Bahn warf, dass ich weder etwas darauf erwidern, noch den Anruf beenden konnte. Hannes dagegen legte direkt danach auf, wodurch schon bald nur noch ein Tuten zu hören war.

Seine Wirkung auf mich war echt phänomenal.

Ein Hannes zum Verlieben ✓Where stories live. Discover now